WACHTENDONK. In den letzten Jahren hat er immer wieder mal seinen Friseursalon als Museumsraum genutzt, jetzt soll es dauerhaft werden. Franz-Josef Ruyters aus Wachtendonk eröffnet am Sonntag, 3. Oktober, sein „Kleines Friseumuseum“ und freut sich darauf, seine Gäste zu überraschen. Jeden ersten Sonntag im Monat zwischen 11 und 17 Uhr oder nach Vereinbarung können Interessierte viele Ausstellungsstücke aus unterschiedlichen Zeiten rund um den Friseurberuf bestaunen und interessante Geschichten dazu hören.

Der Salon des Familienunternehmens ist angesichts seiner traditionsreichen Geschichte ein denkbar passender Ort für ein derartiges Museum. Bereits sein Urgroßvater war hier seit 1875 tätig, auch sein Sohn folgte Ruyters als Friseurmeister nach, wenn auch nicht im Familienunternehmen. Mit Corona im Hintergrund und aus gesundheitlichen Gründen entschloss Ruyters sich im September 2020 dazu, nach über 40 Jahren das Unternehmen zu schließen.

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Dafür kann sich der 68-Jährige nun verstärkt seinem Museum widmen, das ihn schon einige Jahre begleitet. „Ich hatte immer schon einen Faible fürs Sammeln“, erzählt Ruyters. „So kam vieles zusammen.“ Einiges hat bereits vor seiner Zeit den Weg in den Salon an der Feldstraße 15 gefunden. Einige der Stühle zum Beispiel, die schon zu Kriegszeiten von seiner Familie genutzt wurden. Alte Haartrockner von 1930, Haarschneidemaschinen oder Rasiermesser finden sich ebenfalls unter den ausgstellten Utensilien. „Und sie funktionieren oft noch.“ Hinzu kommen thematisch passende Bildnisse, Schilder, Figuren und vieles mehr. Auch Einzelstücke gehören zur Sammlung. Etwa eine Intarsie, die ein Künstler eigenst für Ruyters angefertigt hat. Sie zeigt eine alltägliche Situation in einem Friseursalon. „Jedes Teil hat seine Geschichte. Ich möchte herausfinden, was die Besucher interessiert“, erläutert Ruyters.

Viele Erinnerungen im kleinen Friseurmuseum

Eine besonders persönliche Beziehung verbindet ihn auch mit einer verzierten Barbierschale. 1992 sah er sie bei einem Urlaub in der Bretagne – und verliebte sich sofort. Als streng limitiertes Stück eines renommierten Künstlers war sie aber nicht ganz billig: 800 Mark sagte das Preisschild, normale Schalen kosteten dagegen gerade einmal 30 oder 40 Mark. „Da sind wir erst einmal umgefallen.“ Aber nach einer entspannenden Kaffeepause entschieden er und seine Frau sich dann doch für ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. „An vielen Ausstellungsstücken hängen Erinnerungen“, sagt Ruyters.

Ein anderes, ungewöhnliches Stück ist eine Uhrenkette aus Menschenhaaren von etwa 1880 bis 1900. Was man anfangs für eine skurrile oder sogar gruselige Angelegenheit halten könnte, war damals ein Liebesbeweis. „Es war ein Verlobungsgeschenk. So trug der Mann immer etwas von seiner Liebsten bei sich.“

Geschichten können aber auch die Besucher erzählen und erleben gerade deshalb im kleinen Friseurmuseum hin und wieder eine Reise in die eigene Vergangenheit. „Früher gab es kein Gel, da feuchtete man das Haar noch mit einem Parfüm-Wassergemisch an“, erzählt Ruyters. Ein älterer Gast, der sich noch gut an seine früheren Friseurbesuche erinnern konnte, war beim Geruch so einer Mischung gedanklich sofort wieder in alten Zeiten. „Sie haben es seit 40 Jahren nicht gerochen und puff, ist es wieder da.“

Wissen weitergeben

Als Friseur mit Leib und Seele braucht Ruyters weiterhin, wie er erzählt, vor allem den Kontakt mit anderen Menschen. Dafür sei das Museum eine gute Gelegenheit. Worüber er sich aber besonders freuen würde, wäre es, jungen Kollegen etwas über alte Techniken zu erzählen, vielleicht beim Besuch einer Berufsschulklasse. „Einige Techniken beherrsche ich noch, die kann ich weitergeben.“ Das Wissen um Dauerwellen zum Beispiel sei heute kaum mehr verbreitet, aber der Wunsch nach solchen Dingen komme irgendwann wieder – wie man es aus der Mode kennt.

Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten gibt es unter kleines-friseurmuseum.de. Es gelten die 2G. Der Eintritt ist frei, Spenden gehen an das Familienhaus der Kinderkrebsklinik der Uni Münster.

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