GOCH. 44 neue, zusätzliche Spots in der Stadt, 170 Künstler – darunter Namen, die in der Streetart- und Grafitti-Szene Weltruhm genießen: Das sind die beeindruckenden Zahlen des „Goch History meets Street­art Urban Art Festival“, das vom 15. August bis zum 12. September in Goch stattfindet.

Kurator Benjamin Taag hat in den letzten Wochen jede Menge zu tun gehabt. Doch eines stellt er klar: „Ohne meine Familie und Freunde hätte ich das gar nicht geschafft! Sie haben mir den Rücken freigehalten und unglaublich mitgeholfen.“ So hätten ihn seine Frau und seine große Tochter bei der Organisation des Fes­tivals unterstützt und Künstler betreut, damit er sich um weitere Details des Festivals kümmern konnte.

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Geschichtsrunde durch die Weberstadt

Seine Frau Mareike Taag war es auch, die die Idee hatte, die jüdische Familie Valk und ihre 1943 im KZ Sobibor ermordete Tochter Leni in den Mittelpunkt der Geschichtsrunde durch Goch zu stellen. Sechs Stationen, die sie ausgearbeitet hat, beschäftigen sich mit dem Schicksal der Gocher Familie; zum Beispiel das ehemalige Geburtshaus von Leni Valk auf der Brückenstraße, dort wo sich heute das Sparkassen-Gebäude befindet. Zu jeder geschichtlichen Station gibt es einen QR-Code, den man mit dem Smartphone scannen kann und in den ein Video eingebettet ist (die NN berichteten). Der Berliner Streetart-Künstler Lacuna hat an einer Garagenwand gegenüber der Susmühle ein Bild der Familie Valk angebracht – Leni ist allerdings nur als Silhouette zu sehen. Dafür taucht sie an verschiedenen Orten in Goch, an denen sie sich aufgehalten hat, auf.

Heimatverein Goch ist Schirmherr

Von dieser Idee war der Heimatverein Goch, Schirmherr des „GhmS Urban Art Festival“ mehr als angetan. Grund genug, Nicholas Ganz, dem Vertreter des Künstlers, der anonym bleiben will, als Anerkennnung und Würdigung seiner Arbeit jetzt das Buch von Ruth Warrener „Wider das Vergessen – Jüdische Schicksale aus einer rheinischen Kleinstadt“ zu überreichen. „Die Bilder, die hier entstanden sind, sollen auch im Museum in Sobibor gezeigt werden“, berichtet Ganz. Der Besitzer des Hauses und der Garage, an der das Bild angebracht wurde, sei zu Tränen gerührt gewesen: „Das war für ihn eine Herzenssache, er hat eigens seinen Urlaub verschoben, um das fertige Bild sehen zu können“, berichtet Ganz. Berührt ist auch Ruth Warrener: „Die Idee, Leni auf dem Bild auszusparen, bringt es auf den Punkt.“ Das Bild soll in Zukunft auch noch mit einer Plexiglasscheibe geschützt werden, so Ganz.

Freiluft-Galerie in der Stadt

Generell, so erzählt Benjamin Taag, können die Streetart-Bilder fünf bis zehn Jahre halten. Im Vorfeld hat er sich mit den Eigentümern der Wände, Fassaden und anderer Flächen in Verbindung gesetzt und angefragt, ob dort Streetart-Bilder angebracht werden dürfen: „Die Akzeptanz war sehr gut; ich habe geklingelt und da kannte man mich schon vom letzten Jahr.“ Außerdem hat er immer das Profil des vorgesehenen Künstlers gezeigt: „Damit sie sich mental auf die Bilder einstellen können.“ Große Gemälde und Wandmalereien dominieren in der Innenstadt, hier wollte Bemjamin Taag eine Freiluft-Galerie entstehen lassen. Übrigens: Die Künstler arbeiten alle umsonst: „Sie vertrauen mir und schätzen das Konzept“, freut sich Taag, der auch „keinen Cent mit dem Festival verdient“. Als er im vergangenen Jahr mit dem ersten Festival startete, habe er noch gedacht: Mal sehen, wie die Stadt so ein Projekt verträgt: „Und es ist überraschend gut gelaufen“.
„Grafitti hat ein ganz eigenes Gesicht bekommen, man hat schon 2020 gesehen, was es sein kann“, hat Ruth Warrener beobachtet. Und Theo Aymans, Beisitzer im Heimatverein Goch, ergänzt: „Goch ist richtig schön bunt geworden – in alle Richtungen.“

Verbunden ist die Geschichtsrunde durch Goch, die ab dem 15. August startet, wieder mit einem Gewinnspiel. Wer mitmacht, kann auf iPads, Bluetooth-Boxen, T-Shirts und Kappen von Reell und Stickerpakete aus aller Welt hoffen. In der Laufmappe finden Interessierte alle nötigen Infos. Die Laufmappe gibt es als Download (PDF) auf der Homepage des Heimatvereins (www.heimatverein-goch.de), bei der Kultourbühne Goch, beim Museum Goch, bei der Volksbank an der Niers, bei der Bäckerei Heicks und Teutenberg und bei den Werbering-Fachgeschäften. Die Gewinner werden am 12. September, dem Tag des Denkmals, am Haus zu den fünf Ringen gezogen.

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