REES. Das Wichtige mit dem Besonderen zu verbinden: Das gelang dem Naturschutzzentrum im Kreis Kleve nun zum vierten Mal bei einer Ferienaktion mit dem Schwerpunkt Klimaschutz. Unter dem Thema „Inklusion – Natur für alle“ nahmen auf dem Wahrsmannshof in Rees 20 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren mit und ohne Handicap an vielen Aktivitäten rund um das Thema Klimawandel teil. Neben dem Ferienspaß war es ein Ziel, den Kindern ohne erhobenen Zeigefinger zu zeigen, wie sie etwas im Alltag bewirken können.

Durch die Aktion haben die Kinder einen Einblick bekommen, wie vielfältig das Thema Klimawandel ist. Jeden Tag wartete ein neues Thema auf sie, dem sie sich auf kreative und spielerische Art näherten. Gemeinsam hatten alle Tage das gemeinsame Frühstück um 9 Uhr. Da auch Konsum und Ernährung eine Rolle spielte, setzte das sechsköpfige Team um Sylke Döringhoff vom Wahrsmannshof auch beim von einer Köchin zubereiteten Mittagessen auf vegetarische, saisonale und regionale Produkte. Anhand der Etiketten des gekauften Obstes besprach das Team zum Beispiel die Herkunft von Lebensmitteln und die Verbindung zum dem Klimawandel.

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Jeden Tag etwas Neues

WahrsmannshofAm ersten Tag ging es zunächst darum, die Kinder auf spielerische Art mit den Begriffen vertraut zu machen. Allerdings sei den Kindern der Klimawandel keinesfalls unbekannt. „Alle haben es schon einmal gehört. Viele haben auch gute Ideen“, sagt Döringhoff. Darüber hinaus wurden die Kinder schnell aktiv und bauten Wetterstationen, einen Windmesser aus einem Hosenbein und eine Niederschlagsstation aus einer PET-Flasche. Über die Woche sammelten sie hierüber Wetterdaten auf einer Tafel. „Wir haben dann darüber gesprochen, dass das Wetter natürlich über Jahre gemessen wird“, erläutert Döringhoff. So zeige sich, dass es immer wärmer werde.

Re- und Upcycling war der Schwerpunkt am Dienstag. Hier bastelten die Kinder Einkaufstauschen aus T-Shirts, Gürtel aus Fahrradschläuchen, schöpften Papier aus Zeitungen und fertigten Portemonnaies aus Tetra-Paks. „Nur befüllen müssen die Kinder sie selbst“, sagt Döringhoff mit einem Lachen. Auf einem Waldspaziergang am Mittwoch lernten die Kinder über die Bedeutung des Waldes. Für Gemütlichkeit sorgten sie, indem sie ein kreisförmiges „Waldsofa“ aus Stöcken bauten. Hier drehte das Team auch einen Film, um die Erkenntnisse am Tag darauf noch einmal Revue passieren zu lassen und zu besprechen.

Wahrsmannshof
Die selbstgebauten Boote mussten zwischendurch auf Tauglichkeit getestet werden. NN-Foto: Thomas Langer

Die Energiegewinnung stand beim Bau von solarbetriebenen Booten im Vordergrund. Eines der Highlights für die Kinder, wie Döringhoff weiß. Über die Woche hinweg bauten sie ihre oft auch mit Namen getauften Schiffe aus verschiedenen Naturmaterialien – und stellten fest, dass nicht immer alles sofort nach Plan verläuft. So bekam das eine oder andere Boot auch mal Schlagseite. Gut, dass immer wieder Gelegenheit war, Fehler auszubessern und einen neuen Versuch im Pool oder Teich zu starten. Die große Jungfernfahrt erfolgte am Freitag bei einer Regatta auf dem nahegelegenen Baggersee. Mit einem umgebauten Fahrradrad näherten sich die Kinder zudem der Wasserkraft, der Windkraft wiederum mit eigenen Windrädern aus Papier.

Ein voller Erfolg

„Die Kinder haben unterschiedliche Talente und Bedürfnisse. Daher freut es uns, dass es gelungen ist, die Aktion allen zugänglich zu machen“, sagt Döringhoff. Die Resonanz der Kinder sei sehr gut gewesen. „Sie haben auch schnell zusammengefunden. Die meisten kannten sich immerhin nicht.“ Viele bekannte Gesichter würden zudem zeigen, dass die Aktion nachhaltig wirkt.

Das spiegelt sich auch in den Plänen der achtjährigen Lika wider. Zwar vermeidet ihre Familie ohnehin schon Autofahrten mit kurzer Distanz, sie selbst möchte nun aber noch mehr mit dem Rad fahren als sonst. In den Nachrichten hatte sie schon vorher vom Klimawandel gehört, richtigen Kontakt zum Thema hat sie aber erst in der Ferienaktion gefunden. „Ich habe mich damit nicht viel auseinandergesetzt, aber hier macht es viel Spaß.“ Ihr persönliches Highlight war das Upcycling und der Bootsbau. Auch, weil sie privat viel und gerne bastelt.

Eine Freundin machte die elfjährige Lea auf die Aktion aufmerksam. Durch Kindernachrichten war ihr Interesse am Thema schon zuvor geweckt worden, „aber hier hatte ich direkten Kontakt. Ich fand es sehr interessant.“ Gelernt hat sie nicht nur, wie der Klimawandel genau hervorgerufen wird und dass Tierarten bedroht sind, sondern auch, wie man etwas tun kann. Wie Lika gefiel auch ihr das Upcycling und der Bootsbau besonders gut.

Die Ferienaktion war ein Projekt des Naturschutzzentrums des Kreises Kleve, gefördert wurde sie vom Landschaftsverband Rheinland. Ein Umstand, für den Döringhoff dankbar ist: „Sonst wäre die Personalstärke nicht möglich gewesen.“ Und damit auch nicht der Umstand, allen Kindern gerecht zu werden.

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