GELDERN. In Gestalt eines beeindruckenden, zweigeschossigen Trucks machten Schüler der 7. und 8. Klassen des Friedrich-Spee-Gymnasiums eine Woche Erfahrungen mit der Technik von Morgen. Das Gymnasium hatte sich bei der Dr. Hans Riegel-Stiftung für einen Besuch des Touch-Tomorrow-Trucks beworben – und trotz vollem Terminkalender Glück.

Schüler für die MINT-Fächer zu begeistern ist das Ziel der Kampagne „Touch Tomorrow“. Dementsprechend fällt auch die Herangehensweise aus: Zwar gibt es auch mehr oder weniger klassische Informationsvermittlung, „dann aber auch selbst ausprobieren und Erfahrungen machen“, sagt Coach Hanna Wagner. Dennis Richter, Mathe- und Sozialwissenschafts-Lehrer und Verantwortlicher für die Berufsorientierung, besuchte den Truck mit seiner 8d und zeigt sich sehr angetan. „Die Schüler können hier viel selbstständig und interaktiv arbeiten und das zu aktuellen Themenbereichen. Es ist etwas zum Anpacken und zum Erleben.“

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Über die normale Informationsvermittlung hinauszugehen war einer der Gründe für die Bewerbung. Laut Richter könne man auch eine Sinnhaftigkeit erfahren: „Warum machen wir das hier gerade in Mathe?“, nennt er ein Beispiel. Ebenso gebe der Besuch Denkanstöße für berufliche Möglichkeiten. Das Feedback der Schüler sei sehr positiv.

Von 8 bis 15.30 Uhr besuchten Gruppen von zwölf Schülern den Truck für jeweils 90 Minuten. Für die Klassen war es eine Pflichtveranstaltung, „einfach als Ersatz für eine Berufsfelderkundung. Dieses Jahr konnten wir recht wenig machen“, sagt Richter. Praktika seien oft nicht möglich gewesen. Freiwillig war dagegen nachmittags ein Roboter-Programmierkurs.

Spannende Stationen im Touch-Tomorrow-Truck

An den Stationen des Touch-Tomorrow-Trucks gibt es viel zu entdecken: Zum Beispiel die Gedankensteuerung. „Hier geht es darum, wie das Gehirn funktioniert, aber auch, wie man es nutzen kann, um Dinge zu steuern“, sagt Wagner. Als Beispiel nennt sie eine Armprothese, was derzeit erforscht werde.

An der Station können Schüler über eine Art Stirnband an einem Bildschirm Kugeln durch einen Parkour steuern. Das Gerät erkennt anhand der Gehirnströme, wie ruhig die Schüler sind, entsprechend rollt die Kugel schneller oder langsamer. Leichte Kopf- und Augenbewegungen steuern die Kugel zusätzlich ein wenig, die Programmierung macht den Rest.

Beim „Precision Farming“ geht es um künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft, die zum einen auf bessere Erträge abzielt, aber auch Hindernisse – darunter Tiere – erkennen kann, um Probleme zu vermeiden. Spielerisch können die Schüler selbst so eine KI trainieren.
An einer anderen Station geht es um die Mobilität der Zukunft. Das anhand eines Modells des Hyperloop, eines Zuges, der mit einer Magnetschwebetechnik fährt. „Und zwar durch ein Vakuum. Er erreicht Geschwindigkeiten von über 1.000 Kilometern pro Stunde,“ sagt Wagner.

Mit Virtual Reality-Brillen können Schüler auch in einer virtuellen Welt eine Maschine reparieren. Dabei bauen sie Teile aus- und wieder ein. „Das ist wahrscheinlich die beliebteste Station“, erzählt Wagner. Nicht weniger faszinierend sind die Smartglasses (Augmented Reality), mit denen man einen Elektromotor zusammenbaut. Über diese Brillen wird nicht nur eine Anleitung in Worten eingeblendet, sondern auch das aktuell zu verbauende Teil mitsamt der zum Arbeitsschritt passenden Bewegung.

Programmierung kommt ebenfalls nicht zu kurz, und zwar in Form des menschlich wirkenden Roboters Nao. „Wir wollen den Schülern aber keine Programmiersprache beibringen, sondern einen niedrigschwelligen Einstieg geben. Wir möchten zeigen, dass Programmieren gar nicht so schwierig ist und sogar Spaß machen kann“, sagt Wagner mit einem Lachen.
Weitere Stationen sind „Plastik aus Holz“, das die aktuelle Forschung nach Bio-Kunststoffen aufgreift, sowie „Smart Textiles“. Am MINT-Navi können sich die Schüler auch über bestimmte Fächer, Ausbildungsberufe und Studiengänge informieren.

Infos für Zuhause

Auf dem „Iko“, einem roten Würfel, können die Schüler außerdem während ihres Besuchs Informationen von den Stationen, die sie interessieren, für Zuhause speichern. Über eine Touch-Tomorrow-App gibt es weitere, generelle Infos.

Wie die Schüler während einer gemeinsamen Abschlussbesprechung erzählten, rechnen sie den präsentierten Techniken klare Zukunftschancen aus. Vor allem die Smartglasses haben das Vertrauen der Schülerschaft gewonnen, eine Schülerin zeigte sich aber auch vom Potenzial der KI für die Landwirtschaft überzeugt. Besonders Spaß gemacht hat ihnen neben den Smartglasses aber auch der Abstecher in die virtuelle Realität – da hat sich der Besuch definitiv gelohnt.

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