Mittels einer schwimmenden Photovoltaikanlage soll auf diesem See auf Hüdderath künftig grüner Strom erzeugt werden. Ein Teil des Stroms wird zum Betrieb des dortigen Kieswerk verwendet, der andere Teil wird in grünen Wasserstoff umgewandelt. Durch den See verläuft die Grenze zwischen den Kommunen Kevelaer und Weeze. Foto: privat:

NIEDERRHEIN. Dieses Projekt könnte eine Blaupause für weitere sein. Die drei niederrheinischen Unternehmen Teunesen group (Sitz in Weeze, Hauptverwaltung im niederländischen Heijen), Omexom Smart Technologies (Uedem) und Wystrach (Weeze) wollen gemeinsam grünen Wasserstoff erzeugen und vermarkten. „WasserstoffImpuls Niederrhein – WIN” heißt ihr innovatives Projekt.

Auf dem See des Kieswerks Hüdderath, zwischen Weeze und Kevelaer gelegen, soll mithilfe einer schwimmenden Photovoltaikanlage grüner Strom gewonnen werden. Von den rund 90 Hektar Seefläche sollen rund fünf Hektar für die Erzeugung von grünem Strom genutzt werden Die schwimmende Photovoltaikanlage hat den Vorteil, dass sie keine wertvollen landwirtschaftlichen Flächen belegt. Zudem werden die Solarmodule und die Elektroinstallationen auf natürliche Weise gekühlt, wodurch sie leistungsfähiger werden. „Die schwimmende Photovoltaikanlage bildet kein Hindernis für eine spätere Nutzung des Sees, beispielsweise für touristische Zwecke”, betont Twan Teunesen vom Leadpartner Teunesen. Ein Teil des Stroms wird für den Betrieb des Kieswerks genutzt, ein anderer Teil mittels Elektrolyse in grünen Wasserstoff umgewandelt und gespeichert. Dieser Energieträger steht weiteren Unternehmen zur Verfügung. Zu den Abnehmern gehören der Projektpartner Wystrach und andere Firmen wie Chefs Culinar aus Weeze. Die technische Umsetzung des Projekts wird von Omexom Smart Technologies unterstützt. Das Besondere am Projekt WasserstoffImpuls Niederrhein: Es bietet ein geschlossenes Konzept von der Stromerzeugung bis zur regionalen Vermarktung des grünen Wasserstoffs. Die Investitionssumme beläuft sich auf etwa elf Millionen Euro. „Wir wollen mit dem Projekt einen Beitrag zur CO2-Reduzierung und damit zum Klimaschutz leisten”, sagt Twan Teunesen. Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve GmbH, freut sich, „dass sich drei regional ansässige Unternehmen zusammentun, um gemeinsam ein innovatives und zukunftsweisendes Pilotprojekt zu entwickeln.” Kuypers sieht langfristig 1.000 Arbeitsplätze entstehen. Den technischen Projekt-Part übernimmt Omexom. „Wir wollen etwas verändern”, sagt er. Mit unserem Netzwerk haben wir die Möglichkeit geschaffen, sich Rat und Hilfe zu holen. Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Energieträger der Zukunft, den wir auf dem Weg zur Klimaneutralität brauchen. Deshalb verbinden wir als Systemintegratoren die technischen Möglichkeiten, um via Elektrolyse aus Solarstrom grünen Wasserstoff zu gewinnen und zu speichern”, erklärt Drazen Petrovic, verantwortlich für das Partnermanagement bei Omexom. „Als Systemlieferant für Wasserstofftechnologie beteiligen wir uns gerne mit unserem Wissen und unseren Produkten. Die Technologie ist marktreif und verfügbar, von der Erzeugung bis zum Verbraucher”, so Wystrach-Geschäftsführer Wolfgang Wolter. Gleichzeitig ist Wystrach ein bedeutender Abnehmer des Wasserstoffs. Auch Chefs Culinar, Großhandel für die Gastronomie, Hotellerie und Großverbraucher aus Weeze ist an dem Projekt interessiert. „E-Mobilität stößt im LKW-Verkehr an ihre Grenzen”, erklärt Geschäftsführer Dr. Christian Moll. Mit 150 Fahrzeugen in Weeze und 1.100 LKW im bundesweiten Einsatz biete sich ein großes Potenzial für die Nutzung von grünem Wasserstoff. Der innovative Charakter des Projekts liegt darin, dass bewährte Komponenten wie Photovoltaikanlage, Elektrolyseur und Speicherkapazitäten auf eine neue Art und Weise zusammengeschaltet werden. Die geplante Vorgehensweise ist nicht gängige Praxis. Da das Projekt auch Forschungspotenzial birgt, streben die Projektpartner eine wissenschaftliche Begleitung an. „In der Region ist natürlich die Hochschule Rhein-Waal unser erster Ansprechpartner”, so Teunesen. Hier werden in Kürze Gespräche angestrebt. Aufgrund des Pilotcharakters des Projekts wurden Fördermittel beantragt.

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Zurzeit wird der Genehmigungsantrag vorbereitet, die Teunesen group hat Fördermittel beantragt. Sie werden dringend benötigt, denn aus eigenen Mitteln können die Partner das Projekt nicht stemmen. Der konkrete Zeitpunkt der Realisierung hängt von dem erforderlichen Genehmigungsverfahren ab. Die Partner hoffen, in 2023 beginnen zu können. Drei Ausbaustufen sind für das Pilotprojekt vorgesehen: im ersten Schritt die Gewinnung von Solarstrom, anschließend die Erzeugung und Vermarktung von grünem Wasserstoff und zum Abschluss die Speicherung und mögliche Rückverstromung. Diese drei Schritte sollen direkt ineinander übergehen. Die Projektergebnisse sollen danach zügig auf andere Standorte übertragen werden.

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