“Kunstfenster” öffnen sich im Atelierhof in Geldern

Sechs Gelderner Künstler geben am Brühlschen Weg 12 am Wochenende ein Lebenszeichen

Atelierhof Kunstfenster Geldern
„Wie ein Geschenk“: Arnhild Koppel (l.) und Nanni Wagner treffen sich zum Austausch im Hof ihres gemeinsamen Ateliers. NN-Fotos (3): MB

GELDERN. Im Zuge der Corona-Pandemie und des andauernden Lockdowns durchleben zahlreiche Berufsgruppen schwere Zeiten. Betroffen sind nicht zuletzt Künstler, hier aber in recht unterschiedlichem Ausmaß. Während für Musiker und Kabarettisten noch alternative Auftrittsmöglichkeiten gefunden werden, „werden bildende Künstler in der öffentlichen Wahrnehmung etwas vergessen“, hat Nanni Wagner beobachtet. Um dies zu ändern, hat die Gelderner Künstlerin mit fünf Kollegen die Aktion „Kunstfenster“ im Atelierhof Brühlscher Weg 12 in Geldern ins Leben gerufen, die am Wochenende startet.

Ausstellungen abgesagt, offene Ateliers nicht erlaubt, Galerien geschlossen, ebenso Malschulen – viel geht derzeit nicht für bildende Künstler. „Wir arbeiten aber auch in Corona-Zeiten weiter. Und das wollen wir zeigen“, betont Wagner, die selbst derzeit ihre Schüler nicht unterrichten darf und inzwischen so viele Werke geschaffen hat, dass sie damit eine große Ausstellung bestücken könnte.

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Wie aber lässt sich dies coronakonform durchführen? Die Lösung: eine Fenster-Ausstellung. Jeder der sechs Künstler im Gelderner Atelierhof gestaltet die Fenster seines Ateliers mit Werken selbst und zeigt sie jeweils am ersten Wochenende des Monats.

Atelierhof öffnet heute und morgen erstmals die “Kunstfenster”

Atelierhof Kunstfenster Geldern
Die Fenster der Ateliers bieten einen Einblick in die Arbeit der sechs Künstler.

Erstmals findet die Aktion am morgigen Samstag und am Sonntag, 2. Mai, statt und ist zunächst bis zum Jahresende angedacht. An jedem ersten Wochenende im Monat gibt es neue Werke zu sehen, die die Künstler während der Corona-Zeiten geschaffen haben – von Malerei über Fotografie bis zu Keramik und Objekten. „Mit dem Wechsel wollen wir zeigen, dass Kunst lebendig ist, dass wir weiter Kunst schaffen“, sagt Arnhild Koppel, eine der Künstlerinnen im Gelderner Atelierhof. Sie selbst muss die Eröffnung ihrer Atelier-Galerie in Straelen seit einiger Zeit von Monat zu Monat verschieben, „obwohl längst alles fertig ist“.

In Zeiten, in denen Ausstellungen untersagt sind, ist die Arbeit als Künstlerin zwar „nie unbefriedigend“, sagt Koppel. „Man kommt aber irgendwie nie zum Abschluss, wenn man seine Werke nicht zeigen und sich mit anderen Künstlern austauschen kann“, ergänzt Wagner. Stattdessen wandern alle Arbeiten umgehend ins Archiv. Umso mehr wirkt der Atelierhof in Geldern für die sechs dort ansässigen Künstler „wie ein Geschenk“, sagt Wagner. „Wir können uns draußen im Hof treffen und uns über unsere Arbeit austauschen.“ Für sie selbst seien die Gespräche mit den Kollegen derzeit oftmals die einzigen sozialen Kontakte, die möglich sind.

Gelderner Künstler geben Einblicke in ihre Arbeit

Im Rahmen der „Kunstfenster“ möchten die Künstler einen Blick auf ihre Arbeit und ihre Arbeiten gewähren. Der Hof ist zwar grundsätzlich für Besucher geöffnet, am Samstag und Sonntag aber sind in den Fenstern dann die Werke zu sehen. Um der aktuellen Situation gerecht zu werden, wird auf dem Hof ein Einbahnstraßensystem eingerichtet, zudem gelten Abstandsregeln und Maskenpflicht. „Am Niederrhein ist man viel mit dem Rad unterwegs oder geht spazieren. Wir würden uns freuen, wenn der eine oder andere auf seiner Runde bei uns vorbeischaut“, sagt Wagner.

Kunstfenster
An der Aktion „Kunstfenster“ im Atelierhof Brühlscher Weg 12 in Geldern nehmen teil: Nanni Wagner, Arnhild Koppel, Jörg Möller, Günter Rinkens, Dana Fuchs und Eliana Schwarzenberg.
Wer Interesse an bestimmten Werke der Künstler hat, die im Rahmen der „Kunstfenster“ zu sehen sind, kann sich direkt mit ihnen in Verbindung setzen.

Ob die Aktion über das Jahresende hinaus verlängert wird, hängt zum einen von der Corona-Lage ab. „Wir hoffen, dass im Herbst vielleicht ein offenes Atelier möglich ist“, sagt Arnhild Koppel. Zuletzt gab es dies im Jahr 2019. Ob die „Kunstfenster“ auch in 2022 weiterlaufen, „hängt von uns Künstlern ab“, sagt Nanni Wagner. „Ob wir etwas vermissen und ob wir weiter Freude daran haben, die Fenster zu gestalten.“

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