GOCH. Das öffentliche Kulturleben liegt seit dem 2. November erneut brach und jüngst wurde der harte Lockdown bis zum 14. Februar verlängert. Keine leichte Situation, wie Museumsdirektor Dr. Stephan Mann weiß:

„Es ist einfach traurig, ein Museum lebt vom Diskurs und der Diskussion, auch über schwierige Themen – das verlieren wir momentan.“ Doch er betont: „Museen sind zwar nicht der Treiber der Corona-Infektionen, aber wir sind Teil der Gesellschaft und können uns unserer Verantwortung nicht entziehen. Der Fokus liegt ganz klar auf der Gesundheit der Menschen.“

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Verlängerung

Und man blicke trotz allem hoffnungsvoll in die Zukunft. Die aktuelle Ausstellung mit Bildern vom „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel „German Urban Pop Art“ wurde jetzt bis zum 15. Juni verlängert: „Wir sind guter Hoffnung, dass wir die Ausstellung eröffnen können“, so Dr. Mann. Um einen ersten Einblick in die Werke des Kölner Künstlers zu geben, wurden kürzlich im Museum kleine Videoclips gedreht, die auf der Homepage (www.museum-goch.de), auf Ins­tagram und Facebook zu sehen sein werden. „Das soll natürlich kein Ersatz für ein Originalbild sein“, unter­streicht der Museumschef, „deshalb liegt unser Fokus bei den Videos auch nicht auf der Professionalität.“
Gedacht seien sie eher als Anregung, sich mit dem Werk von Thomas Baumgärtel zu beschäftigen, der politisch relevante und kunsthistorisch interessante Bilder schaffe. Bereits 2008 hat ihm das Museum Goch eine Ausstellung gewidmet. Die aktuelle Schau blickt zurück auf zehn Jahre seines künstlerischen Schaffens.

„Werkzeug“

Mit seinen politischen Bildern prangert Thomas Baumgärtel die Zeitgeschichte markant und unmissverständlich an, heißt es im Begleittext zur Ausstellung. Dabei sei ihm auch in diesen Bildern die Banane ein ideales „Werkzeug“, um auf aktuelle politische Ereignisse, auf Fehlentwicklungen oder gesellschaftliche Skandale kritisch einzugehen. Baumgärtels Stellungnahmen gründeten dabei auf einer zutiefsts demokratischen Haltung. Die Banane sei dabei mehr als ein humoristisches Wiedererkennungssymbol. Sie stehe vielmehr für den konzeptionellen Ansatz des Künstlers, der im Rückblick auf das Lebenswerk von Jahr zu Jahr deutlicher zutage trete.

Verschiebung

Im vergangenen Jahr, im ersten Lockdown, musste die Ausstellung „Low Pressure“ mit Werken der amerikanischen Künstlerin Wendy White verschoben werden. Als neuer Termin war ursprünglich der März dieses Jahres vorgesehen. Auch hier kam es nun aufgrund der andauernden Corona-Pandemie wieder anders. „Diese Ausstellung haben wir in den Sommer gelegt“, berichtet Dr. Mann, „Wendy White soll sie selber eröffnen und kuratieren; sie kommt aus New York, das muss alles abgestimmt werden.“ Gefördert wird die Ausstellung mit Mitteln der Kunststiftung NRW. „Die Gelder wollen wir natürlich auch so einsetzen, dass die Austellung stattfinden kann“, sagt Dr. Mann. Wendy Whites Arbeiten seien in vielerlei Hinsicht eine permanente Untersuchung und Ausweitung der Möglichkeiten traditioneller Leinwandmalerei. Außerdem setze sie sich mit Markenfetischismus auseinander und thematisiere in ihren Werken die Möglichkeiten der Werbung.

Aber auch, wenn das Museum zurzeit geschlossen ist, geht die Arbeit im Hintergrund weiter. Die Volontärin Natascha Frieser arbeitet den Nachlass der Sammlerin Hiltrud Neumann auf (die NN berichteten), und das neue Depot wird weiter eingerichtet. „Das muss durchdacht werden, im besten Falle soll die Ordnung dort 50 bis 80 Jahre Bestand haben“, beschreibt Dr. Mann die anfallenden Aufgaben. Und nicht zuletzt mache man sich jetzt schon Gedanken über das kommende (Ausstellungs)-Jahr.

Stringtime NiederRhein 
erst wieder 2022

Eine andere Veranstaltung, die seit vielen Jahren nicht nur die Gocher Kulturszene bereichert – die Stringtime NiederRhein – kann in diesem Jahr aufgrund der Pandemie nicht stattfinden. Geplant war sie vom 26. März bis zum 4. April. 50 Kinder aus Polen, den Niederlanden und Deutschland wären bei der trinationalen Streicherakademie, federführend von der Kultourbühne Goch durchgeführt, zu Gast gewesen. „Wir haben lange mit der Kultourbühne und dem Bürgermeis­ter zusammen überlegt, aber es gab keine Chance, die Kinder in der jetzigen Situation privat unterzubringen“, bedauert Dr. Mann, der auch Fachbereichsleiter Kultur und Integration ist. Dieser Familienanschluss sei eben auch Teil der Stringtime-Atmosphäre. „Die Konzerte leben ebenfalls von Atmosphäre; da möchte man nicht mit Angst vor Ansteckung im Publikum sitzen, man möchte sich in die Musik fallen lassen“, erklärt Dr. Mann.

Besonders schade sei, dass die diesjährige Stringtime zudem den Rahmen für den Abschied des langjährigen künstlerischen Leiters, Professor Gotthard Popp, geboten hätte. „Wir werden nun zwei bis drei klassische Konzerte im Herbst veranstalten, die Professor Popp dirigiert und bei denen internationale Solisten, die an der Stringtime hätten teilnehmen sollen, gastieren“, schildert Dr. Mann die weitere Planung, „damit möchten wir uns bei ihm bedanken und starten dann neu in 2022.“ Neue künstlerische Leiterin wird die renommierte Geigerin Ariane Mathäus aus Freiburg. Sie gehört seit einigen Jahren zum Dozententeam der Stringtime NiederRhein und ist als Musikerin international gefragt.

NN-Foto: Rüdiger Dehnen

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