NIEDERRHEIN. Nachhaltigkeit, Umweltschutz, fair gehandelte Produkte – das Bewusstsein der Konsumenten steigt. Und das nicht nur wegen des drohenden Klimawandels. Adeola Ajayi, Abraham Chibo, Lisa Nitschke, Regina Wilhelm und Zeynab Ahmadli, Studenten der Hochschule Rhein-Waal in Kleve, haben im Rahmen des internationalen Studiengangs Sustainable Development Management (nachhaltige Entwicklung) einen „nachhaltigen Einkaufsführer“ für die Region erstellt. Der ist ab sofort online abrufbar, ab kommender Woche auch in gedruckter Form.

Eigentlich hätte die Broschüre bereits im Mai 2020 erscheinen sollen – doch Corona und der Lockdown haben die Projektarbeit erschwert. „Unterm Strich hat es zeitlich nicht geklappt, zumal wir uns auch nicht mehr treffen konnten und alles digital laufen musste“, erklärt Lisa Nitschke, die ihr Studium mittlerweile bereits erfolgreich abgeschlossen hat. So konnte letztlich auch nicht das fertige Ergebnis bewertet werden, sondern „nur“ der Bericht über den Ablauf. Trotzdem, sagt Nitschke, sei die Resonanz durchweg positiv ausgefallen. Für die Arbeit gab es am Ende eine 1,3 – und Lob von allen Seiten. „Es gibt so viele Details und Ideen, so viele Informationen, die die Gruppe gesammelt hat“, reiht sich auch Sebastian van Ledden vom Eine-Welt-Netz NRW, der die Studenten unterstützt hat, ein und bescheinigt ihnen, „eine sehr umfassende und beeindruckende Perspektive auf Nachhaltigkeit in der Region“ erstellt zu haben.

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Vom Spargelhof bis
zum Second-hand-Laden

Der rund 60 Seiten umfassende Sustainable Lifestyle-Guide listet vom Bio- oder Hofladen bis zum Bauernmarkt, Spargelhof und Imker rund 70 lokale Anbieter von regionalen oder biologisch produzierten Produkten auf. Dazu zählen auch Anbieter aus den Bereichen Second-hand wie die Palette-Läden in Goch und Kleve, das Fairkaufhaus in Geldern und die „Kinderstube“ in Keve­laer, Anbieter aus dem fairen Handel (Weltläden), Unverpackt-Läden sowie Repair-Cafés. Zu allen Betrieben findet man Kontaktdaten und Öffnungszeiten. Zusätzlich werden einige von ihnen per Steckbrief näher vorgestellt, darunter die Genossenschaft Tuwas, die in Xanten ein Ladenlokal betreibt oder der Freundeskreis Ghana, der als gemeinnütziger Verein handgefertigte Produkte kleinerer Produzenten aus Ghana anbietet und mit dem Erlös eine Schule in dem westafrikanischen Land unterstützt.

Die Broschüre findet man im Internet auf der Seite vom eine-welt-netz-nrw.de.

„Der Aufwand war schon riesig“, räumt Lisa Nitschke im Nachhinein ein, dass man eben diesen zu Beginn der Projektarbeit vielleicht etwas unterschätzt hatte. „Wir haben die Betreiber unter anderem gefragt, aus welcher Motivation heraus sie das machen oder wie der typische Kunde aussieht“, nennt sie einige Aspekte, die berücksichtigt wurden. Befragt wurden die Betreiber auch zu weiteren Kriterien, etwa ob sie auch inklusive Mitarbeiter haben oder Ökostrom nutzen. Und natürlich wurden auch Konsumenten befragt, um das Einkaufsverhalten auszuwerten. Darüber hinaus informiert der Sustainable Lifestyle-Guide über saisonal verfügbares Obst und Gemüse, hält ein Nachhaltigkeitsquiz bereit und bietet mit Aufsätzen über nachhaltigen Konsum und Güte-Siegel die Möglichkeit, sich näher mit der Thematik zu befassen. Langfristig zahlt sich der nachhaltige Einkauf aus.

Weil die Studenten bei ihren Recherchen immer wieder auf Vorbehalte bezüglich höherer Kosten gestoßen sind, zeigt ein Artikel auf, dass die Kosten nachhaltiger Produkte über einen längeren Zeitraum und ganzheitlich betrachtet in einer „gesteigerten Gesundheit und Vitalität, verringertem Rohstoffverbrauch, reduziertem Energieverbrauch und verbesserter Effizienz“ begründet sind. „Langfristig ist der nachhaltige Einkauf nicht so aufwändig und teuer wie es anfangs scheint, da dieser preiswerter wird als der Kauf nicht nachhaltiger Optionen“, hält Abraham Chibo fest: „Es ist unerlässlich, dass wir als Verbraucher gut über die Kaufentscheidungen, die wir treffen, informiert sind und dass wir unsere Kaufkraft in einer Weise einsetzen, die uns die Entscheidung für vertrauenswürdige und nachhaltige Produkte ermöglicht.“

Hochschul-Standorte
Kleve und Kamp-Lintfort

Supermarkt-Ketten wurden im Rahmen des Projekts nicht berücksichtigt, auch wenn diese zum Teil Bio-Ware und regionale Produkte anbieten. Weil es den Projektrahmen ebenfalls gesprengt hätte, sind nur ausgewählte Kommunen beteiligt. Dazu zählen die beiden Hochschul-Standorte Kleve und Kamp-Lintfort, aber auch Kevelaer, Geldern, Xanten, Weeze und Goch. „Weil man hier einen guten Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr hat“, sagt Lisa Nitschke. Ausgegangen sei man dabei von den beiden Hochschul-Standorten, „weil die Zielgruppe zunächst Studenten waren“. Allerdings würde man sich freuen, wenn sich weitere Studenten dazu entschließen, die Projektarbeit fortzusetzen und nachhaltige Angebote in weiteren Kommunen auszuwerten.

Die Broschüre ist kostenlos erhältlich, in deutsch und englisch, und bewusst ohne copyright. In der Hochschule und in einigen Läden wird sie in limitierter Auflage von jeweils 500 Exemplaren ebenfalls bald ausliegen. Gewünscht ist auch, dass die Kommunen eigene Ausdrucke anfertigen und in den Rathäusern auslegen. Die Broschüre findet sich hier

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