Prof. Dr. Ralf Klapdor

KREIS KLEVE. Beim ersten Hinschauen ist man eher geneigt, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Ein Verstoß gegen geltende Bestimmungen liegt nicht vor. Man lässt die Fakten auf sich wirken, versucht, sie einzuordnen und zu bewerten. Bei einigen Menschen stellt sich später ein gewisses Unbehagen ein. Sie sprechen mit anderen darüber und schon ist die Geschichte in der Welt. So auch in der folgenden Personalie. Sie betrifft den Umgang der FDP-Kreistagsfraktion Kleve mit einer langjährigen Mitarbeiterin.
Gabriele Meinert arbeitet seit rund 21 Jahren in der Geschäftsstelle der FDP-Kreistagsfraktion mit einer Stundenzahl von 15,6 Stunden. Nach jeder neuen Kommunalwahl sei ihr Beschäftigungsverhältnis mündlich verlängert worden, so Meinert auf Nachfrage der Niederrhein Nachrichten. Eine solche Verfahrensweise habe sie auch für die Zeit nach der Kommunalwahl im September 2020 unterstellt. Doch weit gefehlt. Statt einer Verlängerung habe sie nur zufällig erfahren, dass ihre Stelle ausgeschrieben und die Mitglieder mit dem Hinweis angeschrieben worden seien, sich bewerben zu können. „Ich war völlig überrascht. Es hat doch immer alles reibungslos geklappt.” Beschwerden über ihre Arbeitsleistung habe es nicht gegeben. Eine Information über ihre Entlassung und deren Gründe sei dann durch den Vorsitzenden der FDP-Kreistagsfraktion Kleve, Prof. Dr. Ralf Klapdor, erfolgt. Allerdings nur mündlich. Nicht vis à vis. Klapdors Begründung für die Entlassung seiner langjährigen Mitarbeiterin: Meinert habe sich im Landratswahlkampf nicht kooperativ gezeigt. „Ich habe intern eine andere Meinung als die der Kreis-FDP vertreten.”

Prof. Dr. Ralf Klapdor

Die Liberalen unterstützten bekanntlich gemeinsam mit anderen politischen Parteien den parteilosen Landratskandidaten Peter Driessen, der im zweiten Wahlganggang der CDU-Bewerberin, der heutigen Landrätin Silke Gorißen, unterlag. Und Driessen war wohl nicht Meinerts Favorit. Der Umgang mit der einstigen FDP-Mitarbeiterin ist aus menschlicher Sicht gewiss keine Glanzleistung. „Ich habe immer sehr gerne gearbeitet und bin jetzt arbeitslos. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es in meinem Alter (62) kaum Chancen”, so Meinert. Pikant wird ihre Personalie, wenn man weiß, wer ihre Nachfolge in der FDP-Kreisgeschäftsstelle angetreten hat: Klapdors Ehefrau Dorrit. Nach Informationen der Niederrhein Nachrichtent teilt sie sich die 15,6 Wochenstunden mit einem 18 Jahre jungen Liberalen. Das Beschäftigungsverhältnis von Dorrit Klapdor kann man durchaus kritisch hinterfragen. Bundes- und Landtagsabgeordneten ist Folgendes ausdrücklich verboten: „Personen, die mit den Abgeordneten verwandt, verheiratet oder verschwägert sind wie auch derzeitige oder frühere Lebenspartner dürfen nicht zulasten des Bundeshaushaltes beschäftigt werden. Ihr Gehalt müssten die Abgeordneten selber zahlen”, ist auf der Seite des Deutschen Bundestags nachzulesen. Dieselbe Regelung gilt gleichermaßen für die Landesparlamente. Nun ist Prof. Klapdor weder Landes- noch Bundestags-Abgeordneter sondern „nur” Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion Kleve und die Beschäftigung und Bezahlung der Gattin durch die FDP-Kreistagsfraktion nicht strafbar. Doch ob man eine langjährige Mitarbeiterin wenige Jahre vor deren Renteneintritt wegen einer abweichenden Meinung entfernen und durch die eigene Ehefrau ersetzen muss, ist mindestens eine Frage des guten Stils. Übrigens: Die Eheleute Klapdor sind noch auf einem weiteren beruflichen Feld miteinander verbunden. Dorrit Klapdor arbeitet ebenso wie ihr Mann an der Hochschule Rhein-Waal, Campus Kleve. Und zwar als wissenschaftlichliche Mitarbeiterin der Fakultät Gesellschaft und Ökonomie.

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