KESSEL. Immer unterwegs zwischen dramatisch und komödiantisch, macht Rainer Schmidt am Donnerstag, 26. November, 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr), Station im „Haus am See – Goch­Ness“.

Hier präsentiert er sein Programm „Däumchen drehen – Keine Hände, keine Langeweile“. Geboren ohne Hände und mit einem verkürzten rechten Oberschenkel, nimmt der 55-Jährige sein Publikum mit auf eine einzigartige Reise in das Land der Inklusion. Und da ist die Humor-Grenze nicht die Behinderung, denn Schmidt nimmt sich selber gerne auf die Schippe.

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Keiner wird vorgeführt

So schildert er sein Erlebnis an einer Hotel-Rezeption, wo ihm der Angestellte empfahl, statt einer Unterschrift auf der Anmeldung doch einfach einen „Kringel zu machen“; wohl weil er annahm, dass Rainer Schmidt nicht „normal“ unterschreiben kann. Oder den Restaurantbesuch, bei dem ihm sofort eine Speisekarte in leichter Sprache und mit gro­ßen Bildern gereicht wurde. Das erzählt Schmidt mit soviel Witz, dass man Tränen lacht. Aber er führt die Beteiligten dabei nicht vor: „Ich will die Menschen nicht ins moralische Unrecht setzen. Das ist wahrscheinlich das Theologische in mir, sie haben es ja nicht böse gemeint.“

Kanzel statt Verwaltung

Denn Kabarett wurde Rainer Schmidt nicht direkt in die Wiege gelegt. Nach einer Ausbildung im gehobenen nichttechnischen Dienst der Gemeinde Nüm­brecht und dem Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt, sattelte Rainer Schmidt mit 26 Jahren um: „Ich war völlig talentfrei, Publikumsverkehr war ja noch in Ordnung, aber Akten waren nicht meine Welt.“ Dann studierte er evangelische Theologie: „Eigentlich wollte ich nur studieren, um zu erforschen, ob an der Sache mit Gott etwas dran ist.“ Im Rahmen seiner Arbeit als Dozent für inklusive Gemeindearbeit am Pädagogisch-Theologischen Institut in Bonn hielt er viele Vorträge und stellte fest: „Die PowerPoint Charts wurden immer weniger, die Storys immer mehr und immer lustiger.“ Als sich ein Teilnehmer schließlich für das „nette Kabarett“ bedankte, war die Idee geboren, das Ganze wirklich auf die Bühne zu verlegen.

Rainer Schmidt wirft in seinem Programm einen unterhaltsamen Blick auf den Inklusionsalltag.Foto: Johannes Hahn

Im März 2014 hatte das Programm Premiere und Rainer Schmidt ist damit seitdem präsent. „Ich überarbeite es immer mal wieder, tausche Nummern aus, aber im Kern sind 80 Prozent geblieben“, erzählt der 55-Jährige, der seit 2015 komplett als Referent, Moderator und Kabarettist arbeitet. Dafür hat ihn die evangelische Kirche im Rheinland freigestellt.
Momentan arbeitet er außerdem an seinem neuen Programm mit dem Titel „Keine Hand ­wäscht die andere.“ Der gute Umgang mit Begrenzungen, die das Leben einem setzt, ist der rote Faden, der sich auch im zweiten Programm verfolgen lässt: „Scheitern, Erfahren und wieder aufstehen“, bringt es Schmidt auf den Punkt. „Ich wusste ja nicht, dass der Titel so aktuell werden würde“, blickt Rainer Schmidt auf die Entwicklungen der Corona-Pandemie. Als Solo-Selbstständiger war er viele andere von jetzt auf gleich auf Null gesetzt. „Danke, dass ich ein Kabarett-Programm in Corona-Zeiten aufführen darf“, freut sich Schmidt. Und das Publikum darf sich auf einen launigen Abend voller Humor, Schlagfertigkeit und Lebensfreude freuen.

Denn eines hat Rainer ­Schmidt in den vergangenen Jahren immer wieder festgestellt: „Kirche und Kabarett sind die beiden einzigen legitimen Formen des Frontalunterrichts!“ In diesem Sinne erzählt er vom Glück und Pech des Andersseins und lebt augenzwinkernd sein Motto als Pfarrer und Kabarettist: „Danke Gott, dass ich nicht so langweilig aussehe wie mein Publikum.“

„Ein Kulturprogramm wird gewünscht und auch angenommen von den Leuten“, weiß Chris­tina Witjes, Eventmanagerin für das Haus am See, „hier können wir das Hygienekonzept umsetzen und die Gäste entsprechend platzieren.“ Der Vorverkauf startet am heutigen Mittwoch, 14. Oktober, Tickets kos­ten 15 Euro. „Die Karten wird es nur im Servicecenter der Stadtwerke an der Klever Straße geben“, erklärt Kris­tina Derks, Leitung Marketing & Servicecenter, „so haben wir einen besseren Überblick bezüglich des Hygienekonzeptes.“ 250 Plätze sind verfügbar.

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