EMMERICH. Ein echtes Aushängeschild ist der Bahnhof in Emmerich schon längst nicht mehr. Das soll sich nun ändern: Die Erschließungsgesellschaft Emmerich (EGE) hat das Gebäude zusammen mit dem Vorplatz von der Deutschen Bahn übernommen. „Wir haben uns eine ganze Weile um den Erwerb bemüht, irgendwann haben wir dann auch zusammengefunden“, sagte EGE-Geschäftsführer Udo Jessner bei der symbolischen Schlüsselübergabe. Nun wolle man den Bahnhof sanieren und wieder „zum Eingangstor zur Stadt“ machen.

Juristisch vollzogen hatten die Parteien den Kauf bereits zum 30. September. Über den Kaufpreis – Grundlage für diesen war ein unabhängiges Bausubstanzgutachten – vereinbarten sie Stillschweigen. Nur so viel: „Der Kaufpreis ist nicht das eigentliche Thema und nur der geringere Teil der Investition. Wir werden eine deutlich höhere Summe investieren müssen, um das Gebäude zu sanieren“, sagte Jessner. Wie hoch diese letztlich ausfallen wird, hängt auch von der letztendlichen Nutzung ab. „Wir werden sie aber kommunizieren“, versicherte Jessner. Das nötige Geld kommt aus dem städtischen Sondervermögen, mit dem die EGE Immobilien kaufen und sanieren soll.

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Letzte Sanierung vor rund 20 Jahren

Bahnhof Emmerich
Die symbolische Schlüsselübergabe durch (v. l.) Carsten Kirchhoff und Klaus Oberheim von der DB sowie Arndt Wilms und Udo Jessner von der EGE.
NN-Foto: MB

Der Bahnhof in Emmerich stammt aus dem Jahr 1952, wurde zuletzt vor etwa 20 Jahren saniert und zeigt sich inzwischen „trist und vernachlässigt“, wie Carsten Kirchhoff von der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft NRW (BEG) selbst sagte. „Das Fahrgastaufkommen zeigt aber sein Potenzial.“ Eine Sanierung durch die DB hätte es dennoch nicht gegeben, betonte Klaus Oberheim, Leiter des Bahnhofsmanagements Duisburg: „Das hat rein betriebswirtschaftliche Aspekte, es wäre für uns nicht rentabel gewesen.“ Stattdessen hat sich die DB schon 2002 dazu entschlossen, einen Teil ihrer Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen an die Kommunen oder deren Tochtergesellschaften – wie die EGE – zu verkaufen.

Ab 2021 endlich barrierefrei
Das lange Warten scheint bald ein Ende zu haben: Im ersten Quartal 2021 soll nach DB-Angaben der Bahnhof Emmerich barrierefrei werden. Um dann auch die Gleise 3 und 4 für Menschen mit Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten oder Eltern mit Kinderwagen endlich zugänglich zu machen, sollen unter anderem zwei Aufzüge installiert werden.
Ebenfalls geplant sind im Zuge der Modernisierung eine neue Beleuchtung, ein Blindenleitsystem und eine neue Beschallung. Bis Ende 2021 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Für die Neugestaltung des Bahnhofsgebäudes und des Vorplatzes gibt es laut Jessner bereits einige Ideen, auch Gespräche mit potenziellen Nutzern der Flächen laufen. Im Gebäude will die EGE die Halle und die sanitären Anlagen wie auch das leerstehende Geschäft sanieren. Verträge mit bestehenden Mietern laufen weiter. „Wir wollen die Aufenthaltsqualität erhöhen und für mehr Frequentierung auch tagsüber sorgen“, erläuterte EGE-Geschäftsführer Arndt Wilms. Eine grüne Fassade gehört ebenso zu den ersten Überlegungen wie ein überdachter Fahrradstellplatz. Eines aber sei bereits klar, betonte Jessner: „Das Gebäude hat einen ganz eigenen Charme, den wir möglichst erhalten wollen.“

Weitere Flächen am Bahnhof Emmerich später verkaufen

Bahnhof Emmerich
20 Jahren nach der letzten Sanierung soll durch die anstehenden Maßnahmen die Aufenthaltsqualität im Bahnhofsgebäude deutlich erhöht werden.
Grafik: Reppco Architekten Kleve

Weitere Flächen um den Bahnhof Emmerich hat die DB noch nicht für den Verkauf freigegeben. Hier müsse man erst die weiteren Entwicklungen zum Betuwe-Ausbau abwarten, auch die Modernisierung des Bahnsteiges spiele eine Rolle, erläuterte Kirchhoff. Sobald hier Klarheit herrsche, werde man mit der EGE erneut verhandeln. „Sie hat auf jeden Fall Vorkaufsrecht“, betonte Kirchhoff. Für die Fläche zwischen Bahnhofsgebäude und Bahnsteig hat die EGE derweil die Grünpflege übernommen, obwohl sie noch im Besitz der DB bleibt.

Das von der EGE erworbene Grundstück mit Bahnhofsgebäude und -vorplatz hat eine Fläche von 2.266 Quadratmetern. Das Gebäude samt Anbauten hat eine Nutzfläche von rund 750 Quadratmetern im Erdgeschoss und etwa 230 Quadratmetern im Obergeschoss. Hier sind unter anderem die Sozialräume für die Lokführer von Abellio und der Schweizer Bundesbahn untergebracht, die erhalten bleiben sollen. Zu einem späteren Zeitpunkt könne auch hier eine Sanierung erfolgen, sagte EGE-Chef Jessner.

Einen konkreten Zeitplan für die Sanierung und Renovierung gibt es noch nicht. Mit Blick auf den möglichen Ankauf weiterer Flächen am Bahnhof Emmerich sagte Arndt Wilms aber: „Es ist klar, dass es sich um ein langfristiges Projekt handelt.“

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