GOCH (CDS). Auf diesen Besuch hat man sich in Goch sehr gefreut: Denn Ina Scharrenbach, Mini­s­terin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen hatte am Dienstagabend einen wertvollen Umschlag im Gepäck. Sie überreichte Bürgermeister Ulrich Knickrehm den Zuwendungsbescheid des Landes für die Förderung der geplanten Umbaumaßnahme des Hauses zu den fünf Ringen.

Bürgermeis­ter Knickrehm dankte der Minis­terin dafür, dass sie trotz eines langen Arbeitstages – in Düsseldorf hatte noch eine Kabinettssitzung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Programm gestanden – die Zeit gefunden habe, nach Goch zu kommen: „Das ist nicht selbstverständlich und eine große Ehre für uns.“ Vielleicht habe es aber auch daran gelegen, dass ihr das Haus vor zwei Jahren, anlässlich ihres Besuchs beim „Tag des offenen Denkmals“ so gut gefallen habe. „Damals wurde der Grundstein für heute gelegt; Sie haben uns Mut gemacht, das Projekt voranzutreiben und das hat nun zum Antrag geführt.“ Denn ohne die Förderung des Landes NRW seien der Umbau und die neue Nutzung des Hauses nicht möglich, so das Stadtoberhaupt.

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Eine Million Euro
 vom Land NRW

Im Haus zu den fünf Ringen soll bekanntlich eine Begegnungsstätte für Gocher, Touristen, heimat- und historisch interessierte Menschen sowie ein Veranstaltungsort entstehen. 1,3 Millionen Euro kostet der Umbau, für den die Stadt Goch und der Heimatverein Goch e.V. das Nutzungskonzept entwickelt haben. 80 Prozent der Gesamtsumme werden vom Land NRW im Rahmen des Programms „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet.“ bereitgestellt.

“Raum mit Leben erfüllen”

Wolfgang Jansen, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Go!, stellte die geplanten Umbauarbeiten vor, die Anfang 2021 beginnen sollen. „Es ist wichtig, dass Raum mit Leben erfüllt wird“, sagte er, „damit ist uns nun ein ganz großer Schritt gelungen.“
Vorgesehen ist, das städtische sowie das historische Archiv der Stadt Goch sowie die Touristeninformation und den Heimatverein in dem Gebäude unterzubringen. Ein Architektenentwurf für die Raumgestaltung der drei Etagen des Gebäudes liegt bereits vor. Er wurde im März vorgestellt. Jetzt können die Planungen konkretisiert werden. 2022 soll das Gebäude dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Patrizierhaus

Das Haus zu den fünf Ringen wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Es ist das einzige noch erhaltene Haus in Goch aus dieser Zeit. Es diente zunächst als Patrizierhaus, beherbergte dann bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Keller eine Weingroßhandlung. Im Jahr 1850 erwarben die Brüder Peter und Anton Otten das Haus und siedelten ihre Bierbrauerei im hinteren Teil des Gebäudes an. Die Brauerei bekam den Namen „Otten‘sche Brauerei zu den fünf Ringen“. Die fünf Ringe sind dem Haus bis heute namensgebend erhalten geblieben. 1883 erwarb der Brauer Theodor Janssen das Haus samt Brauerei und baute das Gewerbe aus. Bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem Haus an der Steinstraße Bier gebraut. Nach dem Krieg wurden die Geschäfte in dem Haus als Getränkeverlag beziehungsweise Getränkeabholmarkt im rückwärtigen Teil des Gebäudekomplexes bis ins Jahr 2000 weiter betrieben.

Das Haus zu den fünf Ringen prägt das Stadtbild seit fast 500 Jahren.

Im Zuge der Rathaus-Erweiterung (Einweihung 2006) übernahm die Stadt Goch das denkmalgeschützte Haus zu den fünf Ringen. Bislang wurden die Statik des Gebäudes ertüchtigt sowie die Außenfassade gesichert. „Dafür war bereits eine siebenstellige Summe nötig“, erläuterte Wolfgang Jansen bei seiner Präsentation. Das Haus wird aktuell nur zeitweise als Ausstellungsfläche genutzt. Dank der Landesförderung kann jetzt der Innenausbau für die künftige Nutzung beginnen. „Damit es auch die nächsten 500 Jahre hält“, zeigt sich Jansen optimistisch.

Ministerin Ina Scharrenbach unterstrich: „Man kann nichts Besseres tun, als ein Denkmal zu nutzen.“ Das Haus sei ein Schatz, den die Gocher an die Hand bekommen hätten und den es gelte, zu hegen und zu pflegen. Als sie vor zwei Jahren das Haus zu den fünf Ringen erstmals gesehen habe, sei der erste Eindruck von außen „oho“ und von drinnen dann „oh Gott“ gewesen. „Aber ich habe das Haus nicht vergessen“, bekräftigte sie, „Heimat ist das, was man daraus macht. Das Haus zu den fünf Ringen ist in diesem Jahr vor 470 Jahren erbaut worden. Es hat alle Kriege überdauert und ist ein lebendiges Zeugnis der Geschichte Gochs. Mit der Initiative aus Goch wird dieses, mit das schönste Bürgerhaus am Niederrhein, mit neuem Leben gefüllt. So verbinden sich Tradition, Gegenwart und Moderne.“

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