Bücherschrank
Es gibt einen neuen Treffpunkt in der Stadt: Feierlich befüllt wurde der neue Bücherschrank in Nieukerk von (v. l.) Frithjof Gerstner (Innogy), Hans-Jürgen Greve (Architekt), Kordelia Hornburg (Patin), Bürgermeister Dirk Möcking und Lars Windler (Auszubildender Kaufmann für Büromanagement bei Westnetz). NN-Foto: Thomas Langer
NIEUKERK. In fremde Welten eintauchen, Neues lernen: Verlockende Aussichten, die Bücher da bieten. Vor allem, wenn man dadurch das Corona-Debakel  einmal ausblenden und sich die Zeit vertreiben kann, wo doch so viele Veranstaltungen abgesagt werden und der Urlaub oft ausfällt. In Nieukerk bietet sich nun eine weitere Möglichkeit, geistiges Futter zu besorgen: Der neue offene Bücherschrank auf dem Friedensplatz hat Platz für rund 180 Bücher. Die Bürger können zugreifen oder stellen einfach eigene hinein. Gestiftet wurde der Bücherschrank vom Partner der Gemeinde, Innogy-Westenergie, als Teil des „Integrierten Handlungskonzepts“. Für Aldekerk ist ein Bücherschrank 2021 geplant.
„Der Innogy-Bücherschrank ist ein attraktives Angebot, mit dem wir den öffentlichen Raum in unserer Gemeinde beleben und die Kultur des Teilens unterstützen. Ich bin mir sicher, dass sich hier ein Treffpunkt bilden wird, an dem Menschen ins Gespräch kommen“, erklärt Bürgermeister Dirk Möcking. Der Friedensplatz ist nicht nur als Teil der Einkaufstraße gut dafür geeignet: „Es ist das Zentrum von Nieukerk“ sagt Möcking.
Dass hier ein neuer Treffpunkt mit lebhaften Diskussionen entstehen wird, legt auch Hans-Jürgen Greve nahe, der Architekt von über 600 Bücherschränken in Deutschland. „Ich habe immer wieder gehört, dass um die Schränke herum lebhafte Treffpunkte entstehen.“

Bücher für die Allgemeinheit

 Die ersten Bücher hat ebenfalls Innogy mitgebracht. Das unterste Fach ist dabei für Kinder- und Jugendbücher reserviert. Andere Romane und Sachbücher kommen in die Fächer darüber. Bürger sollten allerdings Bücher hineinstellen, die für die Allgemeinheit geeignet sind. Das bedeutet keine Magazine, über die Maßen harte Schocker oder religiös beziehungsweise ideologisch gefärbte Hefte. Gut und  ansehnlich sollte der Zustand auch sein. Dass es mit rechten Dingen zugeht, dafür sorgen die beiden Patinnen und Büchereimitarbeiterinnen Kordelia Hornburg und Sabine Oertel. Sie kontrollieren regelmäßig den Inhalt und dass der Schrank nicht beschädigt wird.
Paten hält Greve für unabdingbar. Obwohl das Angebot der offenen Bücherschränke laut Greve gerne genutzt wird, müssen die Paten Bücher wegwerfen können. „Das ist das einzige Problem“, sagt er. Ohne ihre Pflege würden die Schränke nämlich schnell verkommen, indem Menschen sie mit ihren ungeliebten, kaputten Büchern oder religiösen Heften  füllen würden.  „Vereinzelt gibt es einmal rechtsradikale Schriften“, erzählt Greve. Das sei aber die Ausnahme. „Die Paten entscheiden letztlich, welche Bücher hineinkommen.“

Unverwüstlicher Schrank

Den Bücherschrank zu beschmieren ist gar nicht so einfach, wie Greve weiß. Er besteht nämlich aus wetterfestem Cortenstahl. „Darauf sprüht fast keiner“, erklärt er. Das liegt wohl vor allem daran, dass das Material leicht zu reinigen ist. Und zehn Millimeter Stahl tun ihr Übriges: „Er ist unverwüstlich“, ergänzt Greve.
Ein weiterer Vorteil, den Innogy-Kommunalbetreuer Frithjof Gerstner erwähnt, ist die Verrückbarkeit. So kann die Gemeinde den Schrank bei Bedarf auch verstellen.
Wie Gerstner erklärt, wurden die Bücherschränke früher zum Teil als Konkurrenz für die Büchereien betrachtet, was aber nicht von Dauer war. „Dann wurden sie als Vertriebskanal erkannt, um Leser auch in die Büchereien zu bringen“, sagt er. Innogy hat in Deutschland seit 2011 bereits 202 Bücherschränke aufgestellt.
Wer übrigens mehr Lesestoff braucht: Die Bücherei in Nieukerk hat nach den Ferien wieder dienstags von 10 bis 11, mittwochs von 16 bis 17.30 und sonntags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
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