RINDERN. Wer träumt nicht davon? Die eigenen Kartoffeln auf den Tisch, dazu selbst geerntete Möhren, Zuckermais, Gurken und Co. – alles frisch, natürlich aus der Region und ohne lange Transportwege. Hört sich gut an, ist aber mit ein bisschen Arbeit verbunden. Zeit für ein Experiment. Denn hier setzt das Projekt „Kleve(r) Acker(t)“ an, das Judith Siebers und Johanna Kruse gerade auf den Weg bringen.

Die Ackerfläche liegt mitten im Dorf und doch im Grünen, zwischen Kirche und Schützenhaus. Gemüsegarten oder Blühwiese für Insekten? Das entscheiden die Mieter. Fest steht: Es wird bunt. „Bislang waren in erster Linie Gemüseparzellen gefragt, aber auch die Blühpatenschaft kommt gut an“, sagt Johanna Kruse. Sie hat im Dezember letzten Jahres ihr Studium der Nachhaltigkeitswissenschaften abgeschlossen und betreut das Projekt. Die Idee hatte die Chefin, Judith Siebers. „Zum einen geht es darum, der Natur und sich selbst etwas Gutes zu tun“, sagt die gelernte Agrar-Ingenieurin. Zum anderen erhofft sie sich aber auch eine neue Form von „Wir-Gefühl“. Gemeinsam den Garten pflegen, beim Gießen ins Gespräch kommen, Tipps und Tricks austauschen – was im Schrebergarten funktioniert, kann auch mitten in Rindern klappen.

Pflanzenschutz und Dünger sind tabu

Pflanzenschutz- und Düngemittel sind übrigens tabu. „Dafür gibt es dann eine Feldordnung“, sagt Johanna Kruse. Das Prinzip ist einfach: Man mietet für die Dauer einer Saison und mit Vormietrecht für weitere Jahre eine Parzelle (die kleine ist 45 Quadratmeter groß, die große etwa 90 Quadratmeter). Das Pflanzen übernimmt der Hof Siebers, Pflege und Ernte obliegen den Mietern. „Man kann etwa 20 Sorten Gemüse ernten“, erklärt Johanna Kruse. Eine kleine Ecke bleibt frei, zum Beispiel für Kräuter. Wasser und Geräte stehen zur Verfügung, die Arbeitskraft bringt man selbst mit. Im Schnitt sollen das zwei Stunden pro Woche sein – im Hochsommer kann‘s natürlich mehr werden, wenn täglich gegossen werden muss.

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Blühpatenschaft übernehmen

Alternativ zum Gemüsegarten gibt es die Möglichkeit, eine Blühpatenschaft abzuschließen. Die ist deutlich günstiger und mit überhaupt keiner Arbeit verbunden. Auf Wunsch gibt es ein Zertifikat. Hier sollen sich Insekten und kleine Tiere tummeln. „Und unser Stadtbild verschönern“, ergänzt Siebers und ist schon sehr gespannt. Die ersten Parzellen sind bereits vergeben und tragen Namen wie „Bienchen und Käfer“ oder „Willis und Majas Reich“.
Die Idee mit der Namensgebung ist nicht nur nett, sondern auch praktisch. „Wir werden eine Tafel mit Namen und Standorten anbringen, damit man seine Parzelle auch findet“, erklärt Johanna Kruse, die gern auch beratend zur Seite steht, wenn es um die Verarbeitung des Gemüses geht.

Besonders gefragt bei jungen Familien

Für sie ist neben dem ökologischen Gedanken die Diversität ein wichtiger Aspekt. „Hier werden ganz unterschiedliche Menschen aufeinander treffen“, weiß sie. So haben zwei ältere Damen eine Parzelle gemietet, „weil sie Freundinnen sind und wie früher gemeinsam im Garten arbeiten wollen“, sagt Kruse. Dem gegenüber steht die Gruppe von Studenten, die ebenfalls bei Kleve(r) Acker(t) mitmachen wird. Siebers: „Überwiegend sind es aber junge Familien, die zum Teil auch mit mehreren Familien eine Parzelle übernehmen.“ Da ginge es darum, den Kindern zu zeigen, wie was wächst – von der haptischen Erfahrung mal ganz abgesehen. „Das ist schon etwas anderes, wenn man die Erde selbst in die Hand nimmt und sie im wörtlichen Sinn beackert“, weiß Judith Siebers. Etwa 200 Kilogramm Gemüse sollte man auf der kleineren Fläche in einer Saison ernten können. „Für uns ist das alles aber auch Neuland“, sagt sie und freut sich auf die Herausforderung.

Wer sich anschließen und im Sommer fleißig werden will, der kann sich noch bis zum 23. März für eine Parzelle einschreiben lassen. Danach geht es für Familie Siebers in die Planung und Vorbereitung der Ackerfläche. Alle Infos und Preise gibt es unter www.sieberslandwirtschaft.de und Telefon 0173/2843770.

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