Niers-Renaturierung: „Ich habe Angst, dass die Flächen bei Platzregen absaufen“

Bezirksregierung lud zum Erörterungstermin zur Renaturierung der Niers im Bereich Geldern

GELDERN/STRAELEN. Der Niersverband hatte bereits im Februar 2018 die Antragsunterlagen für die Durchführung eines wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahrens vorgelegt. Ziel der Aktion ist es, die Niers auf einer Strecke von rund 1,2 Kilometer durch angrenzende landwirtschaftlich genutzte Flächen zu führen und naturnah zu entwickeln. Bei einem Erörterungstermin, zu dem die Bezirksregierung Düsseldorf eingeladen hatte, konnten nun die Anwohner ihre Bedenken äußern.

Zu Beginn des Erörterungstermins stellte der Niersverband sein Vorhaben der Niersumgestaltung im Bereich Meykesbos vor: „Wir möchten eine leitbildgerechte Gewässer- und Auengestaltung auf einer Fläche von circa 18 Hektar zwischen den Ortschaften Geldern und Straelen vornehmen“, erklärte Tobias Menske vom Niersverband. Insgesamt soll eine zusätzliche Niersfläche von 900 Metern entstehen: „Es soll eine naturnahe Laufverlegung herbeigeführt werden und eine Profilentwicklung“, so Menske.

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Weitere Vorhaben sind der Einbau von Totholz, um so Kleinstlebewesen zu fördern. Die Sohlschubspannung soll reduziert werden. Die Niers soll frühzeitig ausgeufert werden und der Hochwasserrückhalt soll erhöht werden. Zudem möchte der Niersverband die Pflege des Gewässers einstellten und so die eigendynamische Entwicklung fördern.

Enge Profil der Niers wird ausgeweitet

Nach der Einleitung ging Menske zugleich auch auf die zwei größten Befürchtungen der Anwohner ein. Zum einen wird befürchtet, dass sich die Hochwassersituation verschlechtern könnte: „Heute kann die Niers 7,5 bis 12,5 Kubikmeter Wasser abführen. Das enge Niersprofil wird durch die Renaturierung ausgeweitet, sodass das Wasser mehr Platz hat. Durch diese Maßnahme senken wir den Wasserstand und verbessern die Hochwassersituation“, berichtete Menske. Zum anderen wird zudem befürchtet, dass es durch die Maßnahmen eine Veränderung der Grundwassersituation geben könnte. Menske erklärte, dass es einzig bei der Konstellation „mittlerer Grundwasserstand – mittlerer Niersstand“ zu leichten lokalen Absenkungen kommen könne, ansonsten aber keine Veränderungen zu erwarten seien.

Einer der betroffenen Anwohner äußerte seine Bedenken, dass die Mittelwerte, die zur Berechnung vorlägen, nicht aussagekräftig genug seien: „Ich befürworte die Pläne, aber habe Angst, dass die Flächen bei Platzregen absaufen. Mir machen die extremen Wetterereignisse sorgen, die in Zukunft mit Sicherheit häufiger auftreten werden“, so der Anwohner.

Mehr Wasser fließt in Zukunft

Jörg Langner, Leiter des Fachbereichs Gewässer beim Niersverband erläuterte, dass diese Sorgen unbegründet seien: „Es kommt in Zukunft wesentlich mehr Wasser durch den Fluss.“ Die Leistungsfähigkeit nehme durch die Erweiterung der Fläche zu, betonte auch Menske. Einen weiteren Anwohner interessierte, wie lange die Niers brauche, um nach der Renaturierung wieder so schnell wie vorher zu fließen: „Genaue Angaben dazu können wir nicht machen“, so Langner. Die Auswirkungen für die angrenzenden Anwohner des Renaturierungsprozesses seien allerdings im Millimeter- und Zentimeterbereich.

Die Vertreter der Bezirksvertretung wiesen daraufhin, dass noch keine Entscheidung in dem Fall getroffen wurde und sie im Nachgang an die Veranstaltung eine Entscheidung treffen wollen, die alle Beteiligten mittragen können.

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