GOCH. Das erste Helau der Session 2019/2020 erschallte um 21.20 Uhr, geschunkelt wurde im proppevollen Gocher Kastell aber schon pünktlich ab 20.11 Uhr. Denn am „11. im 11.“ wird in der Weberstadt das Prinzenpaar in spe vorgestellt; eine Tradition, die auch das Kolping Karneval Komitee 1885 Goch als prinzengestellender Verein gerne pflegt.

Bis es soweit war, mussten sich die beiden Hauptpersonen Prinz Johannes V. (Knops) und Prinzessin Julia I. (Giesen) – gut versteckt vor neugierigen Blicken im Keller des Kastells – ein wenig gedulden. So eine Prinzenvorstellung will schließlich gebührend zelebriert werden.
Ein leuch­tender Himmel aus Pappmaché-Blüten empfing die Gäste im Eingangsbereich des Kastells; in Zweigen, die mit Lichterketten geschmückt waren, saßen lauter gefiederte Frühlingsboten. Schwarz und gelb waren natürlich die vorherrschenden Deko-Farben im Saal. Auf den Tischen standen geschmückte Damen- und Herrenschuhe, als Scherenschnitte tanzten Prinz und Prinzessin in Aufstellern durch die Luft und leuchtende Kränze über der Bühne vervollständigten das rundum abgestimmte Deko-Bild.

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Durch das Rahmenprogramm führten Frank Goossens, 1. Vorsitzender des KKK, und Torsten Matenaers. Und das sozusagen in einer Doppelfunktion, denn sie werden dem Prinzenpaar in der Session auch als Adjutanten zur Seite stehen. Als musikalisches Geschenk für die Gäste gab es zu Beginn der Veranstaltung kölsche Lieder mit „K6“; die Band ist seit Anfang des Jahres mit den beiden Neuzugängen Alexander Bernatzki (Gesang) und Norbert Peters (Gesang und Keyboard) auf den Bühnen der Region unterwegs. „Seit sechs Jahrzehnten gehören sie zum Gocher Karneval wie das Wasser zur Niers“, unterstrich Torsten Matenaers.
„Unzählige Stunden des Wartens und Vorbereitens liegen hinter uns, es wird Zeit, dass es endlich los geht“, so begrüßte Frank Goossens das Publikum.

Dem wurde als Einstimmung ein kleiner Rückblick auf die vergangenen Prinzengestellungen des KKK geboten. Den Anfang machten 1971 Prinz Heinrich IV. (Derks) und Prinzessin Engeline I. (Peters), ihr Motto lautete „Früher wie heut‘ – Spaß an der Freud“. 1986 feierten Prinz Rudi I. (Kempkes) und Prinzessin Ulrike II. (Kempkes) mit den Narren „Frohsinn und Scherz – Karneval mit Herz“. 1991/92 – damals tobte der Golfkrieg und das Prinzenpaar amtierte zwei Sessionen lang – hieß es „Kolping Karneval mit Pfiff – wir schaukeln das Gocher Narrenschiff“ mit Herbert III. (Maassen) und Birgit I. (Jenneskens). Der Prinz konnte bei einer Audienz in Rom sogar Papst Johannes Paul II. seinen Orden überreichen.

1997 dann übernahmen Prinz Johannes I. (Wouters) und Prinzesssin Katja I. (Matenaers) die närrische Regentschaft: „Kolping Karneval voller Pracht, wie aus 1001 Nacht“. 2002 folgten ihnen Prinz Günther I. (Hemmers) und Prinzessin Sonja I. (Wouters) auf den Narrenthron. Bei ihnen hieß es „Mit Musik und Fanstasie, Kolping feiert feiert wie noch nie.“ Im 125. Jahr des Bestehens, 2011, trugen Prinz Marcus I. (Knops) und Prinzessin Anna I. (Arntz) die Kolping-Farben und wussten „Von früher bis heut, 125 Jahre Spaß an der Freud.“ Untermalt wurde die Videopräsentation stilecht mit Karnevalshits aus der jeweiligen Zeit. „Fortsetzung folgt“ hieß es – das Publikum wurde unter Einsatz von „K6“ erneut ein wenig auf die Folter gespannt und die Tore der Narrenburg auf der Bühne blieben noch geschlossen.

Doch dann rückte der große Augenblick näher. Auf der Leinwand fügten sich die Bilder der KKK-Mitglieder, die alle gemeinsam auf diesen Augenblick hingearbeitet hatten, nach und nach zum Scherenschnitt-Portrait des künftigen Prinzenpaares zusammen – integriert waren auch die Embleme der Gocher Karnevalsvereine. Kaum war der letzte Ton verklungen, durchschritten Johannes V. und Julia I. das Tor ihrer Narrenburg und standen vor ihrem närrischen Volk, das ihnen begeistert zujubelte. „Märchenhaft in schwarz und gelb, tanz mit Kolping um die Welt“ lautet ihr Sessionsmotto. Prinz Johannes V. war überwältigt vom Empfang im Kastell: „Mit Herzblut und voller Stolz werde ich Prinz des Kolping Karneval Komitees sein!“ Dem schloss sich Julia I. gerne an: „Die große Gemeinschaft des Gocher Karnevals ist etwas ganz besonderes, ich bin stolz, hier Prinzessin sein zu dürfen!“ Der große Dank des künftigen Prinzenpaares galt allen Unterstützern, ohne die das Projekt „Prinzengestellung“ gar nicht möglich gewesen wäre. Mit 46 Gardisten, 18 Funken und 29 Mitgliedern des Tambourcorps Asperden – alle wurden auf die Bühne gerufen und namentlich vorgestellt – wird das Prinzenpaar durch die Säle und Hallen ziehen.

Ein eindrucksvolles Bild: Das Prinzenpaar mitsamt seiner Garde und dem Tambourcorps Asperden auf der Bühne.NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Zu den ersten Gratulanten zählte Bürgermeister Ulrich Knickrehm, der die Prinzenkür am 3. Januar schon kaum noch abwarten kann. „Es ist eine Wucht, wie märchenhaft ihr die Bühne gestürmt habt, das lässt schon einiges erahnen!“ Frank Bömler, 1. Vorsitzender des Festkomitees Gocher Karneval (RZK), stellte ob des Wochenanfangs zufrieden fest: „Die Jecken haben mit den Füßen abgestimmt, selbst an einem .schnöden‘ Montag sind sie da.“
Auch von ihren Vorgängern, Prinz Christian II. (Rothgang) und Prinzessin Lisa II. (Hinkelmanns) vom Karnevals-Club-Concordia Goch (KCC) gab es dickes Lob für den ersten Auftritt. Im Gepäck hatten sie praktische Geschenke: Warmen Pantoffeln für Johannes V. und eine Kuscheldecke für Julia I. Vom Vorsitzenden der Kolpingsfamilie, Franz-Josef Angenendt, bekam das Prinzenpaar Regenschirme in den Kolping-Farben und mit Enblem, quasi als Symbol für das Dach, das Kolping weltumspannend bietet. Danach war es Zeit für die erste große Karnevalsparty im Kastell. Die Gocher Karnevalsfamilie feierte bis in die frühen Morgenstunden und stimmte sich auf die Session ein.

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