80 Jahre und kein bisschen leise

Kopfrechnen

Fast stößt man an die Grenze der Kopfrechenkapazität. Zweimal 80 plus 87 gleich? 247. So viel zur mathematischen Unterbodenkonstruktion. Wenden wir uns dem Eigentlichen zu.
Auch das ist leichter gesagt als getan, denn es bleibt die Frage, was in der Geschichte, die zu erzählen wäre, das Eigentliche ist. Nun denn – es gibt eine Hackordnung, die da lautet:

Mit 14

Erst der Mensch, dann die Maschine. Martin Smits besaß mit 14 sein erstes Gespann. Gespann? Gespann in diesem Fall: Motorrad plus Beiwagen. Die Marke Harley. Wie kann sich ein 14-Jähriger ein Gespann leisten? Werfen wir einen Blick zurück. Martin Smits ist Jahrgang 39. Als er 14 Jahre alt war, schrieb man also das Jahr 1953. „Damals gab es bei uns in Holland jede Menge alte Militärgespanne. Das konntest du für 100 Gulden kaufen.“ Nächste Frage: Was fängt ein 14-Jähriger mit einem solchen Gespann an? „Damals konntest du bei uns in Holland zur Polizei gehen und bekamst dann eine Bescheinigung. Mit dieser Bescheinigung konntest du dann in einem Umkreis von 30 Kilometern fahren.“

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Eines von Smits’ Gespannen: Eine Motosacoche, Baujahr 1932.

Erst Geflügel, dann Gespann

Smits‘ Liebe zum rollenden Motorzweirad war geboren. Allerdings wurde Martin nicht etwa Mechaniker. „Ich hatte jahrelang einen Geflügelbetrieb“, erzählt er. „Den Betrieb habe ich 2002 verkauft.“ Jetzt macht Martin in Motorrädern. Okay – die Leidenschaft ist schon immer dagewesen, aber jetzt hat der Mann die Zeit, sich ihr zu widmen – auch mit 80. Wenn Smits sein „Museum“ zeigt, steht selbst einem Motorradlaien der Mund sperrangelweit offen. Über 40 Maschinen stehen da – die allermeisten von ihnen fahrbereit. Smits hat jede einzelne Maschine, wenn es nötig war, eigenhändig restauriert.
Die Harley, die Smits als 14-Jähriger besaß, hat er nicht mehr, aber natürlich ist in seiner Sammlung ein ähnliches Modell. Smits sammelt übrigens nicht nur Motorräder sondern auch alte Werkzeuge. Er ist aber keiner von den Schraubern, die zwar fahrbereite Maschinen „im Stall“ haben, aber vor lauter Schrauben nicht mehr zum Fahren kommen. „Ich bin, wann immer das Wetter es zulässt, mit einem der Motorräder unterwegs. Auswahl hat Smits genug. Nicht selten ist er mit Simone Verfürth unterwegs. Auch sie ist Motorradfreak.

Freund Walter

Im September wird Smits 80 Jahre alt. Und dann wäre da noch Smits‘ Freund Walter Hartmann. Auch Hartmann ist ein 39-er. Auch er hat im September Geburtstag – Hartmann am 3., Smits am 18. September. Die beiden bringen zusammen also mal eben 160 Jahre „auf die Waage“. Zum Geburtstagsfoto der besonderen Art hat Smits ein Gespann ausgewählt, das sieben Jahre älter ist als jeder der beiden Herren. Es ist ein Motorrad der Schweizer Firma „Motosacoche“. (Motosacoche war über viele Jahre hinweg die Motorrad-Nobelmarke der Schweiz. Die Motorräder dieses Werkes in Acacias bei Genf waren in Qualität und Verarbeitung absolute Spitzenprodukte, die Rennmaschinen darüber hinaus international erfolgreich. Quelle: Internet). Walter, Martin und das Motorrad bringen es zusammen also auf (siehe oben) 247 Jahre. Ein tolles Trio.

Happy birthday

Übrigens sind viele von Smits‘ Sammlerstücken absolute Raritäten. So manches Museum für Motorradgeschichte würde sich angesichts der Maschinen die Finger lecken. Einmal im Jahr ist Martin mit einem seiner Gespanne bei „Unternehmen Zündkerze“ mit dabei. „Wir fahren dann mit unseren Gespannen Kinder mit Behinderungen spazieren. Das ist eine tolle Sache. Meist sind circa 250 Gespanne dabei.“ Und was macht einer wie Smits, wenn das Wetter für eine Ausfahrt mit einer seiner Maschinen zu schlecht ist? Kein Problem: Für solche Fälle wäre da noch ein alter Benz, Baujahr 56. Auch den hat Smits eigenhändig restauriert. Jetzt aber wird erst einmal Geburtstag gefeiert: zweimal 80 und einmal 87. Herzlichen Glückwunsch.

Walter (l.), Martin und das Motosacoche-Gespann. Zusammen bringen sie es auf 247 Jahre.
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