Emmericher Ward: Beispiel
für EU-weiten Naturschutz

Treffen von Nabu-Vertretern und Linken-Europaabgeordneten Schirdewan

Lebensraum Rhein-Nebenrinne: Klaus Markgraf-Maué erläutert Christian Chwallek, Martin Schirdewan und Sebastian Strumann (v. l.) den Fortschritt des Life-Projekts. NN-Foto: MB

EMMERICH. Derzeit ist die Rhein-Nebenrinne in der Emmericher Ward zwar nicht durchströmt. Für vier Paare des Regenpfeifers ist sie aber bereits zur neuen Heimat geworden, sie brüten dort. Beim Besuch des Linken-Europaabgeordneten Martin Schirdewan mit Vertretern des Nabu NRW zeigte sich auch prompt einer der Vögel. Die Nebenrinne ist Teil des Life-Projekts „Fluss und Aue Emmericher Ward“, für Klaus Markgraf-Maué von der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein „ein Leuchtturmprojekt, bei dem EU-Mittel nutzbringend eingesetzt werden“.

Ziel des Life-Projektes ist es, neue Auenwaldbestände entlang des Rheins zu schaffen. Zudem wurde besagte zwei Kilometer lange Nebenrinne angelegt, die im Schnitt an 270 Tagen im Jahr durchströmt wird. Damit werde laut Markgraf-Maué ein Lebensraum am Rhein außerhalb der Fahrtrinne geschaffen. Hier sollen sich nicht nur Vögel – wie der Regenpfeifer – ansiedeln können.

-Anzeige-

Neue Biotope geschaffen

„Wir haben hier neue Biotope und Lebensräume für eine Reihe von Pflanzen- und Tierarten geschaffen, die wir heute nur noch selten im und am Rhein finden“, sagt Markgraf-Maué. „Damit stellen wir ein Stück weit die ursprüngliche Form des Rheins wieder her, mit seinen vielen Auen und Verzweigungen.“ Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des Nabu NRW, ergänzt: „Auch die Weideflächen in der Emmericher Ward sind, im Gegensatz zu den Intensiv-Landwirtschaftsflächen, voller Leben“, darunter bedrohte Vögel- und Insektenarten.

Vorgesehen ist außerdem eine Kooperation mit dem Maifisch-Projekt. „Wir wollen hier den Maifisch wieder ansiedeln, der in den 30er Jahren ausgestorben ist“, erläutert Markgraf-Maué. Dazu sollen bei einer Besatzaktion Setzlinge aus dem Loiretal in die Emmericher Ward gebracht werden.

Vier Life-Projekte mit 20 Millionen Euro

Die Life-Projekte der EU sind für den Nabu von großer Bedeutung, vier aktuelle Projekte werden mit knapp 20 Millionen Euro gefördert, die Emmericher Ward mit 3,1 Millionen. Das Gesamtvolumen aller Life-Projekte in der EU beläuft sich auf 3,5 Milliarden Euro, soll demnächst auf sechs Milliarden aufgestockt werden. Mittel, die laut Martin Schirdewan bestens angelegt sind: „Die Dringlichkeit in der Klimaschutzdebatte tritt mittlerweile deutlicher zutage, unter anderem aufgrund der Bewegung ‚Fridays for Future‘. Unser Ziel muss es sein, die Umwelt nachhaltig zu schonen.“

Christian Chwallek betont: „Es gibt einen Bewusstseinswandel in einer immer breiteren Bevölkerung. Die Menschen sehen, dass sich etwas ändern muss. Aber der Schutz vor dem Klimawandel darf keine Grenzen kennen. Denn wenn beispielsweise eine Tierart verschwindet, entsteht ein Domino-Effekt – und der macht auch nicht vor Landesgrenzen Halt.“

Neben einer gemeinsamen EU-Klima- und Umweltschutzpolitik bedarf es laut Schirdewan aber auch einer gemeinsamen Agrarpolitik. „Das ist mit großen Herausforderungen verbunden“, ist sich der Linken-Politiker bewusst, „aber mit der Politik der bestehenden Mehrheitsverhältnisse ist es fünf nach zwölf – wir müssen die Uhr zumindest auf fünf vor zwölf zurückdrehen“.

Mitmach-Aktion des Nabu

Derzeit verteilt die EU jährlich rund 58 Milliarden Euro an Agrarsubventionen. Das sind 114 Euro pro EU-Bürger. Der Agrarhaushalt ist der größte Posten der EU. Der Nabu fordert, dass diese Gelder künftig gezielt an Landwirte gehen, die einen Beitrag für den Naturschutz leisten. Nur so könnten Arten wie die Feldlerche, der Vogel des Jahres 2019, gerettet werden. Der NABU hat dazu eine Mitmachaktion gestartet, bei der Bürger ihren Abgeordneten schreiben können, wofür „ihre“ 114 Euro ausgegeben werden sollen. Teilnahme unter www.NeueAgrarpolitik.eu oder man füllt eine Postkarte aus und schickt sie an die Bundesgeschäftsstelle des Nabu.

Mit Blick auf die anstehenden Europawahl am 26. Mai sagt Sebastian Strumann vom Nabu-Bundesverband: „Mit EU-Mitteln Naturschutz in Europa zu betrieben, ist eine hervorragende Sache und ein klares Statement pro Europa. Daher rufen wir als Nabu Deutschland zur Europawahl auf – denn Naturschutz geht nur gemeinsam.“ Man gebe keine Wahlempfehlung, „wir treffen uns mit allen Parteien, die nicht den Klimawandel leugnen“. Ein Rückfall in Nationalismen schade dem Natur- und Klimaschutz.

Vorheriger ArtikelBegegnungsstätte bietet Raum für Menschen aller Nationen
Nächster ArtikelStörung der Telefonanlage beim Amtsgericht Rheinberg