Das Team des Hotels Klostergarten übt mit vier Trainerinnen vom Integrationsfachdienst Köln des Landschaftsverbandes Rheinland die Gebärdensprache, um sich auch mit ihrer taubstummen Kollegin verständigen zu können.Foto: Tobias Kleinebrahm

KEVELAER. Wer im Housekeeping eines Hotels arbeitet, muss auf Zack sein. Das ist auch im Hotel Klostergarten in Kevelaer nicht anders. Jeder Gast soll sich schließlich in seinem Zimmer rundum wohl fühlen. Hausdame Kornelia Danne und Zimmermädchen Jessika Jäger müssen deshalb bei der Reinigung der Zimmer Hand in Hand arbeiten. Doch wenn Kornelia Danne ihrer Kollegin noch schnell einen Arbeitsauftrag oder ein nettes Wort hinterherruft, verhallt ihr Ruf ungehört. Jessika Jäger ist gehörlos seit ihrer Geburt. Sie kann sich nur durch Gebärdensprache verständigen, die aber wiederum Kornelia Danne nicht versteht. Und dennoch haben sich die beiden mittlerweile so gut aufeinander eingestellt, dass die Zusammenarbeit praktisch reibungslos funktioniert.

Das Team des Hotels Klostergarten übt mit vier Trainerinnen vom Integrationsfachdienst Köln des Landschaftsverbandes Rheinland die Gebärdensprache, um sich auch mit ihrer taubstummen Kollegin verständigen zu können.Foto: Tobias Kleinebrahm

Damit es in Zukunft noch besser wird – auch mit allen anderen Kollegen – hat das ganze Team des Hotels Klostergarten nun an einem Kommunikationstraining für Gebärdensprache teilgenommen, organisiert vom Integrationsfachdienst Köln (IFD) des Landschaftsver-bandes Rheinland. Als Kollegen in einem Inklusionsbetrieb sind es die Mitarbeiter des Hotels Klostergarten gewohnt, sich in besonderer Weise auf die anderen Teammitglieder einzustellen. Deshalb sind auch im Kommunikationstraining alle mit Freude und Eifer dabei. Lebendig und praxisnah bringen die vier Trainerinnen des Landschaftsverbandes den Hotel-Mitarbeitern die Gebärdensprache näher und üben mit ihnen eine Gebärde nach der anderen: Worte wie „Zimmer“, „Kopfkissen“ und „sauber“, aber auch „Urlaub“ und „Krankmeldung“. Dabei entdecken sie immer mehr Gesten, die sie von ihrer gehörlosen Kollegin kennen, aber bisher nicht oder nicht genau zu deuten wussten. Und nebenbei stellen sie fest: Auch in der Gebärdensprache können Freud und Leid mitunter nahe beieinander liegen. Die Gesten für „Pause“ und „Gefahr“ sind fast identisch und lassen sich nur durch den zugehörigen freudigen oder panischen Gesichtsausdruck auseinanderhalten.
Der Erfolg des Kommunikationstrainings zeigt sich schon jetzt. „Die Kollegen geben sich wirklich Mühe und wir können uns immer besser unterhalten“, sagt Jessika Jäger. Eine der Auszubildenden des Hotels, Celina Saat, hat sich sogar zwei Gebärdensprachen-Apps auf Handy geladen, mit denen sie abends nochmal ein paar Gebärden übt – Vokabeln lernen in Zeiten der Inklusion. Auch Hausdame Kornelia Danne sagt, dass die Zusammenarbeit vor allem zwischenmenschlich nun besser funktioniert: „Wir können uns jetzt auch ein wenig über Privates austauschen. Ich kann fragen, wie es Jessika geht, oder mich erkundigen, ob ihr Auto wieder repariert ist.“ Es sind die kleinen Gespräche, der Small-Talk am Rande, der aus dem Arbeitsleben ein gemeinsames Leben mit den Teamkollegen macht. Das liegt auch Hotelleiterin Nicole Grüttner am Herzen. „Wenn wir als Team zusammensitzen und uns unterhalten, sollen alle das Gefühl haben, dazuzugehören. Gerade in den letzten Wochen haben wir viel dazugelernt und unsere Hemmungen abgebaut, uns in Form von Gebärden mitzuteilen.“ Initiiert wurde das Training von Caritas-Mitarbeiter Chris­toph Schaffeld, der die integrativen Kollegen im Hotel Klos­tergarten pädagogisch begleitet. „Über den Integrationsfachdienst des Landschaftsverbandes Rheinland konnten wir diese Schulung für alle Mitarbeiter anbieten, die in den Inklusionsbetrieben der Caritas hier im Klostergarten arbeiten – sowohl für das Hotel als auch für die Klosterküche“, erklärt Christoph Schaffeld. Gemeinsam mit dem Integrationsfachdienst will er nun noch weitere Hilfen organisieren, beispielswiese einen Pager, den Jessika Jäger am Gürtel tragen kann und der sie zum Beispiel bei Feueralarm warnt, oder einen Jobcoach der sie eine Zeitlang bei der Arbeit begleitet und konkrete Vorschläge macht, wie der Arbeitsplatz für Jessika Jäger noch passender gestaltet werden kann. Im Workshop entstand zudem die Idee der „Stillen Minuten“. In dieser Zeit übt das Team ab sofort während des gemeinsamen Team-frühstücks täglich miteinander die Gebärdensprache.

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