„Gestatten, mein Name ist Gietling!“

Karneval in Elten und Siggi Alefsen – seit weit mehr als 30 Jahren eine untrennbare Kombination mit vielen Geschichten

Viele Erinnerungen aus einem karnevalistischen Leben hat Siggi Alefsen im Laufe von Jahrzehnten in Form von Fotos und Zeitungsartikeln zusammengetragen. NN-Foto: MB

ELTEN. Mit dem Titel „Eltener Urgestein“ kann sich Siggi Alefsen sehr gut anfreunden. Kein Wunder: Nicht nur, dass der heute 72-Jährige im alten Eltener Krankenhaus das Licht der Welt erblickt hat. Es gibt auch kaum einen Verein, in dem Alefsen nicht Mitglied ist oder sich engagiert. Entsprechend ist er dem Karneval in Elten natürlich ebenfalls seit vielen Jahren eng verbunden.

Alefsen, der von 1970 bis 2003 als Zugbegleiter bei der Deutschen Bahn arbeitete, unter anderem im Erster-Klasse-Zug „Rheingold“ und im ICE zwischen Köln und Amsterdam, ist verheiratet, Vater zweier Söhne und hat zwei Enkelkinder. 20 Jahre Vorsitzender des Fahrbeamtenvereins (FBV) Emmerich, Mitglied im Kneipp-Verein Elten, seit 30 Jahren Bürgermeister der Regenbogenstraße, seit 40 Jahren Nikolaus für Emmerich, seit 50 Jahren im Schützenzug 12 der St.-Martinus-Bruderschaft Elten, Vorstandsmitglied von Fortuna Elten – es braucht schon ein wenig Zeit, um zumindest einen Abriss der Alefsenschen Biographie zu erstellen.

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Seit 1971 ist er zudem im Karneval aktiv, eroberte mit Büttenreden auf Platt unter dem Namen „Gietling“ die Bretter der närrischen Welt, während seine Frau Monika im Karneval tanzte. Später ging er mit seinem ältesten Sohn Markus in die Bütt, im Zwiegespräch traten sie auf Sitzungen der St.-Martinus-Schützen auf. Heute verrät er: „Ich war selbst noch als alter Fuchs auf der Bühne nervös.“ Solo war Alefsen 1978 auch mal als „alter Schulmeister“ auf der GECK-Sitzung in Emmerich zu Gast.

„Das Tolle am Karneval ist, dass man sich schön verkleiden kann und immer lustig aussieht“, beschreibt Alefsen den Reiz des jecken Treibens. Zudem fühle er sich gerade in der Bütt freier: „Man kann in der Bütt die Leute duzen und sie auf Platt ‚neutral‘ durch den Kakao ziehen, ohne ihnen wehzutun. Man kann sie auf die Schippe nehmen, ohne sie zu beleidigen.“ Auch die Treffen für die Sitzungsproben seien immer etwas Besonderes, „man kommt regelmäßig zusammen, hat einfach Spaß an der Freude, und das in geselliger Runde“.

Doch gibt es eine Entwicklung, die Alefsen vielleicht nicht mit Sorge, aber doch zumindest mit großem Bedauern beobachtet: „Es wird immer weniger Platt gesprochen auf der Bühne.“ Es sei schade, dass die Jugend heutzutage kein Platt mehr lerne, und selbst bei den Senioren gehe es zurück, „das merke ich immer bei unseren bei Proot-Platt-Abenden“, erzählt Alefsen, der ein trauriges Bild malt: „Ich könnte mir vorstellen, dass es in zehn Jahren keine Büttenreden auf Platt mehr gibt.“ Aufhalten könne man diese Entwicklung aus seiner Sicht nicht, zumindest habe er kein Patentrezept.

Erst einmal aber wird wieder Karneval gefeiert – auf der Schützensitzung am heutigen Abend. In diesem Jahr wird Alefsen allerdings nicht im Elferrat auf der Bühne, sondern mit seinem Zug 12 im Publikum sitzen, da dieser 2019 sein 50. Zugjubiläum feiert. „Und da muss ich als Zugführer ja wohl dabei sein“, sagt Alefsen lachend, der außerdem amtierender Maikönig ist – wie bereits vor 25 Jahren schon einmal.

Kolping feiert 66 Jahre
Mit der Sitzung der Kolpingsfamilie hat am vergangenen Wochenende der Sitzungskarneval in Elten begonnen. Unter dem Motto „Auf die Bretter, die die Welt bedeuten! Kolping Elten feiert 66 Jahr mit jecken Leuten“ begrüßte Moderator Bastian Liske die zahlreichen Narren im Kolpinghaus und führte durch den rund fünfstündigen Abend voller Musik, Tanz, Büttenreden und weiteren Showeinlagen.

Einer der Höhepunkte war der Besuch von Prinz Manuel I. und Prinzessin Kirsten I., dem amtierenden Emmericher Prinzenpaar. Heute geht es in Elten närrisch weiter, um 19.11 Uhr beginnt die Sitzung der St.-Martinus-Schützen. Und am kommenden Samstag, 23. Februar, folgt als Abschluss die Gemeinschaftssitzung im Kolpinghaus. (Fotos/2: Photo-Ecke)

Nach der „hauseigenen“ Sitzung steht am 23. Februar noch die gemeinsame Veranstaltung mit der Kolpingsfamilie an. „Früher gab es eine richtige Konkurrenz zwischen Kolping und Schützen“, erinnert sich Alefsen. „Ich fand das immer schade. Als sich beide Vereine schließlich annäherten und daraus die Gemeinschaftssitzung entstand, war das aus meiner Sicht optimal.“

Ein Pflichttermin ist für Siggi Alefsen der Kinderkarnevalszug am Samstag, 2. März, ab 14.11 Uhr in Elten. Sein Schützenbruder Heinz van den Broek hat diesen vor rund 50 Jahren ins Leben gerufen, Alefsen gehörte sofort dem Organisationskomitee an. „Es war viel Arbeit, aber wir haben es immer gerne gemacht.“ Über viele Jahre begleitete er als Ordner den Zug, inzwischen steht er lieber am Wegesrand und jubelt den Narren zu.

Während vielerorts die Umzüge schrumpfen oder sogar gänzlich eingestellt werden, auch mangels Teilnehmer, geht der Karneval in Elten den umgekehrten Weg. Dies erklärt sich für Alefsen mit einem Blick in die Vergangenheit: „In den Anfangsjahren haben wir klar vorgegeben, dass es ein Kinderkarnevalszug ist – Eltern zogen also nur in Begleitung ihrer Kinder mit.“ dieses „Familienkonzept“ habe sich als Erfolgsgeheimnis des Eltener Zuges herausgestellt. „Der Reiz für die Jugend ist es, dass sie mitziehen und sich zeigen dürfen“, sagt Alefsen.

Außerdem sei Elten ideal für das närrische Treiben: eine kleine Ortschaft, der große Prinzenwagen auf dem Markt, wo die Fußgruppen vorbeiziehen und einzeln begrüßt werden. „Auch aus Emmerich und Hüthum kommen Gruppen, teilweise mit Wagen, und Musikgruppen aus Lobith und ‘s-Heerenberg in den Niederlanden schließen sich ebenfalls an“, sagt Alefsen.

Bis heute ist der Zug für ihn „eine tolle Sache“, finde in Elten aber auch beste Voraussetzung für Wagenbauer und Fußgruppen: „Sie erfahren viel Unterstützung durch Firmen als Sponsoren“, sagt Alefsen.

Abschließend zieht der 72-Jährige sein persönliches Fazit zum Karneval: „Das Schöne daran ist: Man kann anderen Freude bereiten mit etwas, an dem man selbst Freude hat – aber man muss auch dafür geboren sein.“

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