Ein filmisches Denkmal für die Fischer von Lüttingen

Erfolgreiche Premiere. Morgen läuft die Doku auch in der Hagelkreuzschule

XANTEN. „Vielleicht sollten wir doch mal über ein Kino in Xanten nachdenken“, sagte Bürgermeister Thomas Görtz mit Blick auf die 100 Zuschauer, die zur Filmpremiere in den vollbesetzten Kriemhildsaal des Siegfriedmuseums gekommen waren. Sie verfolgten gebannt die jüngste Dokumentation des Xantener Filmemachers Wolfgang Wilhelmi: „Die Fischer von Lüttingen – Sie nannten sich die 12 Apostel“.

Filmemacher Wolfgang Wilhelmi (4. von links) und sein Erzähler Heinrich Hußmann, Enkel des Lüttinger Fischers Theodor Remy, mit sechs von zwölf Aposteln aus Lüttingen. NN-Foto: Michael Scholten

Der Bürgermeister lobte den Wahl-Lüttinger Wolfgang Wilhelmi als ein „wunderbares Beispiel“, wie ein Zugereister sein Herz an die Domstadt verlieren kann und sich mit einer besonderen Gabe als große Bereicherung für Xanten erweise. In der Literatur seien dies zweifelsohne der Romanautor Willi Fährmann oder der Niederrheinchronist Werner Böcking, beim Film sei dies Wolfgang Wilhelmi.
„Mein Sohn sagt immer, ich sei ein Nischenfilmer“, sagte Wilhelmi im Anschluss an die gelungene Premiere. Tatsächlich reizt es ihn nicht die x-te Dokumentation über die Pyramiden von Gizeh. Er möchte die Kamera auf Regionen und Themen richten, die selten bis gar nicht gefilmt werden, speziell am Niederrhein. „Wenn ich hier nicht wohnen würde, würde ich hier Urlaub machen“, versicherte der Filmemacher seinem Publikum.
Und so gefiel ihm auch der Vorschlag des Heimat- und Bürgervereins Lüttingen, das 20. Fischerhüttenfest, das im September 2018 gefeiert wurde, als Basis für einen Film zu nehmen, besonders gut. Mit historischen Archivfotos, malerischen Landschaftsbildern, überraschenden Spezialeffekten und amüsanten Zeitrafferaufnahmen schildert Wolfgang Wilhelmis in seinem jüngsten Werk nicht nur die Vorbereitung und Durchführung des Fischerhüttenfestes, sondern macht auch die lange Geschichte der Fischer von Lüttingen hautnah erlebbar.
Einer der Protagonisten des Films ist Heinrich Hußmann, der noch immer leuchtende Augen bekommt, wenn er detailverliebt von seinem Großvater Theodor Remy erzählt, der mit den anderen Lüttinger Fischern bis zu einer Woche lang an Rheinkilometer 827 auf den Fang seines Lebens wartete. Schriftsteller Werner Böcking erzählt im Film, dass der heitere Spruch „Fisch ohne Schnaps ist Gift“ einen wahren Kern hatte. Denn die Fischer mussten hochprozentigen Klaren trinken, damit sie bei der Arbeit in nasskalter Umgebung immun gegen Erkältungen und andere Krankheiten waren.
Die Reste der Fischerhütte, die den Fischern einst auf dem „Pärdendyck“ als Schlaf- und Schutzstätte diente, sind inzwischen genauso verschwunden wie der Berufsstand des Lüttinger Rheinfischers. Doch seit 1998 erinnert eine neue Fischerhütte, die der Heimat- und Bürgerverein Lüttingen am Xantener Südsee errichtete, an die harte und ehrenwerte Arbeit der Fischer, die sich einst „die zwölf Apostel“ nannten.
Deren moderne Nachfolger, darunter Leo Sensen und Günther Rinnen vom Heimat- und Bürgerverein Lüttingen, erzählen im Film begeistert von den Vereinsaktivitäten und dem Fischerhüttenfest, das zu einer Institution am Niederrhein geworden ist: Bis zu 70 Helfer sorgen dafür, dass viele hundert Gäste geräucherten Fisch oder Lachs-Reibekuchen genießen können.
Wolfgang Wilhelmis Film klingt mit einem Besuch beim letzten Niederrheinfischer aus. Rudi Hell, 82 Jahre alt, kannte einige der Lüttinger Fischer noch persönlich. Heute arbeitet Hell vor allem im Auftrag der Wissenschaft. Denn die Wasserqualität des Rheins hat sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wieder deutlich verbessert, die Fischbestände erholen sich langsam, auch die Artenvielfalt steigt. „Ist Rudi Hell die Brücke in eine neue Zeit?“, fragt die Erzählerstimme am Ende des Films und hofft, dass auch die Fischer von Lüttingen eines Tages wieder ihre Netze auswerfen werden.
Die DVD „Die Fischer von Lüttingen – Sie nannten sich die 12 Apostel“ ist über die Internetseite www.wilhelmifilm.de erhältlich. Der Film läuft am Donnerstag, 31. Januar, auch in der Aula der Hagelkreuzschule in Lüttingen, Pantaleonstraße 13. Der Eintritt ist frei. Ob noch Sitzplätze übrig sind, weiß der Heimat- und Bürgerverein Lüttingen unter Telefon 02801/772242.
Das Siegfriedmuseum wird im großen Kriemhildsaal weitere Filme von Wolfgang Wilhelmi zeigen. Am Samstag, 23. Februar, läuft um 17 Uhr „Fossae Drusinae – Römische Wasserwege“, am Samstag, 30. März, um 17 Uhr „Xanten – Die Perle vom Niederrhein“. Der Eintritt ist frei. Platzreservierungen sind unter Telefon 02801/772340 möglich.

-Anzeige-
Vorheriger ArtikelWeezes Wehrführer steht
vor zweiter Amtszeit
Nächster ArtikelGoch: Wohnungseinbrecher auf frischer Tat ertappt