„Ich liebe die bunte Mischung“

Kabarettist, Schauspieler und Buchautor: Kalle Pohl im NN-Interview und am 12. Oktober im Gocher Kastell – die NN verlosen 5 x 2 Karten.

Kalle Pohl kommt im Oktober nach Goch.
Foto: Ulrike Reinker

GOCH. An der Seite von Rudi Carrell und Jochen Busse hat er große Erfolge im TV gefeiert, mit Hanns-Dieter Hüsch und Harald Schmidt WDR-Hörfunk gemacht. Und auch mit seinen Solo-Programmen hat Kalle Pohl stets sein Publikum begeistert. Am Freitag, 12. Oktober, 20 Uhr, kommt der „Komödiant“, wie er sich selbst bezeichnet, ins Gocher Kastell. Im NN-Interview spricht Pohl über sein neues Programm, seinen Werdegang, und seine zweite große Leidenschaft, das Theater.

-Anzeige-

Herr Pohl, man kennt Sie als Kabarettisten und Comedian. Seit einigen Jahren sind Sie aber auch im Theater unterwegs.
Kalle Pohl: Ich bin sogar sehr intensiv im Theater engagiert. Im Moment ist allerdings Pause, da ich jetzt mit meinem neuen Solo-Programm auf Tour bin. Wir müssen ja immer langfristig planen. Das Theater wird immer mehr, darüber freue ich mich riesig. Ich habe im Sommer bei den Schlossfestspielen Neersen „Charleys Tante“ gespielt, als Open-Air-Aufführung. Das Stück haben dort weit über 9.000 Menschen gesehen, es musste sogar eine Zusatzvorstellung gegeben werden.

Wann geht es weiter?
Pohl: Ab Mitte Dezember spiele ich wieder „Charleys Tante“ bis Mitte Februar im Contra-Kreis-Theater in Bonn und von Ende Mai bis Anfang Juni noch mal in Braunschweig. Das nächste Stück ist auch bereits in Planung – so bin ich mit Theater praktisch bis 2020 ausgebucht.

Sind Sie ein Comedian beziehungsweise Kabarettist, der zudem Theater spielt, oder sehen Sie sich inzwischen als Theaterschauspieler, der auch auf der Comedy-Bühne steht?
Pohl: Ich liebe ja dieses alte deutsche Wort Komödiant, das leider völlig aus der Mode gekommen ist. Im Französischen heißt „comédien“ übrigens Schauspieler. Ich denke, ein Komödiant kann vielseitig arbeiten: Er steht solo auf der Bühne und macht Kabarett – oder eben Comedy, wie man es heute nennt, beziehungsweise früher Kleinkunst –, er kann aber auch Theater spielen. So sehe ich mich, als vielseitigen Komödianten. Das ist mir übrigens in meinen Solo-Programmen auch immer wichtig gewesen: die Vielseitigkeit.

Was genau meinen Sie?
Pohl: Ich könnte zum Beispiel nie anderthalb Stunden nur Stand-up-Comedy machen und nur reden, reden, reden. Das können einige Kollegen, mein Ding ist das aber nicht. Mir persönlich wäre das zu langweilig, ich sorge lieber für Abwechslung. Ich habe auch Stand-up-Comedy in meinen Programmen, keine Frage, aber auch Gedichte, gespielte Dialoge – etwa mit Tante Mimi oder Heinz Spack –, Lieder mit dem Akkordeon und Sketche. Ich brauche diese bunte Vielfalt. Und ich meine, dass sich das Publikum auch darüber freut.

Haben Sie denn eine Vorliebe? Bedeutet Ihnen das Kabarettistische mehr als das Theaterschauspiel?
Pohl: Das sind zwei ziemlich unterschiedliche Welten. Man kann nicht sagen: Bühne ist Bühne. Das trifft es überhaupt nicht. Zwar bringe ich beim Theaterspiel auch ein bisschen die persönliche Note rein – ich denke, das erwarten die Leute bei Kalle Pohl auch, wie bei „Charleys Tante“, wenn ich die Gitarre heraushole und eine von mir komponierte Samba spiele. Aber letztlich spielt man ein für eine bestimmte Anzahl von Personen geschriebenes Stück. Man spielt mit anderen zusammen, das ist etwas ganz Wunderbares und etwas ganz anderes, als solo zu spielen und auch allein zu den Auftritten zu reisen.

Verlosung

Die NN verlosen 5 x 2 Karten für „Offen und ehrlich – Von allem das Beste“ am Freitag, 12. Oktober, um 20 Uhr im Gocher Kastell.

Einfach eine E-Mail mit Name, Anschrift, Telefonnummer und dem Betreff „Kalle Pohl“ schicken an gewinnspiel@nno.de; Einsendeschluss ist Mittwoch, 26. September. Die Gewinner werden unter www.niederrhein-nachrichten.de veröffentlicht.

Karten im Vorverkauf ab 18 Euro unter www.soundboxstudio.de.

Sie sind bereits seit vielen Jahren im Geschäft, ein „alter Hase“, wie man wohl sagen darf. Wie hat sich aus Ihrer Sicht das „Comedy-Business“ im Laufe der Jahre verändert?
Pohl: Zum einen haben wir die Masse, die auf die Bühne geht. Wenn es früher, in den 80er Jahren, rund 20 Kabarettisten gab, war das schon einiges. Heute gibt es 2.000 – also viel Masse. Selbst in das Metier Comedy kann jeder durch Casting-Shows einsteigen. Viele, die ein paar Witze erzählen oder einen Sketch spielen können, machen gleich ein Zwei-Stunden-Programm. Wenn man dann den ganzen Abend sieht, fehlt doch einiges. Diese Comedians verschwinden in der Regel auch schnell wieder.

Und zum anderen…?
Pohl: Gibt es hervorragende, richtig tolle Kollegen. Einer hat leider aufgehört: Volker Pispers, den ich sehr geschätzt habe, der einfach großartig war als politischer Kabarettist. Viele dieser Kollegen haben mich nie berührt, aber Pispers und auch Dieter Hildebrandt habe ich immer geglaubt, was sie gesagt haben. Bei ihnen hatte ich das Gefühl, sie haben morgens die Zeitung aufgeschlagen und sich fürchterlich aufgeregt – und das haben sie dann auf die Bühne gebracht, ehrlich und authentisch. Man sah ihnen an, wie sehr sie beschäftigte, was in der Welt gerade schief lief.

Letztlich aber gibt es zu viel Masse und zu wenig Klasse?
Pohl: Viele Comedians gehen auf die Bühne, weil sie merken: Der Markt ist da, man kann Geld verdienen – Stichwort Comedy-Boom. Ich gönne es auch jedem, dass er Erfolg hat. Aber oft sieht man eben nur wenig Gutes auf der Bühne bei diesem Massenboom.

Wie und wann haben Sie das Kabarett oder das Komödiantische für sich entdeckt?
Pohl: Tatsächlich schon in Kinderjahren. Ich habe mit neun Jahren meine erste öffentliche Einmannshow gegeben. In der Garage meiner Eltern habe ich den Nachbarskindern für einen Pfennig Eintritt ein Programm geboten. Ich hatte mir auf DIN-A4-Zettel geschrieben: Kasperle – habe ich Kasperle gespielt; Quatsch – habe ich Quatsch gemacht; Akrobatik – bin ich ein bisschen rumgehopst. Das Ganze lag aber auch ein bisschen in der Familie. Da gab es bunte Charaktere, die zu den gegebenen Zeiten – Karneval und Kirmes – auf den Tischen standen und wirklich Hallodri gemacht haben. Mein Vater hat immer kleine Beiträge gemacht, Onkel Alfred hat Akkordeon gespielt und Lieder dazu gesungen. Das hat mich als Kind fasziniert und inspiriert. Da habe ich viel mitbekommen.

Sie haben vor allem mit „7 Tage 7 Köpfe“ große Erfolge im Fernsehen gefeiert.
Pohl: Die ersten Jahre „7 Tage 7 Köpfe“ waren famos. Wir hatten viel Freude bei der Arbeit und waren zeitweise die erfolgreichste Comedy-Sendung Europas. Wir hatten eine großartige Mischung verschiedener Charaktere.

In den vergangenen Jahren aber ist Ihre TV-Präsenz zurückgegangen? Fehlt Ihnen das Fernsehen?
Pohl: Ich spüre das natürlich am Publikumszulauf. Zum Glück bekommt mein Management für mich immer noch viele Termine, die ich gerne mache. Und mittlerweile mische ich das mit dem Theater. So komme ich wunderbar hin. Ich giere auch nicht nach immer mehr Geld, damit ich mir den dritten Ferrari leisten kann. Das alles brauche ich nicht. Ich bin dankbar, dass die Leute zu mir kommen, wenn ich mit meinem Solo-Programm unterwegs bin. Ich kann gut davon leben, meiner Tochter das Studium finanzieren, meinen Hunden Futter kaufen und mir eine Flasche Wein.

Also kein Heimweh nach dem Fernsehen?
Pohl: Dieter Hildebrandt hat mal gesagt: Wenn du nicht im Fernsehen bist, existierst du nicht. In der einen oder anderen Sendung könnte ich mit der einen oder anderen Nummer, die ich habe, auch gut auftreten. Aber wenn es nicht geht, dann weine ich dem auch nicht nach. Ich bin auch ein Stück weit anspruchsvoll und lehne Angebote schon mal ab. So wollte man mich beispielsweise mal als Kandidaten fürs „Dschungelcamp“, hat mir 50.000 Euro geboten. Aber ich habe abgelehnt. Ich habe ganz klar gesagt: Ich finde diese Sendung würdelos und menschenverachtend.

Anfang Oktober kommen Sie mit Ihrem neuen Programm „Offen und ehrlich – Von allem das Beste“ nach Goch. Worauf darf sich das Publikum freuen?
Pohl: Auf jeden Fall dürfen sich die Zuschauer auf die bunte Vielfalt freuen. Es gibt Stand-up-Comedy, vergnügliche Lieder, Sketche – und ich versuche, das Publikum zu überraschen, zum Beispiel mit einem kleinen Vierzeiler. Ich singe laut Elke Heindenreich auch „die traurigste Ballade der Welt“, die aber bei aller Traurigkeit letzten Endes sehr lustig ist. Ich habe außerdem die „Handsau“ wieder dabei, die man aus früheren Programmen kennt. Es ist insgesamt eine Mischung aus alten und neuen Nummern – eben ein „Best of“, nicht ganz typisch Comedy. Es ist Phantasie anregend. Vor allem möchte ich mir selbst Spaß bereiten, nicht nur abliefern. Denn wenn ich selbst Spaß auf der Bühne habe, überträgt sich das auch aufs Publikum.

Vorheriger ArtikelGemäldebewertung im
Koenraad-Bosman-Museum
Nächster ArtikelZwei Bahnübergänge
in Emmerich gesperrt