Kinderärzte-Mangel: Initiative übergibt Rouenhoff Petition

Der Bundestagsabgeordnete nimmt die fast 4200 Unterschriften mit nach Berlin und sucht Lösungen

KREIS KLEVE. Fast 4200 Unterschriften hat die Elterninitiative „Mehr Kinderärzte für den Kreis Kleve” auf der Online-Plattform „openPetition” gesammelt. Es ist eine Zahl, die beeindruckend deutlich macht, dass die kinderärztliche Versorgung im Kreis Kleve Mängel aufweist. Der Klever Kinderarzt Dr. Wolfgang Brüninghaus sowie Beate Kohl, Nicole Tenbrink und Daniela van Sandvoort von der Elterninitiative haben nun Stefan Rouenhoff (CDU), Bundestagsabgeordneter für den Kreis Kleve, die komplette 60-seitige Petition mit Unterschriften und Kommentaren übergeben.

Auf 60 Seiten sind Unterschriften und Kommentare zusammengefasst, die Beate Kohl (l.), Dr. Wolfgang Brüninghaus (m.), Nicole Tenbrink (2.v.r.) und Daniela van Sandvoort (r.) Stefan Rouenhoff (2.v.l.) überreicht haben. NN-Foto: SP

Seit drei Jahren engagiert sich die Elterninitiative unterstützt durch Kinderarzt Dr. Brüninghaus für eine bessere kinderärztliche Versorgung im Kreis Kleve. Neben zahlreichen Presseberichten und Fernseh-Auftritten war der Start der Petition im August 2017 ein Höhepunkt, der zumindest einen kleinen Teil-Erfolg nach sich zog. „Dass die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein im vergangenen Herbst zugestanden hat, den Kassenarztsitz von Kinderarzt Dr. Soemantri in Kleve im Zuge einer Sonderbedarfszulassung wieder neu zu besetzen, obwohl nach den Planungsvorgaben eine sogenannte Überversorgung mit Kinderärzten vorlag, war sicherlich ein Erfolg unserer Arbeit”, sagt Beate Kohl stellvertretend. Ansonsten kämpfte die Elterninitiative allerdings auch gegen Windmühlen. „Von den Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als Entscheidungsträger im Gemeinsamen Bundesausschuss in Berlin haben wir bislang keine Bereitschaft erkennen können, sich ernsthaft um unsere Beschwerden zu kümmern”, sagt Kohl.

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Ihre Hoffnungen ruhen nun auf Stefan Rouenhoff. Der Bundestagsabgeordneter soll mit Unterstützung der Petition das Thema in Berlin ansprechen. Er kündigte bei der Übergabe der Unterschriften bereits an, dass er mit Fraktionskollegen aus dem Gesundheitsbereich sprechen und dem Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn einen Brief schreiben wolle.

Ganz untätig war Rouenhoff allerdings auch bereits vor dem Treffen mit der Elterninitiative nicht. Der CDU-Politiker hat bereits zahlreiche Gespräche zu dem Thema geführt und sich unter anderem mit dem Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Dr. Günter Bergmann, getroffen. „Es ist mittlerweile angekommen, dass die Lage im Kreis Kleve exorbitant schlecht ist. Die KV hat mittlerweile auch erkannt, dass es bezüglich der Bedarfszahlen (wie viele Ärzte im Kreis Kleve tätig sein dürfen, Anm. d. Red.) verbesserungsbedarf gibt”, sagt Rouenhoff.

Um dem Ärztemangel entgegen zu treten, werden laut Rouenhoff bereits Maßnahmen ergriffen, „die mittel- und langfristig” wirken. Zum Beispiel werde in die Ausbildung von Ärzten investiert. „Wir müssen aber auch schauen, dass wir Maßnahmen finden, die kurz- beziehungsweise mittelfristig greifen”, sagt Rouenhoff. Um Ärzten ländliche Regionen wie den Niederrhein schmackhaft zu machen, seien vielleicht finanzielle Vorteile für sie denkbar, sagt Rouenhoff. Kinderarzt Dr. Wolfgang Brüninghaus sagt allerdings: „Das ist bei uns Kinderärzten gar nicht das Problem. Stattdessen dürfen Kinderärzte sich nicht im Kreis Kleve niederlassen, weil wir offiziell nach dem Bedarfsplan der Kassenärztlichen Bundesvereinigung einen Überschuss an Kinderärzten in der Region haben. Dem ist aber nicht so.”

Die Auswirkungen dieser Bedarfsplanung habe er bereits vor einigen Jahren selbst zu spüren bekommen: „Als ein anderer Kinderarzt in Rente gegangen ist, standen mehrere hundert Kinder ohne Arzt da. 40 von ihnen, die schwere Erkrankungen hatten, wollte ich übernehmen. Doch da sie meine Zahl an Patienten überschritten haben, bekam ich für sie kein Geld mehr und durfte sie nur kostenlos behandeln.” Auch die Zahlen der Patienten, für deren Behandlung ein Arzt Geld bekommt, seien unverhältnismäßig.

Stefan Rouenhoff favorisiert zur Lösung der Probleme die Schaffung eines Ärztenetzwerkes. „Dabei müssen Ärzte aber auch Interesse an einer Zusammenarbeit haben, damit wir ein Ärztenetzwerk praktikabel machen und etablieren können”, sagt Rouenhoff.

Um eine bessere ärztliche Versorgung in ländlichen Regionen zu erreichen, startet die Elterninitiative „Mehr Kinderärzte für den Kreis Kleve” bald eine neue Petition. „Darin wird bundesweit und ohne Beschränkung auf eine Facharztgruppe die prekäre Versorgung in Landregionen angeprangert. Wir fordern darin endlich faire und gleiche Planungsvorgaben für alle Bürger – unabhängig vom Wohnort”, sagt Kohl. Die Petition wird in den nächsten Tagen auf der Website www.ei-kleve.de freigeschaltet.

 

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