„Wir verlieren unsere Heimat“

Saal Hebben soll abgerissen werden – Hüthumer Schützen und Karnevalisten müssen umziehen.

HÜTHUM. „Für Glaube, Sitte und Heimat“, so lautet bis heute die Parole der Schützenbruderschaften. Doch die Sache mit der Heimat wird für die Schützen der St.-Michael-Bruderschaft Hüthum demnächst schwierig. Denn der Saal Hebben und die dazugehörige Gaststätte sollen abgerissen werden. „Man kann durchaus sagen, dass wir dadurch unsere Heimat verlieren“, sagt Jochen Spiertz, Brudermeister der St.-Michael-Schützen. Immerhin wurde sie im Mai 1914 an eben dieser Stelle – damals noch Gaststätte „Zur Hoffnung“ – gegründet.

Aus und vorbei: Im Saal Hebben werden demnächst keine Schützenfest und Karnevalssitzungen mehr stattfinden. Die St.-Michael-Bruderschaft trifft dies besonders. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Aus und vorbei: Im Saal Hebben werden demnächst keine Schützenfest und Karnevalssitzungen mehr stattfinden. Die St.-Michael-Bruderschaft trifft dies besonders.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Nun will ein privater Bauherr auf dem Gelände in Oberhüthum ein neues Wohngebiet errichten. Zwar sollen Vereinsheim der St.-Michael-Schützen und Schießstand erhalten bleiben, doch die Auswirkungen dürften laut Spiertz „gravierend“ sein: „Bereits jetzt haben einige ältere Mitglieder signalisiert, dass sie aus der Bruderschaft austreten, wenn wir Oberhüthum verlassen.“ Vor allem diejenigen, die seit 50, 60 Jahren der Bruderschaft angehören, „wollen sich einen Umzug nicht mehr antun“, zeigt Spiertz Verständnis dafür. Doch auch jüngere Schützen seien skeptisch, weiß der Brudermeister. „Sollten wir uns etwa einer anderen Bruderschaft anschließen, so müssten sie erst einmal sehen, ob sie sich mit dem neuen Verein identifizieren können.“ Dies sei aber nur eines von mehreren Szenarien, die man derzeit prüft, sagt Spiertz. Man habe bereits einige Gespräche geführt und will den Mitgliedern bis zur Versammlung im März nächsten Jahres eine Lösung präsentieren. Nur eines steht bereits fest: „Eine mobile Anlage mit Zelt können wir für unser Schützenfest ausschließen. Das wollen unsere Mitglieder nicht.“

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Für die Schützengesellschaft Borussia ist dies dagegen sehr wohl eine Option. Auch sie sind seit Jahren im Saal Hebben „zu Hause“, hatten zuvor aber ihr Vereinshaus an der ‘s-Heerenberger Straße. „Wir sind mehr in der Innenstadt beheimatet und nicht so eng mit Oberhüthum verbunden wie die Michael-Schützen“, erläutert Direktor Bert Gricksch. Daher sehe er auch weniger Probleme in Sachen Mitgliederzahlen und mögliche Austritte auf die Borussia zukommen. „Schön ist die Situation trotzdem nicht“, sagt Gricksch, „wir brauchen eine neue Möglichkeit, zu feiern und zu schießen.“ Bis zum Maifest im kommenden Jahr muss eine Lösung her. „Wir prüfen derzeit verschiedene Option, es könnte aber auch sein, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren die Alternativen erst einmal testen“, sagt der Direktor.

Für den noch jungen Verein Hüthumer Frauen-Karneval (HFK) steht bereits fest, dass auf den Saal Hebben der Kapaunenberg folgt – zumindest für die Sitzung am 10. Februar 2017. „Es ist eine gute Alternative, da unser Publikum ohnehin aus ganz Emmerich kommt“, sagen die Verantwortlichen. Auch große Einbußen bei den Mitgliedszahlen befürchte man nicht. Allerdings bringe der neue Saal auch einen Nachteil mit: „Es bedeutet mehr Arbeit, da er deutlich größer ist, was für die Bühne ebenfalls gilt. Da müssen unsere Bühnenbauerinnen die Kulissen entsprechend größer konstruieren.“ Schwierig könnte die Situation während der Session 2017/2018 werden, ahnt man beim HFK: „Es wird eine sehr kurze Session, bei der sich die Sitzungstermine an wenigen Wochenenden ballen. Da müssen wir neu entscheiden, wohin wir gehen.“ In jedem Fall wolle man sich, wie auch für die Sitzung in 2017, mit der Hüthumer Narrengemeinschaft (HNG) absprechen.

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