Ein Stück Lebensqualität

wieder zurückgewinnen

Spezialisierte ambulante Palliativversorgung: Hilfsangebote für Schwerkranke

NIEDERRHEIN. Unheilbar krank: Eine Diagnose, die viele wie ein Schlag trifft, denn man hat die Gewissheit, dass der Betroffene nicht mehr gesund werden kann. Mit der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) möchte das Palliativ Netzwerk Niederrhein Abhilfe schaffen. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Vertretern und Einrichtungen des Gesundheitswesens im Kreis Kleve, in Moers und Umgebung. Sie sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität der Patienten und betroffenen Angehörigen durch eine palliative Betreuung zu verbessern.

Für wen die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) gedacht ist, erklärte Dietz Dall-mann (r.), qualifizierter Palliativ-Arzt in Issum, bei einer Infoveranstaltung zum Thema „SAPV“. Wie es in Pflegeeinrichtungen aktiv begleitet werden kann, erläutern Regina Kämpken, Koordinatorin des Palliativ Netzwerks Niederrhein, und Andreas Kunze, Pflegedienstleister der Caritas, den anwesenden Vertretern der stationären Einrichtungen im Südkreis. NN-Foto: Anastasia Borstnik
Für wen die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) gedacht ist, erklärte Dietz Dall-mann (r.), qualifizierter Palliativ-Arzt in Issum, bei einer Infoveranstaltung zum Thema „SAPV“. Wie es in Pflegeeinrichtungen aktiv begleitet werden kann, erläutern Regina Kämpken, Koordinatorin des Palliativ Netzwerks Niederrhein, und Andreas Kunze, Pflegedienstleister der Caritas, den anwesenden Vertretern der stationären Einrichtungen im Südkreis. NN-Foto: Anastasia Borstnik

In Form eines Gesprächskreises stellten Regina Kämpken, Koordinatorin im Palliativ Netzwerk Niederrhein, Andreas Kunze, Pflegedienstleitung der Caritas Geldern-Kevelaer, und der qualifizierte Palliativ-Arzt (QPA) Dietz Dallmann aus Issum nun ihre Arbeit vor: Was heißt SAPV, für wen ist es gedacht und wie kann SAPV in Pflegeeinrichtungen unterstützend tätig werden? Das sind nur einige der Fragen, die an diesem Nachmittag im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Issum beantwortet wurden. „Das Netzwerk ging am 1. Juli 2012 mit vier Gesellschaftler und zwei Geschäftsführern an den Start“, erinnert sich Kämpken. Momentan umfasse das Netzwerk 15 qualifizierte Palliativ-ärzte, sechs Pflegedienste mit 27 qualifizierten Pflegefachkräften, zwei stationäre Hospize, vier ambulante Hospizdienste, vier Apotheken und drei Psychoonkologen im Kreis Kleve sowie Moers und Umgebung. Kooperationspartner sind unter anderem das Hospiz Haus Brücke Friedel in Walbeck, die ambulante Hospizgruppe Kevelaer, die Cyriakus Apotheke in Weeze und die Psychoonkologen Karla Paternus aus Xanten und Armin Schoelen aus Kleve.

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Individuellen Wünsche des Patienten stehen im Mittelpunkt

„Die individuellen Wünsche und Bedürfnisse des Patienten und die Belange der ihm vertrauten Personen stehen im Mittelpunkt der Palliativversorgung“, betont die gelernte Krankenschwester Regina Kämpken. Die SAPV kann nicht nur in Pflege- und Seniorenheimen, beim Betreuten Wohnen oder in stationären Hospizen angewendet werden, sondern auch in der häuslichen Umgebung. Jeder kann SAPV in Anspruch nehmen, der an einer nicht heilbaren, weit fortgeschritten Krankheit leidet und dessen Lebenserwartung begrenzt ist. Zum Beispiel bei bösartigen Tumorerkrankungen, Herz- und Niereninsuffizienz, Parkinson oder fortgeschrittener Demenz mit Ausfall wichtiger physiologischer Funktionen und Symptomenlast. „Es ist für die  Menschen gedacht, die aufgrund der bestehenden Symptome eine besonders aufwändige Versorgung benötigen“, sagt sie. Dabei liegt das Mindestalter bei 18 Jahren. Doch bevor das Netzwerk tätig werden kann, ist eine Verordnung der Krankenhaus-, Haus-, Fach- und Notärzte notwendig. Dass sich das nicht so einfach gestaltet, wurde in der anschließenden Diskussion klar. Dennoch appelliert das dreiköpfige Palliativteam an die Vertreter der stationären Einrichtungen, die Koordinatorin anzurufen, auch wenn nicht klar ist, ob der Patient SAPV überhaupt in Anspruch nehmen kann – danach könne immer noch das Gespräch mit dem Arzt gesucht werden, so Kämpken. Die Antragsstellung bei der Krankenkasse übernimmt dabei das Netzwerk. Da SAPV eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen ist, wird keine Selbstbeteiligung gefordert und sie kann unabhängig von der Pflegestufe vom Arzt verordnet werden.

Vorteile der SAPV

Welche Vorteile die Vernetzung der Einrichtungen hat, erläutert Pflegedienstleiter Kunze im nächsten Schritt. Dazu gehören unter anderem Zeitersparnis, finanzielle Entlastung, einfache Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben und die Erhöhung der Versorgungsqualität. Warum SAPV deutlich mehr leiste als die allgemeine ambulante palliative Versorgung (AAPV), macht Dietz Dallmann deutlich: „Es wird eine 24-Stunden Rufbereitschaft des qualifizierte Palliativ-Arztes und der Pflege garantiert, zudem eine tägliche Symptomenkontrolle, schnelle Anpassung der Behandlung und Bedarfsmedikamentation sowie eine zusätzliche Behandlungspflege und Betreuung von Angehörigen.“ Für die Patienten bedeute dies: weniger Krankenhauseinweisungen und Notfallaufnahmen, Reduktion der Behandlungskosten, dass der Sterbeort signifikant häufiger in gewohnter Umgebung sei und die Lebensqualität verbessert werde. „Durch weniger aggressive Therapie am Lebensende, wird letztlich die gute Lebenszeit verlängert“, sagt Dallmann abschließend. Weitere Infos unter www.palliativnetz-niederrhein.de.Anastasia Borstnik

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