Dieses Bild wurde um 1915 aufgenommen. Es zeigt Soldaten für die Gocher Garnison, die von Kleve über die Klever Straße nach Goch marschieren. Foto: privat

GOCH. Als vor etwa 100 Jahren die jungen Männer aus Goch in den Krieg zogen, glaubten sie an einen schnellen Sieg. Mit der Parole „Mit Gott für König und Vaterland“ zogen sie enthusiastisch an die Front.
Die Soldaten waren damals im Kaiserreich gottgläubig und wollten ihr Land für ihren Herrscher verteidigen. Sie waren überzeugt, richtig zu handeln, weil sie sich selbst bzw. das Deutsche Reich angegriffen fühlten, die Ehre ihres Landes zu verteidigen hatten und Gott auf ihrer Seite stehen sahen.

Diese Parole – sinnbildlich auch Titel des Buches – spiegelt die Gedanken der damaligen Menschen und ihre Lebenseinstellung wider, heute wäre so etwas undenkbar! Der Fokus des Buches „Mit Gott für König und Vaterland“ richtet sich auf die Heimatfront. Die Gocher Bevölkerung wurde durch den Weltkrieg stark getroffen und eingeschränkt, wenn auch die Kriegsfront weit entfernt lag; das eigentliche Kriegsgeschehen im Ersten Weltkrieg Goch nicht berührte bzw. in der Stadt nicht gekämpft wurde. Die fatalen Auswirkungen beschränkten sich nicht allein auf die vielen Toten und Verwundeten sowie die Familien, deren Ernährer sich an der Front befanden. Die Bevölkerung hatte auch in Goch an der Heimatfront zu leiden; vor Ort herrschte strenger Verzicht.

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Die Bevölkerung in Goch hungerte und sammelte bzw. spendete für die Menschen an der Front. Das gesamte Leben in der Stadt war vom Kriegsgeschehen gezeichnet. Die eingeschränkte Bevölkerung musste einerseits die Wirtschaft vor Ort aufrechthalten, andererseits dafür sorgen, dass die Soldaten an der Front kämpfen konnten. So unterstützten die Gocher die Soldaten an der Front, wo sie nur konnten; sie halfen in der Rüstungsindustrie, sammelten Kleidung und Metall, damit die Soldaten im Winter nicht frieren mussten und mit Munition und Bomben ausgestattet werden konnten.

Außerdem beteten sie und wallfahrteten für ihre Soldaten in den Kirchen. Sie verzichteten auf viele Dinge und unterstützten damit den Kampf bzw. sorgten dafür, dass der Krieg auch über die eigentlich nur wenige Wochen angedachte Phase schließlich bis Ende 1918 andauern konnte. Die Schüler hatten häufig Unterrichtsausfall hinzunehmen, weil die Lehrer an der Front kämpften oder für die Front gesammelt werden musste bzw. die Schüler den Bauern bei der Ernte helfen mussten. Die Kriegsfronten und die Heimat waren wirtschaftlich, sozial und emotional miteinander verbunden. Die Auswirkungen des Krieges waren nahezu vom Kriegsbeginn an und sogar noch weit nach dem Waffenstillstand in Goch zu spüren. Der Krieg beeinflusste auch das Leben der Frauen in der Stadt aufs Äußerste.

Spätfolgen des Krieges waren die belgische Besetzungszeit, die Inflation, weitere Hungerzeiten sowie das harte Leben nach dem Krieg mit traumatisierten und verkrüppelten Kriegsrückkehrern. Es gab keinen Bereich im zivilen Leben, auf den der Krieg nicht direkt oder indirekt Einfluss genommen hat. Das Buch zeigt in mehreren Kapiteln einerseits wie die Menschen hier in Goch lebten und wie die hiesige Bevölkerung im Krieg mitzuleiden und die Soldaten an der Front zu unterstützen hatte; andererseits wird die Situation der Soldaten an der Front dargestellt und werden die Auswirkungen des Krieges noch weit über Kriegsende beleuchtet.

Eindrucksvoll vermitteln Auszüge aus Briefen und Tagebüchern der Gocher Soldaten von der Front bzw. aus der Gefangenschaft ein Stimmungsbild über die Situation vor 100 Jahren, das dem Leser dazu verhilft, sich ein wenig in das Kriegsgeschehen und die Denkeise der Gocher während der Kriegszeit hinein zu versetzen. Das Buch konnte dank der Unterstützung der Stiftung der Volksbank zur Förderung der Heimatforschung und Heimatpflege und des Vereins „För Land en Lüj“ vom Heimatverein Goch e.V. herausgebracht werden. Der Autor, Hans-Joachim Koepp, stellt sein Werk kostenfrei zur Verfügung. Das Buch umfasst 400 Seiten mit etwa 500 Abbildungen. Die Auflage ist mit 600 Exemplaren relativ gering. Das Buch ist ab sofort im örtlichen Buchhandel für 17,80 Euro zu erwerben.

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