Auf Schmugglerpfaden zur Reisefreiheit

Neue Ausstellung des Heimatvereins im Haus zu den fünf Ringen zu 20 Jahren Schengener Abkommen

Am Samstag, 17. Oktober, eröffnet der Heimatverein Goch e.V. im Haus zu den fünf Ringen eine Ausstellung mit dem Titel „20 Jahre Schengener Abkommen – Auf Schmuggelpfaden zur Reisefreiheit”.

Am Grenzübergang Gaesdonck/Siebengewald bildeten sich eins lange Autoschlangen. Foto: privat
Am Grenzübergang Gaesdonck/Siebengewald bildeten sich einst lange Autoschlangen.
Foto: privat

Wer heute durch Europa reist, kann sich kaum noch vorstellen, was das bis vor 20 Jahren bedeutete: Lange Autoschlangen an den Grenzen, strenge Passkontrollen und stichprobenweise intensive Durchsuchungen nach Schmuggelwaren. Das Bild auf dem Ausstellungsplakat zeigt beispielhaft wie es am Grenzübergang Hülm /Siebengewald zuging. Als 1995 das Schengener Abkommen in Kraft trat, gehörten solche Hindernisse bald der Vergangenheit an. Galt das Abkommen anfangs nur für wenige Länder, ist es heute auf beinahe den komplette Bereich der EU ausgeweitet – 22 EU-Länder und vier Nicht-EU-Länder sind betroffen. In diesem Jahr feiern diese Länder ihr 20-jähriges Jubiläum.

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Das ist der Anlass für den Heimatverein Goch e.V. diese Ausstellung in Goch zu errichten, vor allem vor dem geschichtlichen Hintergrund, dass Goch Grenzstadt mit drei Grenzübergängen war. Die Ausstellung zeigt die Entwicklungsgeschichte des Zolls sowie des Schleichhandels, wie der Schmuggel früher genannt wurde – in Goch und Umgebung.

Viele Jahrhunderte hatten Grenzen im Leben der Menschen am Niederrhein keinen großen Stel-lenwert. Die Herzogtümer Geldern und Kleve kannten keine festen Grenzen, die bewacht wur-den. Erst durch den Wiener Kongress von 1814/15 wurde östlich der Maas „einen Kanonenschuss vom Fluss entfernt” eine Grenze gezogen, die die links und rechts der Grenze lebende Bevölkerung schmerzlich trennte. Bis dahin war Schmuggel im Gocher Raum gänzlich unbekannt. Mit der neuen Grenze allerdings änderte sich das. Schmuggeln wurde bald ein lukrativer Erwerbszweig vieler Bewohner, der gesellschaftlich von vielen akzeptiert, darüber hinaus romantisch verklärt und zeitweise überlebensnotwendig wurde. Doch der „Beruf” des Schmugglers wurde gefährlich, als sich Zollbeamte und Schmuggler bewaff¬neten und es zu Feuergefechten wie im „Wilden Westen” kam. Durch den Grenzschmuggel gab es auch Tote. Für die Zöllner war es sehr schwierig, sich gegen organisierte Schmuggler durchzusetzen. Die abwechslungsreiche Ausstellung „20 Jahre Schengener Abkommen – Auf Schmuggelpfaden zur Reisefreiheit” beleuchtet die Entwicklung von Zoll und Schmuggel in Goch von der Entstehung vor 200 Jahren durch Grenzziehung aufgrund des Wiener Kongresses, im Laufe der Zeit, einschließlich der besonderen Situationen während der beiden Weltkriege bis hin zur Durchsetzung des Schengener Abkommens und der Einführung des Europäischen Binnenmarktes. Zahlreiche Exponate vermitteln den Besuchern einen Eindruck davon, wie einfallsreich die Schmuggler waren, aber auch welche Findigkeiten die Zöllner entwickelten.

Mit dieser Ausstellung bringt der Heimatverein e.V. auch wieder Leben in das Haus der fünf Ringe, das jahrelang leer stand. In mühevoller Eigenarbeit haben Aktive des Heimatvereins e.V. erste Restaurierungsmaßnahmen getroffen, um diesem einst so prächtigen Patrizierhaus wieder Leben einzuhauchen. Jürgen Hoymann vom Hauptzollamt Duisburg, Außenstelle Emmerich, unterstützt den Heimatverein e.V. mit sehenswerten Exponaten. Hans-Joachim Koepp hat sein fundiertes Wissen als ehemaliger Stadtarchivar eingebracht und zusammen mit dem Historischen Arbeitskreis an Niers und Kendel ein Sonderheft unter dem Titel „Schmugglers Umtriebe in Goch – Errichtung von Zollämtern und Bekämpfung des Schmuggelwesens” verfasst, was exklusiv in der Ausstellung angeboten wird. Zudem erfährt diese Ausstellung Bereicherung dadurch, dass es zu festgelegten Terminen Vorträge von Hans-Joachim Koepp über das Schmuggelwesen gibt. Auch Gästeführer Rob Miesen, stadtbekannt durch seine „Schmugglerwanderung durch Goch” wird während der Ausstellung für Überraschung sorgen. Die Ausstellung ist bis zum 20. Dezember, samstags und sonntags zwischen 10 und 17 Uhr im Haus zu den fünf Ringen zu sehen. Der Eintritt ist frei.

 

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