Mit dem traditionellen Schlusslied „Panama Jansen“ verabschiedet sich die FastNackt-Truppe. Foto: privat
15. Januar 2024 · Emmerich

Zum Lachen in den Keller

FastNackt-Sitzungen bieten Ratschläge fürs Überleben im Alltag

EMMERICH. Unzensiert und unfrisiert: Ob Gast oder Akteurin – oder muss man heute Akteuse sagen? Jeder bekommt bei den ersten beiden „FastNackt“-Abenden im vollbesetzten Kellertheater Seifenblase in Emmerich sein Fett weg. Gut gemeinte Ratschläge für das Überleben im unruhigen Alltag gibt es reichlich.

Ob nun Opa Hannes (Johannes van Bebber) von den stressigen Erfahrungen als Familienahn berichtet oder Frau Gertsen (Sabine Gerritschen) solo oder auch mit ihrem Mann Ludger Chaos und Routine erklärt: Da schreit das tägliche Leben! Gäste und Akteure werden ohne Ausnahme immer älter und fragiler. Das bestätigen Vorträge und Lieder von Theo Gertsen, der seine „Hömmeligkeit“ fast erschreckend erkennen muss. Sein weiterer Vortrag als Niederrhein- Nöler spiegelt exakt den Typ der indigenen Bevölkerung des Landstrichs wieder. Sehr persönlich berichtet Nicole Derksen unter anderem über die Last, die sie mit ihren Zähnen tragen muss. Emmerich wird wie in jedem Jahr mit kritischen und schrägen Vorträgen und Sketchen durch den Kakao gezogen. Eine Möglichkeit des Umgangs mit der „kleinen Stadt, die nicht viel zu bieten hat“, zeigt Dieter Sickelmann mit seinem Beitrag „Escape City“ auf. Bei „Bares für Rares“ kommt die Stadt Emmerich zu ganz neuen Ehren.

Von unerwarteten und schmerzlichen Erlebnissen beim Ausführen von Nachbars Rüden Henry erzählt Johannes Verbücheln, der auch mit regionalen und lokalen Nachrichten das Publikum auf den neuesten Stand bringt. Dass einige Zuschauer zugeben, auch sie könnten nicht alle 14 Bundesländer benennen, bestätigt das Ergebnis der Pisa- Studie. Die spielt auch in einem Beitrag von Ernst Verwaayen gemeinsam mit van Bebber eine große Rolle. Angela Merkel hat ausgedient. Das ist eigentlich schade, aber Milena Wehren überzeugt das Publikum auch ohne ihre Paraderolle mit ihrer Stimme und ihrem feinen Humor, allein und gemeinsam mit Nicole Derksen.

Wirkliche Profis sind die drei FastNackt-Musiker (Thorsten Banning, Nicolai Piefel und Benjamin Wolters), die seit dem Start der alternativen Sitzungen in Emmerich vor fast 30 Jahren für Stimmung und Begleitung sorgen. Als feste Programmnummer schöpfen die Musiker auch als „Senile“ aus dem improvisierten Comedy-Vollen.

Mit dem traditionellen Schlusslied „Panama Jansen“ verabschiedet sich die FastNackt-Truppe bis zum kommenden Wochenende. Doch auch die beiden Sitzungen heute und morgen – ein berechtigter Kritikpunkt – sind längst ausverkauft.

Mit dem traditionellen Schlusslied „Panama Jansen“ verabschiedet sich die FastNackt-Truppe. Foto: privat