
„Wir könnten uns im Vorfeld viel von der Angst nehmen“
Informationsabend „Abschied – Tod – Trauer bei Kindern“ am 5. September
Durch den Abend wird die Walbecker Sterbeamme Nicole Füngerlings führen, die der ein oder andere vielleicht schon von Elternabenden oder Fortbildungen der FBS kennt. Solche führt sie seit mittlerweile zehn Jahren immer wieder durch – mit einigen Veränderungen. „Mein Spektrum hat sich erweitert“, blickt sie zurück. Angefangen bei den Ü80-Jährigen hat sich ihr Schwerpunkt heute klar auf die Begleitung von Kindern und Jugendlichen verlagert. Auch im Programm der FBS hat sich in diesem Sinne einiges getan, wofür unter anderem der Krieg in der Ukraine sorgte. Neben Themen wie Tod und Trauer hat man mittlerweile auch konkret Kinderängste in den Blick genommen. „Hier kommen noch einmal andere Fragen auf in der Trauer“, sagt Füngerlings. Fragen, für die sie Eltern und Fachkräfte gerne rüsten würde.
Impulse setzen
Impulse setzt sie am 5. September auf vielerlei und vor allem anschauliche Weise: Mit einem Vortrag, durch Bilder, Gesprächsgruppen, einen Büchertisch oder anhand ihres „Notfallkoffers“: Dort hält sie all das „Werkzeug“ bereit, das sie für ihre eigene Arbeit braucht, wenn es einmal schnell gehen muss. Ziel des Abends ist es, den Eltern etwas an die Hand zu geben, „mutig zu sein, Kinder und Jugendliche in den Prozess miteinzubeziehen und zu zeigen, worauf man dabei achten muss.“
Den klassischen Fall kennen alle: Die verstorbene Großmutter ist nun im Himmel – ein Ansatz, den Füngerlings grundsätzlich nicht verkehrt findet. „Der Himmel kann schön sein. Oft werden die Verstorbenen dabei auf eine Wolke positioniert.“ Und trotzdem reicht das nicht immer aus, kann sogar zu Problemen führen, wie sie vor nicht allzu langer Zeit selbst wieder in einem Gespräch mit einem Jungen merkte. „Er wollte partout nicht in den Urlaub fliegen, weil er Angst hatte, dass das Flugzeug seinen Angehörigen trifft.“ Umso wichtiger sei es daher, die richtigen Erklärungen für viele Fragen zu finden. Wie ein Körper in die Urne kommt, sei da nur ein weiteres Beispiel. Ihr Ansatz: Das Thema kindgerecht auf eine sachliche Basis bringen.
Ein anderes, nicht seltenes umstrittenes Thema in Familien ist die Abschiednahme am Verstorbenen. Auch hierüber wird Nicole Füngerlings sprechen. „Viele haben Sorge, die Kinder mitzunehmen“, sagt sie. Für gewöhnlich hätten hierbei jedoch weniger die Kinder ein Problem, sondern vielmehr die Eltern. Daher gehört für sie ein Anreiz zur Selbstreflexion dazu. „Welche eigene Haltung habe ich? Glaube ich an ein Leben nach dem Tod? Ich möchte gerne Fragen mitgeben, die vielleicht unbeantwortet bleiben, aber zum Nachdenken anregen.“
Ein kindgerechter Abschied funktioniert auch mit selbstgestalteten Friedhofskerzen oder mit von Kindern bemalten Urnen und Särgen, wie sie anhand von Fotos zeigen wird. Das habe in der Vergangenheit bereits Früchte getragen, berichtet Füngerlings. Dabei gibt es aber auch besondere Fälle: Einer Frau habe einmal die Idee eines bemalten Sarges und bunter Kerzen gefallen, „aber sie sagte, sie lebe in einem Ort, wo man so etwas nicht mache.“ Füngerlings Vorschlag: den Deckel einfach von innen bemalen. Durch Impulse wie diesen verließen die Teilnehmer die Veranstaltungen oft mit weniger Last auf ihren Schultern, berichtet sie, „mit dem Mut, sich etwas zuzutrauen und Ideen zu entwickeln.“
Oft handelt es sich bei den Teilnehmern um Betroffene. Nicole Füngerlings hofft aber, in Zukunft mehr von den Unbedarften begrüßen zu dürfen. Denn eines weiß sie aus Erfahrung: „Wir könnten uns im Vorfeld viel von der Angst nehmen. Wenn der Tod da ist, hat man nicht viel Zeit, nachzudenken.“ Dass sie den Blick dabei besonders auf die Erwachsenen richtet, hat damit zu tun, dass die Angst vor allem bei den Eltern liege, die ihre Erfahrungen dann häufig auf die Kinder projizieren würden – wofür die Sterbeamme jedoch Verständnis hat. „Sie wollen ihre Kinder ja auch schützen.“
Durch die Finanzierung durch die Gelderner Familienzentren ist die Teilnahme an der Veranstaltung gratis. Eine Anmeldung ist nicht nötig, aber für die bessere Planung möglich: unter Telefon 02831/134600 oder unter www.fbs-geldern-kevelaer.de. Für den 19. März 2025 wird zudem erstmalig ein Online-Elternabend mit dem Buchautor Dr. Udo Baer geplant. Das Thema: „Lasst unsere Kinder nicht ins Leere gehen“. Dabei wird es darum gehen, was passiert, wenn Kinder übersehen oder überhört werden. Thomas LangerLaden zur Veranstaltung ein: (v.l.) Gabriele Voß vom Team KiTa der Stadt Geldern, Sterbeamme Nicole Füngerlings und Antje Freudenberg (FBS). NN-Foto: Thomas Langer