
„Wer will, erhält auch seine Chance“
Manuel Jedwill hat 2007 als Lagerist bei Hövelmann Logistik in Rees angefangen – heute ist der Quereinsteiger neuer Lagerleiter
Die Logistik ist bei Manuel Jedwill quasi Familiensache, unter anderem ein Onkel und ein Cousin arbeiten in der Branche. Er selbst hatte bereits in den Ferien Aushilfsjobs bei Hövelmann übernommen, bevor er 2007 als Quereinsteiger eine Festanstellung bekam. „Ich habe als Lagerist angefangen“, erzählt Jedwill. „Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, also bin ich dabeigeblieben.“ Immer neue Aufgaben, neue Kunden, neue Frachten bedeuten auch immer neue Herausforderungen. „Es wird nie langweilig“, betont Jedwill.
Waren ohne Zielort
In den ersten Jahren bei Hövelmann übernimmt er das Be- und Entladen von Lkw und vereinnahmt Waren. „Das bedeutet, wir bringen sie ins Lager, wenn noch kein Zielort festliegt“, erläutert Jedwill. Auch der Container-Umschlag gehört zu seinen Aufgaben. Da er für seine Arbeit regelmäßig mit dem Gabelstapler unterwegs sein muss, macht er auch gleich den entsprechenden Führerschein.
Die Waren, mit denen er zu tun hat, sind ebenso vielfältig wie die Kunden, an die sie gehen: Aufbackbrötchen gehen in großen Mengen durch das Hövelmann-Lager in Rees. Aus Fernost kommen Container mit Kleinmöbeln. Hinzu kommen die typischen Güter während des Saisongeschäftes, etwa rund um die Feiertage wie Weihnachten und Ostern. „Dann gibt es auch mal Tage, an denen es etwas hektisch wird und wir Zeitdruck haben“, sagt Jedwill. In dieser Zeit sei die Halle manchmal so voll, „dass man bald nicht mehr weiß, wohin mit der Ware. Und weniger Tage später ist die Halle wieder fast leer.“ Doch solche Tage seien zumeist die Ausnahme.
Als eine besondere Zeit hat Jedwill in jedem Fall die Corona-Zeit in Erinnerung. „Wir hatten viele Ausfälle in der Belegschaft, es gab immer neue Vorschriften, auch die Ersatzteilbeschaffung war schwierig. Dazu dominierten Unmengen von Paletten mit Toilettenpapier das Bild im Lager.“
Inzwischen ist der 38-Jährige allerdings weniger im Lager als vielmehr im Büro anzutreffen. Vor rund zweieinhalb Jahren hat er den Posten des Lagerleiters übernommen. „Ich bin durch Fleiß und Bereitschaft, beispielsweise zu Wochenendarbeit, aufgefallen“, erzählt Jedwill. Keine drei Jahre ist er im Unternehmen, da wird er bereits vermehrt im Büro eingesetzt, übernimmt die Personalplanung und Abrechnung, erstellt Lieferscheine.
Als dann der bisherige Lagerleiter in den Ruhestand geht, „gab es für mich die Chance“ – und Jedwill ergreift sie umgehend. „Es war in jeder Hinsicht der richtige Schritt. Da ich vorher schon viel im Büro gearbeitet habe und von meinem Vorgänger lernen konnte, war es ein Reingleiten in die neue Tätigkeit.“ Natürlich trägt Jedwill nun deutlich mehr Verantwortung. Er sorgt dafür, dass Mitarbeiter an Schulungen teilnehmen, Wartungsintervalle von firmeneigenen Flurförderfahrzeuge und Maschinen eingehalten werden, er plant und begleitet Projekte und hat auch immer ein Auge auf die Wirtschaftlichkeit. „Dann und wann helfe ich aber auch noch im Lager aus“, verrät er.
Stetige Veränderungen
Nicht nur Jedwill, auch die Branche selbst hat im Laufe der Jahre Veränderungen erlebt. Ein Beispiel: „Für die Lagerung von Lebensmitteln müssen wir heute sehr hohe Qualitätsstandards erfüllen – noch höher als zu der Zeit, als ich hier angefangen habe.“ Gleichzeitig ist die Arbeit technischer geworden, auch im Lager. „Der Einsatz von Maschinen wie Palettier-Robotern und vollautomatischen Wickelmaschinen vereinfacht manches, Scanner helfen beim Warenein- und Ausgang, die Zuteilung von Blöcken und Regalplätzen erfolgt digital über den PC.“ Die größte Veränderung: „Die Mengen von Warenumschlag und Lagergut sind gewachsen.“
Doch nicht alles hat sich verändert. „Bis heute ist die Logistik-Branche nicht für jeden das Richtige“, sagt Jedwill. „Wir sprechen immer noch von Schichtarbeit, von Tag- und Nachtschicht. Und trotz der Unterstützung durch moderne Technik ist es eine körperliche Arbeit.“ Wer diese nicht scheut, sondern körperlich belastbar und vor allem motiviert ist, außerdem gerne im Team arbeitet, kann in der Logistikbranche seinen Platz finden.
Aufstieg als Quereinsteiger
Eine für Manuel Jedwill sehr wichtige Erkenntnis zieht er aus seinem eigenen Werdegang: Auch einem Quereinsteiger stehen alle Türen offen. „Jeder, der etwas erreichen will und das auch zeigt, erhält seine Chance“, ist er überzeugt. Als Lagerleiter führt er nicht nur täglich unzählige Gespräche mit Kunden über deren Aufträge, Wünsche und Ansprüche. Er ist zudem für 40 bis 50 Mitarbeiter zuständig, ist ihr auch Ansprechpartner bei Problemen – sei es im Beruf oder im Privatleben. Das erfordert ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, „nicht nur gegenüber dem Betrieb, sondern auch gegenüber den Menschen, die hier arbeiten. Denn sie ernähren ihre Familien.“ Dieses Verantwortungsbewusstsein gibt er mittlerweile, ebenso wie sein Wissen, an zwei Kollegen im Büro weiter. „Ich vermittle das, was man mir selbst damals beigebracht hat und was ich mir abgeschaut habe“, sagt Jedwill.
Michael Bühs
Vor zweieinhalb Jahren schaffte Manuel Jedwill den Sprung vom Lageristen zum Lagerleiter bei Hövelmann Logistik. NN-Foto: Mb Foto: Michael Bühs
Manuel Jedwill im Gespräch mit seiner Kollegin Claudia Wieringa im Lager von Hövelmann. NN-Foto: MB