Freuen sich aufs Wochenende: Norbert Schmitz (l.) und Paul Kersjes.NN-Foto: Rüdiger Dehnen
8. Mai 2024 · Kleve

Wenn der Stein singt wird‘s gut

Zwei Tage buntes Programm: Die „Alte Mühle“ Donsbrüggen feiert 2024 ihr 200-jähriges Bestehen

DONSBRÜGGEN. In Donsbrüggen steht in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum an, denn die „Alte Mühle“ hat sich ihren Namen mittlerweile redlich verdient und feiert ihr 200-jähriges Bestehen. 1824 wurde die achteckige hölzerne Holländermühle, damals noch eine von vielen Mühlen im Kleverland, von Johann Wilhelm Falier gebaut und in Betrieb genommen. Gefeiert wird der runde Geburtstag im Rahmen des Deutschen Mühlentags am kommenden Pfingstsonntag und natürlich am Mühlentag selbst, dem Pfingstmontag.

Die Windmühle in Donsbrüggen gehört zu den wenigen verbliebenen Mühlen in Deutschland, die mit so genannten Bilauschen Ventikanten ausgestattet sind. Diese Bezeichnung geht auf den deutschen Ingenieur Kurt Bilau zurück. Die dem Flugzeugbau entlehnte Bauweise hat das Ziel, die Windausbeute zu steigern und damit die wirtschaftliche Nutzung der Windmühle zu erhöhen. In Donsbrüggen wurden die aerodynamischen Flügel während der Renovierung in den 1950er Jahren angebracht. Zuvor gab es zwei andere Antriebe. 1890 wurde eine Dampfmaschine eingebaut, später wurde die Mühle elektrifiziert. „Eigentlich sollte die Mühle an der Kranenburger Straße gebaut werden“, weiß Norbert Schmitz, der als „Mitglied Nummer 13“ gleich nach der Gründung des Fördervereins im Jahr 1982 mit eingestiegen ist. Er ist neben Gründungsmitglied Paul Kersjes einer von drei „Müllern“, der die Mühle bedienen und Mehl mahlen kann. Und das ist durchaus gefragt. „Wir haben über das Jahr verteilt im Schnitt um die 3.000 Kinder hier, mit denen wir Brot backen“, erzählt Schmitz. Häufig sind es Schulklassen, die viel Freude am Backen haben und nebenbei einiges über die Geschichte und die Funktionsweise der Mühle erfahren. „Von den fertigen Broten schaffen es nur die wenigsten bis nach Hause“, weiß Schmitz, wie lecker die Brote aus eigener Herstellung sind. Das gilt natürlich auch für die Brote, die auf Bestellung samstags vor Ort abgeholt werden können. „Das sind jede Woche um die 100 Stück“, freut sich Schmitz über die rege Nachfrage. Gemahlen wird immer dann, wenn es ausreichend Wind gibt. „Ab Windstärke 3“, weiß der Fachmann. Das muss gut geplant werden, denn das Mehl ist immer nur bis zu sechs Wochen haltbar. Gebacken werden Brote aus Vollkornmehl, Weizen und Dinkel, zum Teil mit Natursauerteig. „Wir mahlen es ganz fein“, sagt Schmitz. Der Müller weiß: Das Mehl wird gut, „wenn der Stein singt“. Geübte Ohren hören das. „Es ist ein tolles Hobby“, findet Schmitz und rührt die Werbetrommel für den Förderkreis, der sich seit über 40 Jahren für den Betrieb und Erhalt der Mühle einsetzt. „Wir würden uns freuen, wenn wir auch jüngere Leute dafür begeistern könnten“, wäre er durchaus bereit, sein Wissen mit interessierten Jung-Müllern zu teilen. Das würde auch Paul Kersjes unterschreiben. Immerhin ist die Donsbrüggener Mühle die einzige weit und breit, in der noch Mehl hergestellt und auch gleich verarbeitet wird. „Es steht und fällt mit dem Nachwuchs“, sagt Kersjes.

Gern gesehen sind generell natürlich auch Besucher – und das nicht nur am bevorstehenden Festwochenende. Geöffnet ist die Mühle bis Mitte November jeden Samstag von 10 bis 14 Uhr sowie dienstags von 14 bis 17 Uhr. In den Wintermonaten bleiben Mühle, Backstube und das Mühlenmuseum geschlossen. Backaktionen für Gruppen sind jedoch auch im Winter nach Absprache möglich. Neu ist seit Ende 2022 die Möglichkeit, die Mühle auch ohne Führung mittels QR-Codes zu erkunden. Der Audioguide, gefördert vom Bundesprogramm Neustart Kultur, erzählt an 20 Stationen Wissenswertes zur Geschichte und zur Funktionsweise der Mühle. Und das sogar in drei Sprachen, auf Deutsch, Englisch und Niederländisch.

Jubiläumsfeier

Los geht es im Jubiläumsjahr bereits am kommenden Sonntag 19. Mai, von 10 bis 16 Uhr mit einem großen Trödelmarkt auf der benachbarten Obstwiese. Rund 35 Trödler haben sich angemeldet. „Es sind nur private Trödler vor Ort“, betonen Schmitz und Kersjes. Am Pfingstmontag, 20. Mai, geht es dann traditionell um 10 Uhr mit dem ökumenischen Gottesdienst, mitgestaltet von der Sing- und Spielschar Nütterden, los. Dazu gibt es einen Kunsthandwerkermarkt und einen Luftballonwettbewerb. An beiden Tagen kann man Lose (Kosten: ein Euro) erwerben und bei der Tombola mitmachen. Als Preise winken eine einwöchige All-inclusive-Reise nach Mallorca, eine Ballonfahrt, ein Trampolin und vieles mehr. Ebenfalls an beiden Tagen sind die Mühle und das Mühlenmuseum bei freiem Eintritt geöffnet und für die Kinder gibt es eine Hüpfburg und weitere Aktionen. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls bestens gesorgt. Es gibt einen Grillstand, gekühlte Getränke (auch den hochprozentigen Mühlenteufel und den Mühlengeist) sowie Kaffee und Kuchen, frisch aus der Mühlenbackstube. Ein großes Festzelt sorgt dafür, dass es auch bei nicht so gutem Wetter gemütlich wird. Stets exklusiv an Pfingsten erhältlich sind die Mühlenmöppkes, ein Gebäck aus Hefeteig mit Rosinen, Mandelsplittern und Hagelzucker. Ihr Geheimnis? „Die sind einfach nur unglaublich lecker“, sagt Schmitz und betont: „Und die gibt’s nur bei uns!“Verena Schade

Freuen sich aufs Wochenende: Norbert Schmitz (l.) und Paul Kersjes. NN-Foto: Rüdiger Dehnen