
Von Engeln, Skulpturen, Kartenspielern und Kirchen
Nächste Runde von „Mein Lieblingsbild“ von Pro Kultur in Emmerich
EMMERICH. Zu einem „spannenden Abend mit bunter Mischung“ hat Pro-Kultur-Vorsitzende Irene Möllenbeck mehr als 60 Gäste begrüßt, die den Weg ins PAN gefunden hatten, um sich die Lieblingsbilder von vier bekannten Emmerichern anzusehen und die Erläuterungen dazu anzuhören. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Duo Echo & Ivory (Jannik Holtwick, Gesang, und Adrian Schabbel, Klavier) mit bekannten Ohrwürmern.
Moderator Norbert Kohnen lud Andrea Schaffeld ein, mit ihrem Bild „Angelus Novus“ von Paul Klee (1870-1940) die Eisbrecherin des Abends zu geben. Zwischen 1915 und 1940, so erfuhren die Besucher, habe Klee rund 50 Engelsbilder geschaffen. „Geschöpfe, die sich erst im Vorzimmer der Engelschaft befinden“, sagte Schaffeld. Nicht putzig und pausbäckig komme der Engel auf dem mit 30 mal 25 Zentimeter kleinformatigen Bild daher, das heute in Israel-Museum in Jerusalem zu bewundern ist. „Es ist fast zu zerbrechlich, um ausgestellt zu werden“, sagte Schaffeld, die sich umso mehr darüber gefreut hat, dass Freunde ihr einen Druck aus dem Bode-Museum in Berlin mitgebracht hatten, wo das Bild präsentiert worden war.
Als nächster im Quartett präsentierte Wim Abbing, Chef der Probat-Werke, sein Lieblingskunstwerk. Es ist die Skulpturengruppe „Compiano sul Cristo morto“ (entstanden zwischen 1462 und 1490 von Niccolo dell´Arca), die er erst kürzlich in einer kleinen unscheinbaren Kirche in Bologna entdeckt hat. „Ein eindrucksvolles Beispiel spätmittelalterlicher Kunst in Italien“, sagte Abbing. Es handelt sich um sieben annähernd lebensgroße Terrakottafiguren, „die beeindruckendsten Skulpturen, die ich je in meinem Leben gesehen habe.“ Das Werk zeige, wie menschlich Emotionen sind, heute wie vor 600 Jahren. Für Abbing ist die Skulptur eine „Brücke zwischen Mittelalter und Renaissance, zwischen Nord und Süd.“
Nicht weit von Emmerich entfernt befindet sich das Lieblingsbild von Gabriele Krafft. „Die Kartenspieler“ von Bernhard Kretschmar können im Museum Katharinenhof in Kranenburg bewundert werden, wenn es seine Pforten wieder öffnet. Es soll 1916 entstanden sein. „Die Farbigkeit hat mich sofort angesprochen“, sagte Krafft. Eine entspannte Tafelrunde im Sonnenschein beim Kartenspiel, der Krieg scheinbar weit weg, mögliche Standesunterschiede spielen keine Rolle. „Ein Gedanke, der mir gefällt“, sagte Krafft. „Es gibt den friedlichen Sonntagnachmittag auch in schlechten Zeiten. Das finde ich tröstlich gerade in dieser Zeit.“
Dieter Sickelmann, pensionierte Kunstlehrer am Gymnasium in Emmerich, ist seinem Lieblingsbild nach vier Semestern Kunststudium in Paris begegnet. „Die Kirche von Auvers“ von Vincent van Gogh „nahm mich sofort gefangen“. Das 94 mal 74 Zentimeter große Werk gehört zu den letzten Gemälden vor seinem Tod. „Die Farben sprechen einen an, lassen die Gefühle des Künstlers lebendig werden“, sagte Sickelmann. Heute befindet sich das Meisterwerk im Musee d`Orsay in Paris.
Sickelmanns abschließender Appell an die Besucher: „Seht Euch die Bilder im Original an. Manche gewinnen und manche verlieren.“
Ihre Lieblingsbilder stellten Andrea Schaffeld, Wim Abbing, Gabriele Krafft und Dieter Sicklemann im PAN in Emmerich vor. Foto: privat