Sprechen über das Theater (v.l.): Trü Kobusch, Charlotte Höflich, Sjef van der Linden, Crischa Ohler und Peter Eckartz. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
5. September 2025 · Bedburg-Hau

Vom Theater des Lebens

Theater mini-art präsentiert den Spielplan für die zweite Jahreshälfte

BEDBURG-HAU. „Mach bloß kein Theater“ – einer dieser Sätze, den man nicht selten hört, wenn es ums Übertreiben geht, um die (zu) große Geste. Dabei liegt der Kern des Theaters nicht in der Übertreibung, sondern in einer Art vom Leben zu erzählen und eben das ist eine der Aufgaben, der sich auch das Theater mini-art immer wieder stellt.

Dabei blickt die vielfach preisgekrönte Truppe um Crischa Ohler und Sjef van der Linden nicht selten in die Geschichte, greift Themen auf, die vermeintlich längst verhandelt sind und sich im Kern leider immer wieder als aktuell erweisen. Jetzt hat das Theater den Spielplan für die 2. Jahreshälfte vorgestellt und wenn es nach Ohler und van der Linden ginge, müsste der Imperativ des „Freischwimmens“ lauten: Mach(t) Theater. Das Theater sollte kein Ort des Ausnahmezustandes sein, sondern eine Normalität. Merke: Normal startet früh, und also finden sich im neuen Spielplan auch Einladungen an die Jüngsten. Eine davon: „Papierstück“ – eine Produktion von „Tanzfuchs“. Crischa Ohler: „Spielerisch wagt sie die Kölner Choreografin Barbara Fuchs mit der Tänzerin Sonia Mota und dem Komponisten Jörg Ritzenhoff in den Papier-Dschungel. Mit Hilfe von Papier macht das Trio Veränderungen, Fremdeinflüsse und zeitliche Abläufe sichtbar.“ Was auf dem (Zeitungs)Papier möglicherweise theoretisch klingt, kann auch wie folgt beschrieben werden: „Es knistert und raschelt, lässt sich falten, zerknüllen und zerreißen, es ist biegsam, formbar und kann auch schneiden. Papier merkt sich jedes Falten, jeden Riss und jeden Schnitt. Die Tänzerin Sonia Mota, die in diesem Jahr 70 Jahre alt wird, ist eine Archivarin der Bewegungen und des Tanzes. Mit dem Musiker Jörg Ritzenhoff durchstreift sie den Papier-Dschungel.“ Man darfkannmuss gespannt sein. Drei Aufführungen sind geplant: Sonntag, 14. September, 16 Uhr (irgendwie denkt man an das Rascheln der Wahlzettel und ihr Verschwinden in den Urnen) und am Montag, 15. September, um 9.30 und um 11 Uhr. Das Stück richtet sich an Kinder ab drei Jahren und dauert handliche 35 Minuten. Am Sonntag, 30. November, 16 Uhr, sowie am Montag, 1. und am Dienstag, 2. Dezember (jeweils um 9.30 Uhr und um 11 Uhr) ist dann Tanzfuchs mit der Produktion „FOXX“ nochmals in Bedburg-Hau zu Gast. Diesmal richtet sich das Stück an Kinder ab fünf Jahren und dauert 45 Minuten.

Und natürlich gibt es auch ein „Zwischendurch“ mit alten Bekannten. Wieder im Programm: „Soweit der Erdkreis reicht“ (22. und 23. September – jeweils um 10 Uhr). „Oskar und die Dame in Rosa“ – zu sehen am 26. und 29 September (10 Uhr) sowie am Samstag, 1. November, um 18 Uhr. „Das Schutzengelhaus“, eine theatrale Collage zum Thema Kinder Euthanasie läuft am 6. und 7. November (jeweils um 10 Uhr) und am Samstag, 8. November, um 19 Uhr. „Ännes letzte Reise“ ist am 24., 25., 26. und 27. November jeweils um 11.15 Uhr zu sehen.

Den Abschluss des Jahres bilden zahlreiche Aufführungen von „Mein Vater“. Sjef van der Linden: „Ich habe das Stück vor Jahren schon gespielt. Jetzt kommt es noch mal.“ Zum letzten Mal – so steht es auf dem Programmzettel. Und damit der Abschied nicht so schwer fällt, findet „das letzte Mal“ 13 Mal statt – zuletzt am 26. Dezember.

Derzeit „zu Gast“ bei mini-art: Charlotte Höflich. Im Rahmen eines NRW-Stipendiums in Sachen Kinder- und Jugendtheater recherchiert die 33-jährige Medizinerin, die nach ihrem Medizinstudium eine Ausbildung auf dem Gebiet des Bewegungstheaters absolviert hat, zum Thema Theaterarbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie . Das Theater sei ein Ort der Freiheit – ein Ort abseits der Normierung, so Höflich. So sehen es auch Crischa Ohler und Sjef van der Linden. Damit schließt sich der Kreis zum Anfangsimperativ: Mach(t) Theater. Das Theater: ein Ort, mit sich selbst und anderen in Kontakt zu kommen. Ein Ort, im Leben vom Leben zu lernen und zu erzählen. In der Satzung des Vereins mini-art heißt es: „mini-art will klein dimensioniert, aber nicht bescheiden in seinem Anspruch sein, will Qualität statt Quantität. Als Prämisse setzen wir, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf Kunst haben und dass sie später als Erwachsene nur die Kultur und die Gesellschaft schaffen können, die sie selbst erfahren haben.“

Karten für die Vorstellungen und Details zu den einzelnen Produktionen gibt es unter www.mini-art.de.

Sprechen über das Theater (v.l.): Trü Kobusch, Charlotte Höflich, Sjef van der Linden, Crischa Ohler und Peter Eckartz. NN-Foto: Rüdiger Dehnen