
Treffpunkt Stadtbücherei: So erfolgreich war 2024 in Emmerich
Mehr als 21.000 Besucher und rund 2.670 Mitgliedsausweise – mehr Leseplätze und Lernorte benötigt
EMMERICH. Ein normaler Samstagvormittag in der Stadtbücherei Emmerich: Familien tummeln sich im Eingangsbereich. Während sie darauf warten, ihre Medien verbuchen zu lassen, halten sie ein Schwätzchen mit zufällig getroffenen Bekannten. An der Service-Theke fragen Kinder nach dem Ball für den Tischkicker in der Kinderbücherei. Einzelne Besucher betrachten die aktuelle Ausstellung des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve zum Thema „Kindheitswiesen“.
Aus dem Untergeschoss schallt eine Stimme nach oben – eine Vorlesepatin liest den Vier- bis Sechsjährigen aus einem Bilderbuch vor. Ein Erwachsener sitzt lesend im gemütlichen Ohrensessel zwischen den Romanen. Am runden Tisch im hinteren Bereich der Bücherei diskutieren junge Menschen über ihre Gruppenarbeit. Sie nutzen sowohl die Medien der Bibliothek als auch das kostenlose WLAN.
Stadtbücherei Emmerich als „dritter Ort“
Im Jahr 2024 kamen mehr als 21.000 Menschen in die Stadtbücherei Emmerich, um Medien auszuleihen, die Räume zu nutzen, Menschen zu treffen oder an einer der zwei wöchentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. „Bibliotheken werden immer mehr zu Treffpunkten, zu einem sogenannten dritten Ort, an dem man sich neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz aufhält. Das merken auch wir“, sagt Andrea Joosten, Leiterin der Stadtbücherei Emmerich. „Wir könnten noch deutlich mehr gemütliche Leseplätze und Lernorte zur Verfügung stellen – da haben wir eindeutig zu wenige.“
Als Lernort wird die Bücherei von Schülern regelmäßig genutzt. „Wir versuchen, dass jeder Grundschüler mindestens einmal die Bücherei besucht“, sagt Steffi Winnand, die die meisten Schulklassen betreut. Besonders am Dienstagvormittag sind Schulklassen zu Gast. In der 6. Klasse erkunden die Schüler das Angebot der Bücherei mithilfe einer App. Mit den meisten Emmericher Schulen bestehen vertraglich festgelegte Bildungspartnerschaften. Auf Wunsch stellt die Bücherei thematische Medienpakete sowie Boxen mit Montessorimaterialien für den Unterricht bereit. Auch ein „Jüdischer Religionskoffer“ ist Teil des Angebots. „Seit dem vergangenen Jahr kann zudem jede Schülerin und jeder Schüler die eMedien der Bibliothek auf einem iPad nutzen, das die Stadt zur Verfügung stellt“, freut sich Joosten.
Vielfältige Angebote, mehr Neuanmeldungen
Dass sich diese vielfältigen Angebote auszahlen, zeigen die steigenden Mitgliederzahlen: 2024 wurden 524 Neuanmeldungen registriert. Insgesamt verfügt die Bücherei mehr als 2.670 Mitgliedsausweise, wobei nicht jeder Besuchende einen Ausweis benötigt. Besonders erfreulich ist der deutliche Anstieg der Ausleihen, die sich 2024 auf insgesamt 69.887 Medien (darunter Bücher, Tonies, CDs, DVDs und Brettspiele) beliefen. Auch der Förderverein der Bücherei verzeichnet wachsende Mitgliederzahlen und finanziert den beliebten Bestseller-Service.
Eine kürzlich veröffentlichte europäische Studie (Sentobib), in deren Rahmen 160.000 Menschen zu ihren Bibliotheken befragt wurden, zeigt, dass sich viele Nutzer einen Ausbau der Treffpunkt-Funktion ihrer Bibliotheken wünschen. Auch in Emmerich wagt man den Spagat zwischen einem gemütlichen Rückzugsort und einem lebendigen Weiterbildungsraum für alle – und das offenbar mit Erfolg.
Andrea Joosten, Leiterin der Stadtbücherei Emmerich, freut sich über die weiterhin hohe Nachfrage nach Büchern und anderen Medien. Foto: Stadt Emmerich