Sankt Martin reitet auch in diesem Jahr wieder durch Menzelen-Ost. Foto: Martinskomitee
4. November 2025 · Alpen

St. Martin zieht seit 100 Jahren durch Menzelen-Ost

Am 12. November 1925 ritt Sankt Martin das erste Mal durch Menzelen-Ost / Tradition wird fortgeführt

MENZELEN-OST. In diesen Tagen ziehen fröhlich singende Kinder mit ihren bunten, zum Teil selbstgebastelten Laternen wieder durch die Straßen am Niederrhein. Begleitet werden sie dabei nicht nur von ihren Eltern, Großeltern oder älteren Geschwistern, sondern auch vom Heiligen Sankt Martin, der als Symbol für Mitgefühl, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft steht. Die bekannte Legende erzählt, dass Sankt Martin, einst römischer Soldat und später Bischof von Tours, seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Diese Szene wird traditionell am Ende eines jeden Sankt-Martinszuges nachgespielt. Während die leuchtenden Laternen an Licht und Wärme in der dunklen Jahreszeit erinnern, lässt die Geschichte des Heiligen Martin Kinder die bedeutsamen Werte des Teilens und der Fürsorge hautnah erleben.

Die Tradition des Sankt-Martinszuges besteht schon seit Jahrzehnten. In Menzelen-Ost wird dieser Brauch in diesem Jahr seit exakt 100 Jahren gepflegt. Am 12. November 1925 organisierte die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) unter der Leitung von Anton Karmann den ersten, „kleinen Umzug für die Kinder“, wie in der offiziellen Festschrift „100 Jahre Martinszüge in Menzelen-Ost“ des Vereins für Geschichte und Brauchtum Menzelen zum 100-jährigen Bestehen des Martinskomitees Menzelen-Ost nachzulesen ist. Auch damals schon ritt Sankt Martin auf einem weißen Schimmel und mit schmucker Rüstung und dunkelrotem Mantel voran. „Ihm folgten mit brennenden Lampions und selbst gefertigten Papierfackeln die Schulkinder groß und klein; den Schluss bildeten die Kinder der Bewahrschule, teils zu Fuß, teils auf den Armen getragen, teils auf Handkarren gefahren. Im Lokal des Arbeitervereins, der den Zug vor allem vorbereitet hatte, fand die Bescherung der Kinder statt, nachdem der H. Pfarrer über den hl. Martin und seine Bedeutung auch für unsere Zeit eine Ansprache gehalten und der Herr Hauptlehrer Schewe dem Verein und allen, welche durch ihre Bemühungen oder Gaben den Festzug zustande gebracht hatten, mit herzlichen Worten gedankt hatte. Mit heiteren Gesichtern, brennenden Lichtern und mit Gaben bepackt, kehrten die Kinder mit ihren Angehörigen heim“, heißt es in einem Auszug aus der Kirchenchronik Menzelen von Pastor Aengenvoort vom 12. November 1925, die ebenfalls in der käuflich zu erwerbenden Festschrift „100 Jahre Martinszüge in Menzelen-Ost“ nachzulesen ist.

Der Zauber, den der Heilige Sankt Martin auch 100 Jahre später noch verbreitet, ist auch im Jahr 2025 nicht kleiner geworden. „In die leuchtenden Kinderaugen zu blicken, ist jedes Jahr wieder ein Highlight“, sagt Annette Möhlenberg, Schriftführerin im Martinskomitee Menzelen-Ost. Seit knapp 20 Jahren arbeitet sie daran mit, dass die Tradition rund um den Heiligen Sankt Martin aufrechterhalten wird. „Es ist einfach schön, und ich finde es wichtig, dass in der Martinsgeschichte das Teilen dargestellt wird und die Kinder lernen, dass man teilen sollte“, betont Möhlenberg. Diese Botschaft in den Mittelpunkt zu stellen, sei heutzutage vielleicht wichtiger denn je.

Ohne Ehrenamtler wäre die Umsetzung des jährlichen Sankt-Martinzuges, der in Menzelen-Ost seit vielen Jahren am offiziellen Martinstag, dem 11. November, stattfindet und lediglich in den Kriegsjahren des Zweiten Weltkrieges und 2020 aufgrund der Coronavirus-Pandemie ausfiel, allerdings nicht möglich: Sieben Vorstandsmitglieder umfasst das Martinskomitee Menzelen-Ost. Vorsitzender ist Karl-Heinz Oymann. Hinzu kommen jedes Jahr 20 ehrenamtliche Sammler, die schon ab Ende September von Tür zu Tür ziehen, um Spenden für den Martinszug zu sammeln. Diese sind insbesondere dafür wichtig, dass jedes Kind und jeder Senior ab 70 Jahren eine gefüllte Martinstüte erhalten. „Wir packen jedes Jahr 550 Martinstüten – 350 für Kinder und 200 für Senioren“, verrät Möhlenberg. Gefüllt seien sie mit Süßigkeiten (für die Kinder), frischen Weckmännern und Obst, wie etwa Mandarinen. „Die Martinstüten, die nicht abgeholt werden, spenden wir immer an die Alpener Tafel“, betont Möhlenberg.

Die beiden wichtigsten Aufgaben haben am 11. November jedoch Torsten Bangert und Johannes Pins: Bangert spielt seit 2008 jedes Jahr den Heiligen Sankt Martin, Pins stellt seit 1999 den Bettler dar, der beim traditionellen Martinsspiel auf dem Marktplatz in Menzelen-Ost natürlich von Sankt Martin ein Stück seines Mantels erhält. Zuvor steht aber natürlich immer wieder der Martinszug an, bei dem dutzende Kinder mit ihren leuchtenden Laternen fröhlich singend durch Menzelen-Ost ziehen. „Früher gab es einen längeren Zugweg. Inzwischen ziehen wir nur noch auf der Ringstraße, da der andere Weg zu weit war“, sagt Möhlenberg. Die Teilnehmerzahl sei in den vergangenen Jahren jedoch immer weiter gestiegen – denn die bekannte Legende des Heiligen Martin, der für Mitgefühl, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft steht, zieht auch nach 100 Jahren immer noch Menschen an, die gemeinsam diesen Brauch erleben und die bedeutsamen Werte der Geschichte weitergeben möchten.

Sabrina Peters

Martinszüge in Alpen, Sonsbeck und Xanten

8. November: ab 17 Uhr in Vynen, ab 17 Uhr in Sonsbeck, ab 17.30 Uhr in Bönning-Rill; 9. November: ab 17.30 Uhr in Labbeck; 10. November: ab 17 Uhr in Menzelen-West, ab 17.45 Uhr in Veen, ab 18.15 Uhr in Büderich; 11. November: ab 17.30 Uhr in Menzelen-Ost, ab 17.30 Uhr in Marienbaum; 12. November: ab 17.30 Uhr in Alpen; 13. November: ab 18 Uhr in Xanten, 14. November: ab 17.30 Uhr in Hamb, ab 18 Uhr in Wardt; 15. November: ab 17.45 Uhr in Lüttingen. Weitere Infos gibt es im NN-Veranstaltungskalender online unter https://events.niederrhein-nachrichten.de.

Sankt Martin reitet auch in diesem Jahr wieder durch Menzelen-Ost. Foto: Martinskomitee