
Rat und Hilfe für Hör- und Sehbehinderte
„Expertentag Sinnesbehinderung“ am Freitag, 6. September, in Weeze
Egal ob Behinderung oder chronische Erkrankung: Unter der Trägerschaft des Paritätischen Kreis Kleve unterstützt die EUTB Kreis Kleve seit 2018 Betroffene und Angehörige in allen Bereichen der Teilhabe. Um die Menschen in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Belange selbst zu verwirklichen und an die ihnen zustehenden Leistungen zu gelangen, legt sie ihren Schwerpunkt auf die individuelle Beratung, steht aber auch für kurze Fragen zur Verfügung. Dass man dabei nahe an der Lebenswirklichkeit der Zielgruppe arbeitet, zeigt auch der Umstand, dass das vierköpfige Kernteam zur Hälfte selbst aus Betroffenen besteht. „Wir werden aber auch durch ein Team von Ehrenamtlichen unterstützt. Bei ihnen handelt es sich ebenfalls um ‚peers‘, also Menschen mit Beeinträchtigung“, erläutert Christiane Quenel, Beraterin bei der EUTB und selbst sehbehindert.
Rund 600 Beratungen führte die EUTB im Jahr 2023 durch. Darunter finden sich auch einige besondere Erfolgsstorys, wie die Ausführungen von EUTB-Beraterin Monika van Bebber zeigen. Dazu gehört die Geschichte eines jungen Mannes mit fortschreitender Sehbehinderung, der mit Hilfe der EUTB einen seinen Einschränkungen und Interessen angemessenen Ausbildungsplatz gefunden hat. Aber: „Wir kratzen hier nur an der Oberfläche“, sagt van Bebber, vor allem gemessen an der eigentlichen Zahl der Menschen mit Behinderung. Das große Problem dabei: „Viele Menschen haben nie etwas von der EUTB gehört und wissen gar nicht, was sie mit den Leistungen tun könnten, die das Bundesteilhabegesetz vorsieht. Es ist wirklich ein echter Dschungel, manchmal sogar für uns.“ Für diesen Dschungel möchte die EUTB Lotse sein und mit ihrer Arbeit zeitgleich ein Bewusstsein für das Thema schärfen – auch im Bezug auf die Rechte und Anliegen der Betroffenen.
Anlässlich des diesjährigen Schwerpunkts vereint die EUTB mit dem „Expertentag Sinnesbehinderung“ beide Ziele in einer besonderen Aktion und versammelt wichtige Akteure an einem Ort. Somit erhalten Betroffene und ihre Angehörigen nicht nur einen ersten Überblick über die Anlaufstellen, sondern können auch schnell und einfach Kontakte knüpfen.
Im Bürgerhaus Weeze, Vittinghoff-Schell-Park 1, darf man Expertisen von vielen Seiten erwarten: Von Dienstleistern und Hilfsmittelanbietern über Beratungsstellen und Integrationsfachdiensten (IFD) bis hin zu Selbsthilfegruppen – die Liste ist lang und umfasst neben Experten von Berufs wegen auch viele Menschen, die selbst eine Sinnesbehinderung haben. Die Besucher können die Gelegenheit nutzen, um mehr über die Arbeit der Aussteller zu erfahren, sich beraten zu lassen und Fragen zu stellen.
Zielgerichtet informieren werden auch drei Vorträge: Von 15 bis 15.45 Uhr geht es um das Thema „Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Sinnesbehinderungen“. Hierzu referieren Sascha van den Borg (Rehaabteilung Bundesagentur für Arbeit), Dirk Förster vom IFD Sehen sowie Peter Lubenow vom IFD Hören. Von 16 bis 16.45 Uhr stellt Mario Kaul die Arbeit von Schriftdolmetschern für taubblinde Menschen vor, ehe Julian Rohlfing von 17 bis 17.30 Uhr auf die Arbeit des Kompetenzzentrums Selbstbestimmt Leben (KSL) bzw. dessen Angebote für Menschen mit Sinnesbeeinträchtigung zu sprechen kommt.
Die Veranstaltung ist aber auch auf andere Art praxisorientiert: An einigen Ständen stellen die Aussteller viele technische Helfer für Alltag und Arbeitsplatz vor, die man auf Wunsch gleich selbst ausprobieren kann.
Die EUTB hat ihren Sitz – zusammen mit der Selbsthilfekontaktstelle – an der Nassauerstraße 1 in Kleve. Außenstellen der EUTB gibt es in Geldern in der Familienbildungsstätte, Boeckelter Weg 11 (mittwochs 13 bis 18 Uhr) sowie in Emmerich in der Begegnungsstätte „ebkes“, Steinstraße 10 (freitags, 9 bis 13 Uhr, und an jedem 1. und 3. Freitag im Monat mit Termin).
Wenn es um eine Hör- oder Sehbehinderung geht, bietet die EUTB eine spezielle Sprechstunde an. „Sie findet jeden vierten Montag im Monat von 16 bis 18 Uhr statt“, sagt Christiane Quenel. Sie bietet die Sprechstunde in den geraden Monaten für Sehbehinderte an. Ihre Kollegin Doris Gradischnik steht Hörbehinderten in den ungeraden Monaten zur Seite.Die Aussteller
Folgende Aussteller nehmen am Expertentag in Weeze teil: AMD-Selbsthilfegruppe Geldern und Kleve; Selbsthilfegruppe für Schwerhörige Kreis Kleve; Blinden- und Sehbehindertenverein Kreis Kleve; Bundesagentur für Arbeit (Rehaabteilung Kreis Wesel); „Die Sehwelt“ Düren (Alltagshilfen für Menschen mit Seheinschränkungen); EUTB Kreis Kleve; „Feelware“ (sprechende Haushaltsgeräte); „Handzeichen“ Essen (Arbeitsvermittlung für Menschen mit Hörbeeinträchtigung); „Helptech“ (Computerarbeitsplätze für Menschen mit Seheinschränkungen); Integrationsfachdienst Hören Köln; Integrationsfachdienst Sehen Düsseldorf; Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben (für Menschen mit Hör- und Sehbehinderung); „Niederrheinecho“ (Hörzeitung für den Niederrhein); „Optro“ (Sicherheits- und Warntechnik am Arbeitsplatz); „Quikstep“ (individuelle EDV-Schulung am Arbeitsplatz und privat für Menschen mit Seheinschränkungen); Schriftdolmetscher; Verein „Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien für Blinde, Seh- und lesebehinderte Menschen“.Freuen sich auf regen Austausch: (v.l.) Sabrina Cordes, Christiane Quenel und Monika van Bebber. NN-Foto: Thomas Langer