
Philipp Richter gewinnt in Rheinberg die Stichwahl gegen Stephan Wedding (CDU)
Der 31-Jährige wird am 1. November der neue Bürgermeister in Rheinberg
RHEINBERG. Noch vor zwei Wochen sah es so aus, als würde Stephan Wedding von der CDU der nächste Rheinberger Bürgermeister werden. Mit 5584 Stimmen – das machte 37,81 Prozent aus – lag er im ersten Wahlgang der Bürgermeisterwahl ganz klar vor seinem stärksten Kontrahenten Philipp Richter von der SPD, der es mit 4379 Stimmen (29,65 Prozent) aber immerhin noch vor Amtsinhaber Dietmar Heyde (Grüne / 17,83 Prozent / 2633 Stimmen) in die Stichwahl schaffte. In den vergangenen zwei Wochen konnte Richter das Blatt jedoch zu seinen Gunsten wenden: 6050 Rheinberger Bürger wählten den 31-Jährigen am vergangenen Sonntagabend zum zukünftigen Bürgermeister der Stadt Rheinberg. Wedding konnte „nur“ noch 4783 Stimmen auf sich vereinen – also weniger als im ersten Wahlgang. Mit 55,85 Prozent war Richter schließlich Wahlsieger des Abends.
Das doch recht deutliche Ergebnis von fast 1300 Stimmen mehr hatte Richter nicht erwartet. „Wir hatten im Freundeskreis eine kleine Tipprunde gemacht und da habe ich gesagt, dass ich mit 22 Stimmen mehr gewinnen werde. Ich hätte aber nicht damit gerechnet, dass es am Ende doch so deutlich wird“, sagt Richter, der allerdings mit Rückenwind der FDP, der Linken und der Grünen, die nach dem ersten Wahlgang allesamt eine Wahlempfehlung für den SPD-Kandidaten abgegeben hatten, in die Stichwahl ging. Ob das am Ende entscheidend gewesen sei, könne man natürlich nicht sagen. „Aber die vergangenen zwei Wochen Wahlkampf waren nochmal sehr intensiv“, resümiert Richter und ergänzt: „Eine Bürgermeisterwahl ist eine reine Personenwahl. Ich konnte anscheinend meine Wähler mehr mobilisieren.“
„Philipp Richter hat mit seinem Konzept offenbar überzeugt. So sind Wahlen und das ist auch die Regel der Stichwahl. Es war ein starker Wahlkampf und ich gratuliere ihm zum Erfolg“, sagt Wedding. Da er vor zwei Wochen als Erstplatzierter aus der Wahl hervorgegangen war, habe er natürlich schon gehofft, auch im zweiten Wahlgang die Mehrheit zu holen. „Ich habe das Team Neustart repräsentiert und stand für einen neuen Blick von außen. Richter stand hingegen für das Team ,wir machen weiter so‘, dafür haben sich die Bürger der Stadt letztendlich aber entschieden“, so Wedding weiter.
Darüber, ob die Wahlempfehlungen am Ende den Ausschlag gegeben hätten, möchte er nicht weiter spekulieren. Stolz sei er dennoch auf die vielen Erfahrungen der vergangenen Wochen. „Wir haben sehr intensiv gearbeitet und gekämpft und ich habe auch wahnsinnig viel Zuspruch bekommen.“ Rheinberg wolle er daher auch nicht den Rücken kehren. „Ich möchte hier weiterhin politisch aktiv sein – in welcher Funktion, wird man noch sehen, aber ich bleibe Rheinberg erhalten“, sagt Wedding. Auch der Umzug seiner Familie von Duisburg-Baerl nach Rheinberg sei mit der verlorenen Bürgermeisterwahl nicht vom Tisch. „Rheinberg ist eine schöne Stadt, in der man leben kann. Das können wir uns als Familie auch weiterhin gut vorstellen“, betont Wedding.
Seinem Chef, Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul, bleibt Wedding jetzt allerdings erhalten. Seine Mitarbeiter im Innenministerium hätten sich darüber am Montagmorgen gefreut, so Wedding, auch wenn sie ihm auch einen Wahlerfolg gewünscht hätten: „Aber ich arbeite gerne hier. Ich habe mich ja auch nicht für das Bürgermeisteramt beworben, weil ich hier wegwollte, sondern weil ich einfach nur gesagt habe, dass das gut zu mir gepasst hätte. Aber ich habe hier im Innenministerium die vergangenen sieben Jahre auch einiges geprägt und da gibt es nun auch weiterhin viel zu tun. Meine jetzige Woche ist auch wieder sehr vollgepackt“, sagt Wedding.
Für Philipp Richter ging es am Montagmorgen auch erstmal wieder mit seinem noch aktuellen Job im Leitungsteam der NRW School of Governance weiter. Sein erster Arbeitstag im Rheinberger Stadthaus wird offiziell am 1. November sein; die konstituierende Ratssitzung des neuen Rheinberger Rates ist für den 4. November terminiert. „Vorher gibt es aber bestimmt schon ein Übergabegespräch mit Dietmar Heyde“, meint Richter. Auch wolle er die nächsten etwas mehr als vier Wochen nutzen, sich schon in einige Dinge und Sachverhalte einzulesen. Denn besonders die nächste Zeit werde herausfordernd: Mit Iris Itgenshorst, der bisherigen Beigeordneten und Kämmerin der Stadt Rheinberg, verlässt nämlich eine wichtige Fachkraft das Rathaus ebenfalls zum 31. Oktober, da sie neue Bürgermeisterin der Gemeinde Kerken im Kreis Kleve wird. „Ein ,weiter so‘ ist in Rheinberg daher gar nicht möglich, da sich die Verwaltung ganz neu aufstellen muss“, betont Richter. Er plane zum Beispiel, den Fachbereich Jugend und Soziales, den bisher Itgenshorst unter anderem geleitet hat, mit dem Fachbereich Schule, Kultur und Sport zusammenzulegen. „Das passt ja auch gut zusammen“, meint Richter. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung, der bislang ebenfalls zu Itgenshorsts Aufgabengebiet gehörte, solle in den künftigen Verantwortungsbereich des Bürgermeisters gelegt werden. Ein gezielter Blick müsse darüber hinaus auf die Finanzen geworfen werden. „Der Haushalt hat ein Minus von 20 Millionen Euro. Da müssen wir nun erstmal mit umgehen“, sagt Richter. Das stelle die Stadt natürlich vor Herausforderungen. Auch daher sei es nun wichtig, schnell einen neuen Kämmerer zu finden und die ab dem 1. November nun offene Personalstelle so schnell wie möglich zu schließen.
Sabrina Peters

Stephan Wedding ging vor zwei Wochen als Wahlsieger hervor; in der Stichwahl musste er sich aber Richter geschlagen geben. Foto: CDU
Philipp Richter konnte das Ergebnis aus dem ersten Wahlgang zu seinen Gunsten umdrehen. Foto: SPD