Es müssen ja nicht immer drei Fragezeichen sein. Reinhard Berens (l.) sieht die Zukunft des Klever Lichtspieltheaters mit Rufzeichen versehen: „Alle mal herkommen.“ Mit dabei: Thorsten Vincke (Hausmeister), Rainer van der Linden (stellvertretend für das gesamte Team) und Anja Kühne (Back-Office). NN-Foto: HF
30. Januar 2025 · Kleve

Nur das Beste für die Gäste

Seit Januar ist das Klever Kino unabhängig und plant in eigener Regie

KLEVE. Die Zahl der freien Abende, die man so hat, unterliegt Grenzen. Fast hatte man die Jahresplanung für freigebliebene Abenteuer abgeschlossen, da kommt Reinhard Berens und wirft alles um, denn das Kino hatte man nicht an zentraler Planungsstelle abgelegt. Ein Fehler, wie sich zeigt.

Seit Jahresbeginn ist das Klever Kino mit seinen acht Sälen das, was Berens ein „Stand-Alone-Kino“ nennt. Auf gut Deutsch: Ein kettenfreies Lichtspielhaus in höchsteigener Regie. Das wäre dann ja mal eine gute Nachricht, denn der neue Kino-Status bietet neue Gestaltungsmöglichkeiten: Filmkunstkino beispielsweise wird künftig – also ab jetzt – nicht in einem Eintagesfenster angeboten, sondern vom Sonntag bis zum Mittwoch. Wow! „Kino“, sagt Berens, „ist eben mehr als Film. Wir können heute nicht einfach einen Film anbieten und anschließend schauen, wie viele Gäste wir hatten.“

Das leuchtet ein. Apropos Leuchten: Das „Kino für Anfänger“ als besondere Reihe für Eltern und Kinder wird fortgesetzt. Merkmale: Dezente Be-Leucht-ung, halbe Lautstärke (Klammer auf: das wäre auch bei manch anderem Film wünschenswert; Klammer zu). Und in der Sparte „verrückt aber testenswert“ wird es künftig unter dem Obertitel (also Titel = Thema = Motto) „Film und Faden“ tatsächlich Kinovorstellungen für Strickwillige geben, die dann – vielleicht ausgerüstet mit Kopflampen, ihrer – Vorsicht jetzt: Wortspiel – Wolllust freuen Lauf lassen können. In den Großstädten komme das, so Berens, bestens an. Warum also nicht in Kleve?

Und wenn beim „Kino für Anfänger“ Eltern mit Kindern auf ihre Kosten (4,50 Euro pro Person) kommen, dann sollten auch Eltern mit Babys eine Filmchance bekommen. Voilà: Künftig dann also auch Filme für (junge) Eltern, die mit Baby im Gepäck ins Lichtspielhaus kommen. Wickeltisch und Fläschchenaufwärmmöglichkeit selbstverständlich inbegriffen.

Es gehe, so Berens, um Aufenthaltsqualität, ums gemeinsame Erleben im Angesicht der großen Leinwand, die bekanntlich durch nichts zu ersetzen ist. Es geht auch um den Abschied vom Alltagstrott. Dafür wollen Berens und sein Team – sechs Festangestellte und circa 40 Aushilfen – nach Kräften sorgen.

„Wir haben uns monatelang vorbereitet und die Abnabelung ist gelungen“, sagt Berens, der bis zum 31. Dezember 2029 die Geschicke des Klever Kinos weiter leiten wird. Man müsse sich künftig nicht allein über Inhalte definieren, so Berens, sondern über die Tatsache, dass Kino ein analoger Erlebnisort – freie Parkplätze vor der Tür inbegriffen – sei; der Ort des Abschaltens vom Tagesgeschäft – gesehen aus der Perspektive der Gäste, versteht sich.

Auch Rabatte sind Teil der Erlebnisstruktur. Studenten und Menschen mit Handicap standen ohnehin schon auf der Rabattliste – jetzt kommen die Boomer (also Rentner) und Azubis dazu. Und aus dem Ein-Euro-Rabatt ist ein Zwei-Euro-Rabatt geworden. Acht Euro für einen Kinoabend? Da gäbe es dann wirklich nichts zu meckern. Den Rentnerstatus gilt es nachzuweisen. (Könnte ja sonst jeder kommen, woll.) Was noch? Ach ja: Abendkassentickets und Online-Tickets gibt‘s ab sofort zum gleichen Preis. Sprich: Online-Bucher zahlen keine Vorverkaufsgebühren mehr.

Bei der Kinotechnik soll nachgerüstet werden, denn spätestens wenn die Avatar-Fortsetzung zum Jahresende ins Kino kommt, findet Film nicht mehr mit 24 Bildern pro Sekunde statt – es sind dann (zumindest beim Avatar) 48.

Filmreihen und deren Inhalt sollen dem geneigten Publikum künftig vier bis fünf Wochen im voraus bekanntgemacht werden. (Womit wir wieder bei der Planung wären. Diagnose: gute Idee.) Überhaupt: Da ist einiges an guten Ideen auf dem Tisch, die ab sofort ihre Existenzberechtigung nachweisen müssen und dafür hoffentlich a bisserl Zeit bekommen. Und eines noch in Sachen Aufenthaltsqualität. Jaaa – die Leute sind nie zufrieden, aber was man sich in Sachen Aufenthaltsqualität noch wünschen täte, ist ein Hauch mehr Café-Atmosphäre und einen Tick mehr Gemütlichkeit, bevor der Film beginnt, oder besser noch: Ein Après-Film. Vielleicht wird‘s das demnächst auch dort geben – im Sommer gern auch draußen.(Siehe Lux Nijmegen) Es bleibt, dem Klever Lichtspieltheater im Stand-Alone-Status mehr als alles Gute zu wünschen. Also: Alles Beste, liebe Gäste.

Es müssen ja nicht immer drei Fragezeichen sein. Reinhard Berens (l.) sieht die Zukunft des Klever Lichtspieltheaters mit Rufzeichen versehen: „Alle mal herkommen.“ Mit dabei: Thorsten Vincke (Hausmeister), Rainer van der Linden (stellvertretend für das gesamte Team) und Anja Kühne (Back-Office). NN-Foto: HF