Petrus Kaerius, Burg und Stadt Geldern, gesehen von Süden, Arnheim 1613. Foto: privat
18. September 2024 · Geldern

„Niersauf, niersab“: Neue Ausstellung in Geldern

Eröffnung im Haus Ingenray am Sonntag, 22. September

GELDERN. „Niersauf, Niersab. Geschichten eines niederrheinischen Gewässers“. So lautet die Ausstellung der Emilie und Hans Stratmans-Stiftung, die am Sonntag, 22. September, um 11 Uhr im Haus Ingenray, Möhlendyck 22, eröffnet wird und bis Sonntag, 13. Dezember, zu sehen ist.

Der Niederrhein ist geprägt durch seine Flussläufe und Flussebenen. Die Niers, als Hauptgewässer des linken Niederrheins, besitzt identitätsstiftende Bedeutung. Sie entspringt in der Jülicher Börde bei Erkelenz und durchquert auf mehr als 100 Kilometer in nördlicher Richtung den Niederrhein, bevor sie bei Gennep in den Niederlanden der Maas zufließt. Seit jeher ein intensiv genutztes Gewässer, ist die Niers auch ein Kuriosum, ein Fluss ohne natürliche Quelle. Durch den Braunkohletagebau bei Garzweiler ist sie seit Jahrzehnten beinahe vollständig versiegt, sodass heutzutage Rohrleitungen aus den Sümpfungsgewässern des Tagebaus Wasser zuführen müssen.

Seit dem Hochmittelalter wurde die Nierssenke mit dem sumpfigen Gelände als natürliche Grenze von Herrschaftsräumen genutzt. Um ihre Wasserkraft für den Betrieb von bis zu 52 Getreide- und Ölmühlen zu nutzen, wurde die Niers seit dem 13. Jahrhundert begradigt und teilweise verlegt, um so die Fallhöhe und die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen. Schon damals kam es zu wiederkehrenden Überflutungen, verstärkt infolge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, da der Fluss weiter kanalisiert und immer höheren Belastungen ausgesetzt war. Nicht zuletzt trug die am Niederrhein ansässige Textilindustrie mit ihren Farb- und Gerbstoffen zur Verschmutzung bei. Viele Jahrhunderte ein fischreiches Gewässer, verkam die Niers zu einer stinkenden Kloake und erhielt den Beinamen „Rio Tinto“.

Aufgrund der Zunahme von Seuchen und eines wachsenden Bewusstseins für ökologische Zusammenhänge gründete sich 1927 der Niersverband, der sich seitdem um die Sauberkeit und Erhaltung des Gewässers bemüht. Ein seit den 1990er Jahren greifendes Renaturierungskonzept stellt in Teilbereichen die Lebensräume für Tiere und Pflanzen wieder her.

Aus der Sicht eines Anrainers veranschaulicht die Emilie und Hans Stratmans-Stiftung im spätmittelalterlichen Haus Ingenray die wechselhafte Geschichte des Flüsschens anhand von Dokumenten, Lithografien, Foto- und Videomaterial sowie Objekten. So entsteht ein anschauliches Bild der Niers und ihrer Bedeutung für die Region sowie der zahlreichen Versuche des Menschen, auf naturräumliche Gegebenheiten einzuwirken. Das Begleitprogramm zur Ausstellung: Freitag, 27. September, 14 Uhr: Hermann-Josef Windeln (Nabu Kreisverband Kleve), Naturexkursion entlang der Niers, Teilnahmegebühr: acht Euro, maximal 20 Teilnehmer, Anmeldung via schroer@haus-ingenray.de.

Mittwoch, 9. Oktober, 18 Uhr: Stefan Wallney (Nabu Kreisverband Kleve), Maßnahmen zur Aufweitung von Flüssen und neuen Gewässern – Steuergeldverschwendung? Eintritt frei.

Montag, 14. Oktober, 18 Uhr: Dr. Ilka Weidig (RVR-Naturforum Bislicher Insel in Xanten), Die Vogelwelt am Niederrhein, freier Eintritt.

Mittwoch, 13. November, 18 Uhr: Knut Lipke (HV Geldern), Die Niers und ihr Verlauf – Bildvortrag (zusammen mit dem HV Geldern), Eintritt frei.

Weitere Infos unter niederrhein-museen.de/portraits/niersauf-niersab und auf Facebook.com/StratmansStiftung.

Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Öffnungszeiten: donnerstags und freitags, 11 bis 16 Uhr, zusätzlich am Mittwoch, 9., und Sonntag, 13. Oktober.

Petrus Kaerius, Burg und Stadt Geldern, gesehen von Süden, Arnheim 1613. Foto: privat