Neutral, engagiert, sehr bürgernah

Auch Hanni Schulte, langjährige Chefsekretärin in der Weezer Gemeindeverwaltung, trauert: „Der Tod meiner früheren Chefin Barbara Naus hat mich tief getroffen. Gern schaue ich auf die Zeit zurück, in der ich mit ihr zusammen arbeiten durfte. Als Bürgermeisterin war sie stets für alle da, hat immer versucht, die an sie herangetragenen Anliegen der Mitarbeiter und Bürger zu lösen und half dort, wo sie konnte. Ihre verantwortungsvolle Arbeit als Bürgermeisterin übte sie stets mit großem Elan, mit Freude, Fleiß und Zielstrebigkeit aus. Als Redaktionsleiterin des Arbeitskreises Weezer Heimatgeschichte freute sie sich schon auf die 25. Jubiläumsausgabe des Jahrbuches „Weezer Geschichte“. Weihnachten haben wir uns zuletzt geschrieben und wollten uns in den nächsten Wochen wieder an einem Nachmittag treffen. Nun kam ihr Tod so unverhofft.“

Barbara Naus wurde nach der Kommunalwahl im Jahre 1979 von den Mitgliedern des Weezer Gemeinderates am 16. Oktober 1979 zur stellvertretenden Bürgermeisterin und am 8. November 1994 zur Bürgermeisterin der Gemeinde Weeze gewählt. Das Bürgermeisteramt war zu dieser Zeit noch ein Ehrenamt.

Als der Weezer Gemeindedirektor Heinz Wienen bekannt gab, nach Ablauf seiner zweiten Wahlzeit 1997 sein Amt zur Verfügung zu stellen, stellt sich Barbara Naus zur Wahl. Mit der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen wurde die „Doppelspitze“ aus ehrenamtlichem Bürgermeister und einem Verwaltungschef abgeschafft. Künftig leiteten hauptamtliche Bürgermeister die NRW-Verwaltungen. Barbara Naus wurde vom Gemeinderat am 10. Dezember 1996 zur Ersten hauptamtlichen Bürgermeisterin der Gemeinde gewählt. Zu diesem Zeitpunkt war sie die erste Bürgermeisterin im Kreis Kleve. Ihr Amt trat sie am 9. Juni 1997 an. Sie leitete die Weezer Verwaltung bis September 1999. Ihr Amt als Bürgermeisterin und später als Leiterin der Verwaltung habe Barbara Naus„neutral, engagiert und sehr bürgernah ausgeübt“, heißt es in der offiziellen Laudation zu ihrer Verabschiedung aus dem Amt. In ihrer zweijährigen Amtszeit war sie mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die Royal Air Force hatte 1994 angekündigt, ihren Standort auf dem Flughafen Weeze in 1999 aufzugeben und die dort stationierten Soldaten(rund 5.000) abzuziehen. Barbara Naus habe insbesondere bei der Umsetzung der Konversion die Gemeinde Weeze und deren Interessen hervorragend vertreten. Ihren politischen Verbindungen zum Land und ihrer beharrlichen Vorgehensweise sei es zu verdanken, dass neben erheblichen Mitteln des Kreises eine hohe Förderung zur Umstrukturierung, die auch den Abriss von Wohnraum beinhaltete, erreicht wurde, heißt es in der Laudation zu ihrem Abschied. Sowohl was den Fördersatz (90 Prozent) als auch die bewilligten Mittel in Millionenhöhe insgesamt angeht, sei dies als außergewöhnlich zu bezeichnen. Barbara Naus habe mit Sachverstand, Schaffensdrang und großem Idealismus viele Problemstellungen in entsprechende Bahnen gelenkt – so die städtebauliche Neuordnung und die Neubelegung und Vermarktung des Bereiches ‚Engländersiedlung‘.

Barbara Naus war von 1975 bis 1997 und von 1999 bis 2009 Mitglied des Weezer Gemeinderates und Mitglied in mehreren Ausschüssen. Zudem gehörte sie zahlreichen Gremien an. Mit großer Freude engagierte sich für die Erforschung der Weezer Heimatgeschichte. Lange Jahre war sie leitend in der Redaktion des Jahrbuchs „Weezer Geschichte - Altes und Neues aus der Heimat“ tätig. Bestimmt wird in einem der kommenden Jahrbücher dem Leben und Wirken von Barbara Naus ein eigener Beitrag gewidmet sein.

Hans-Gerd Vrede, Ehrenvorsitzender des Arbeitskreises Weezer Heimatgeschichte, würdigt Barbara Naus. „Sie gehörte 2002 zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreise Weezer Heimatgeschichte. Sie war Stellvertretende Vorsitzende bis 2024, danach weiterhin als Vorstandsmitglied aktiv. Von Anfang an übernahm Barbara Naus das Lektorat für die vom Arbeitskreis herausgegebenen Jahrbücher Weezer Geschichte, inzwischen 24 an der Zahl. Wichtig waren ihr die beschriebenen Fakten und Daten, die sie aufwändig in verschiedensten Quellen recherchierte. Das druckreife Manuskript besprach sie abschließend mit den Autoren. Viele Jahre stellte sie bei der Buchvorstellung, zu der der Weezer Bürgermeister jährlich einlädt, die einzelnen Beiträge vor. Wichtig war ihr dabei die Wertschätzung aller Autoren, unabhängig vom Umfang des veröffentlichten Beitrags“, so Vrede.