
Die Mühle dreht sich bald wieder
Die Kalkarer Mühle hat am Montag neue Ruten erhalten / Die Wieder-Inbetriebnahme rückt damit näher
Schwieriger Transport
Am vergangenen Montag trafen die beiden neuen Ruten bereits um 6 Uhr morgens an der Kalkarer Mühle ein. „Ihr Transport zur Mühle war nicht einfach, da sie durch die engen Straßen an der Mühle durchmussten“, sagt Boßmann. Da es sich dabei um einen Schwertransport gehandelt habe, hätten die 24 Meter langen Ruten bereits um 6 Uhr morgens an der Mühle sein müssen. Hierzu gab es entlang des Weges sogar Parkverbote, sodass die neuen Ruten sicher zur Mühle transportiert werden konnten.
Eine auf Mühlen spezialisierte Firma aus den Niederlanden übernahm am Montag sowohl den Transport als auch den Wechsel der Ruten. Noch vor 12 Uhr war bereits die erste neue 1,7 Tonnen schwere und 24 Meter lange Rute am Heckwerk der Mühle mithilfe großen Gefährts und in etwa 25 Metern Höhe angebracht. Die zweite Rute folgte noch am selben Tag.
Bis sich das „altholländische Flügelwerk“ aber wieder drehen wird, dauert es noch einige Monate. Vor der Wieder-Inbetriebnahme müssen noch ein paar Arbeiten im Inneren der Mühle erfolgen. „Die Mühlensteine müssen zum Beispiel neu gerichtet werden“, sagt Karl Lörks vom Vorstand des Mühlenvereins. „Wir brauchen allerdings für den Betrieb der Mühle auch noch neue ehrenamtliche Müller“, ergänzt Boßmann. Durch den längeren Stillstand hätten sich die damaligen Müller zum Teil andere Mühlen für das Betreiben ihres Hobbys gesucht. Lediglich ein Müller sei zurzeit noch da. Zum regelmäßigen Betreiben der Mühle reiche das jedoch nicht aus.
Alleinstellungsmerkmal
Genau das ist aber das Ziel des Mühlenvereins, weshalb er auch den aufwendigen und vor allem kostspieligen Austausch der beiden Ruten, für den der Mühlenverein eine 60.000 Euro hohe Förderung der NRW-Stiftung erhielt, auf sich genommen hat. „Eine Mühle, die nicht betrieben wird, verrottet. Zudem haben wir mit einer voll funktionsfähigen Mühle am Niederrhein ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Boßmann. Neben dem historischen Rathaus und der St. Nicolai Kirche sei die Kalkarer Mühle einfach das Wahrzeichen der Stadt Kalkar, das nicht nur von Touristen aufgesucht werde, wie Stadtsprecher Harald Münzner bestätigt. Eine Mühle, die nicht funktioniert, sei allerdings nur halb so spannend. Das habe der Mühlenverein auch in den vergangenen drei Jahren gespürt. „Die Führungen sind etwa um die Hälfte zurückgegangen. Das Highlight am Ende jeder Führung sind nun einmal die sich drehenden Flügel“, sagt Boßmann. Der Mühlenverein hofft daher, dass die Kalkarer Mühle zum Deutschen Mühlentag nächstes Jahr, der traditionell immer am Pfingstmontag bundesweit stattfindet, wieder in Betrieb genommen werden kann. Danach soll das „altholländische Flügelwerk“ bestenfalls jeden Samstag und Sonntag sowie zu besonderen Veranstaltungen und Anlässen wieder rotieren. Zudem soll in der Mühle auch wieder Korn zu Mehl verarbeitet werden. Sabrina PetersDie Kalkarer Mühle
Die Kalkarer Mühle wurde 1770 von dem französischen Lederfabrikanten Guerin aus den Steinen der Ruine des damaligen Hanselaer Tores als eine Lohmühle errichtet. In einer Lohmühle wurde Eichenrinde (altdeutsch: Lohe) für den Ledergerbprozess gemahlen. Um den Wind aus allen Richtungen nutzen zu können, musste ein 28 Meter hoher Mühlenturm gebaut werden. Heinrich Rötten war der letzte Müller, der die Mühle noch erwerbsmäßig nutzte. Die drei Gebäude an der Mühlenstege in der Kalkarer Innenstadt – Mühle, Scheune und Müllerhaus – bilden das denkmalgeschützte Ensemble, das von 1994 bis 1996 restauriert wurde. Heute befindet sich in der Mühle eine Brauerei, eine Gaststätte sowie ein Kultur- und Vereinszentrum. Weitere Informationen zur Mühle gibt es online unter www.kalkarer-muehle.de.
Eine Spezial-Firma brachte die Ruten am vergangenen Montag am Heckwerk der Kalkarer Mühle an. NN-Foto: SP