Groß war das Bürger-Interesse an der Informationsveranstaltung der Stadt Kevelaer zur Flüchtlingsunterkunft in Kervenheim. Foto: Stadt Kevelaer
5. Juli 2024 · Kevelaer

Mit Belegung der Halle ist für Kervenheim Schluss

Info-Veranstaltung zur Flüchtlingsunterkunft - Bürgermeister räumt Fehler ein

KERVENHEIM/WINNEKENDONK. „Warum ausgerechnet Kervenheim?“ lautete die Kernfrage vieler Bürger, die an der Informationsveranstaltung der Stadt Kevelaer zum Thema „Flüchtlingsunterkunft in Kervenheim“ in der Öffentlichen Begegnungsstätte Winnekendonk teilnahmen. Die Entscheidung, aus Platzgründen die Versammlung hier durchzuführen, erwies sich als goldrichtig. Dennoch gab es nicht für jeden Interessierten einen Sitzplatz.

Rund 250 Bürger wollten sich „im neutralen Rahmen“ unter anderem von Kevelaers Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, Kervenheims Ortsvorsteher Martin Brandts, dem zuständigen Fachbereichsleiter Ludger Holla, dem Leiter der Stadtwerke Wolfgang Toonen und Gerrit Hermans, Bereichsleiter Soziale Dienste beim Caritasverband Geldern-Kevelaer, informieren lassen. Die Stadt Kevelaer hatte eigens zwei Externe aus Dortmund als Moderatoren engagiert. Für einen störungsfreien Ablauf der Info-Veranstaltung sollten zwei Beschäftigte eines Sicherheitsdienstes sorgen. Im Vorfeld habe es Drohungen auswärtiger Störenfriede gegeben, so Bürgermeister Pichler. Doch sowohl drinnen als auch draußen verlief die Veranstaltung störungsfrei. Abgesehen von der „Störung“ im Vertrauensverhältnis zwischen einigen Bürgern und dem Bürgermeister. Sie werfen Pichler vor, die Kervenheimer zu spät über den Kauf einer Halle zur Unterbringung von Flüchtlingen unterrichtet zu haben. Unterstützt wurden sie dabei von Kervenheims Ortsvorsteher Martin Brandts. Er brachte sein Missfallen deutlich zum Ausdruck. Bürgermeister Dr. Dominik Pichler begründete sein Vorgehen dahin gehend, dass die Verwaltung beim Kauf der Halle im Februar, keine Antworten auf die zu erwartenden Bürgerfragen gehabt hätte. Im Verlauf des Abends räumte Pichler ein: „Die späte Information war wohl eine falsche Entscheidung. Die Kritik nehme ich an.“

Die Frage, warum Kervenheim als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft ausgewählt wurde, begründeten die Verwaltungsvertreter damit, dass es schlicht und ergreifend derzeit keine andere Unterbringungsmöglichkeit gebe. Ausführlich legten sie die aktuelle Unterbringungssituation dar. Sie könne sich allerdings jederzeit ändern. Ludger Holla: „Unsere Vorbereitungszeit auf die Ankunft neuer Flüchtlinge beträgt 14 Tage. Dann werden uns die Menschen auf den Flur gesetzt. Oft haben sie nur ein oder zwei Plastiktüten mit ihrem Hab und Gut dabei. Diese Schicksale belasten unsere Mitarbeiter. Wir müssen deshalb Supervisionen bei ihnen durchführen.“ Der Aufnahme von Flüchtlingen könne sich keine Kommune entziehen. Sie ist eine „Pflichtaufgabe zur Erfüllung nach Weisung“, so Holla. „Wir sind am Anschlag und können kleinere Ortschaften nicht außen vor lassen“, ergänzt Dr. Pichler. Auch Kervenheim mit seiner dürftigen Infrastruktur muss Flüchtlinge aufnehmen. Hier sollen in der angemieteten Halle im Schnitt 45 Personen - hauptsächlich Familien - untergebracht werden. Die Halle ist ausgelegt für maximal neun mal sechs Personen. Eine Küche und sanitäre Einrichtungen sind vorhanden bzw. werden in ausreichender Größe geschaffen. Im Außenbereich soll eine Spielmöglichkeit für Kinder errichtet werden. In den an die Halle angrenzenden Büroräume können bei Bedarf sechs weitere Wohnungen entstehen. Auch hier ist zu einem späteren Zeitpunkt die Unterbringung von Familien beabsichtigt. Mit der Belegung der Halle sei für Kervenheim „Schluss“ versprach der Bürgermeister. Die Infoveranstaltung brachte im Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse. Sie diente hauptsächlich zur Befriedung der Situation zwischen Kervenheimer Bürgern und der Stadtverwaltung. Die meisten Informationen waren zwar bereits in der umfangreichen Erklärung der Stadt enthalten, die auch in den Niederrhein Nachrichten veröffentlicht wurde, doch der direkte Kontakt zwischen Bürgern und Verwaltung erwies sich als hilfreich in dieser emotionsbehafteten Angelegenheit. Kerstin Kahrl

Groß war das Bürger-Interesse an der Informationsveranstaltung der Stadt Kevelaer zur Flüchtlingsunterkunft in Kervenheim. Foto: Stadt Kevelaer