Die schwimmenden Inseln mit pink blühendem Blutweiderich. Foto: Nabu-Naturschutzstation Niederrhein
25. September 2025 · Kleve

Mehr Leben für den Spoykanal

Ein Jahr schwimmende Inseln: Nabu-Naturschutzstation Niederrhein zieht positive Bilanz

KLEVE. Zehn schwimmende Pflanzeninseln bereichern seit August 2024 als Pilotprojekt den Spoykanal in Kleve. Nach einem Jahr zieht die Nabu-Naturschutzstation Niederrhein eine durchweg positive Bilanz.

Der pink blühende Blutweiderich ist auch von fern ein Hingucker. Nicht nur deswegen war er Lena Wiest, der Leiterin des Projekts „Mehr Leben für den Spoykanal“, als Teil des Pflanzenbestands der schwimmenden Inseln wichtig: „Der Blutweiderich bietet Nahrung und Lebensraum für zahlreiche Insekten und kommt super mit den feuchten Bedingungen auf den Inseln klar. Außerdem wird er nicht so schnell von Tieren kahlgefressen.“ Im Projekt „Mehr Leben für den Spoykanal“ testet die Nabu-Naturschutzstation Niederrhein unterschiedliche Pflanzen und plastikfreie Bauweisen, um eine nachhaltige, biologisch wertvolle Schwimminsel für naturarme Kanäle zu erproben. Dem Blutweiderich könnte seine Beständigkeit gegenüber Verbiss im Winter einen Vorteil verschafft haben, denn der Bewuchs der Inseln litt unter der Gefräßigkeit eines Nagetiers, vermutlich der Bisamratte. Nach einem Nachrüsten des Verbissschutzes erholte sich der Pflanzenbestand im Frühjahr jedoch problemlos. Die Inseln wurden dank der Sumpf-Kresse zu einem gelben Blütenmeer auf dem Spoykanal, später zogen Wasser-Minze und der Blutweiderich Insekten und die Blicke von Vorbeispazierenden an. Doch nicht nur die Blütenpracht auf den schwimmenden Inseln bereichert den Spoykanal. „Wir haben an nur einem Tag über 100 Exuvien an den Inseln gefunden – und das bereits im ersten Jahr! Damit hatten wir so schnell nicht gerechnet“, berichtet Libellenexpertin Ortrun Heine begeistert. Als Exuvien werden die zurückgelassenen Larvenhäute von Libellen bezeichnet. Diese faszinierenden Insekten verbringen einen Großteil ihres Lebens im Wasser in Form von Larven. Wenn sie bereit sind, sich zur flugfähigen Libelle zu entwickeln, klettern sie an Pflanzen empor und häuten sich ein letztes Mal. Hierfür brauchen sie Pflanzenstrukturen, die in und aus dem Kanal ragen – wie die Wurzeln und Halme der Pflanzen auf den schwimmenden Inseln. Besonders im sonst eher vegetationsarmen Spoykanal sind diese künstlichen Lebensräume daher ein echter Gewinn für die Artenvielfalt.

Auch Botanikerin Ines Plagemann, die im Juli den Pflanzenbestand der Inseln untersuchte, war erfreut über deren Entwicklung. Die Anzahl der Pflanzenarten erhöhte sich von den ursprünglich ausgepflanzten 10 Arten in diesem Jahr bereits auf 27. Unter den selbstständig eingewanderten befanden sich Arten wie das hübsch anzusehende, blaublühende Sumpf-Helmkraut, jedoch auch einzelne, mit denen die Botanikerin nicht gerechnet hatte. „Der Kompass-Lattich wächst normalerweise eher auf trockenen Böden. Auf den Inseln wird er sich vermutlich nicht lange halten, aber solange er da ist, freuen wir uns über die Bereicherung der Artenvielfalt“, erklärt Plagemann.

Die schwimmenden Inseln sind als Ersatzstrukturen für natürliche Gewässervegetation zwar nur eine Notlösung, wenn eine Renaturierung eines Fließgewässers nicht möglich ist, wie dies durch bauliche Begrenzungen im innerstädtischen Bereich oft der Fall ist. Aber als solche erfüllen sie ihren Zweck und bieten der Natur im kleinen Stil dringend benötigten Lebensraum. „Mit den schwimmenden Inseln zeigen wir, dass mehr Grün in städtischen Gewässern möglich ist“, sagt Projektleiterin Wiest und ergänzt: „Wir würden uns freuen, wenn wir den ein oder anderen zum Nachahmen animieren können.“

Das Projekt „Mehr Leben für den Spoykanal“ läuft bis Ende 2026. Finanziert wird das Projekt durch die Bezirksregierung Düsseldorf und die Kurt Lange Stiftung. Es soll einen Beitrag zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie leisten.

Die schwimmenden Inseln mit pink blühendem Blutweiderich. Foto: Nabu-Naturschutzstation Niederrhein