Kristin Pohl ist die neue Leiterin der Gesamtschule in Emmerich
„Gemeinsam auf den Weg machen“: Die 56-Jährige spricht über Ziele, Wünsche und Visionen
EMMERICH. Die „heiße Phase“ hat Kristin Pohl inzwischen hinter sich. „Die ersten vier, fünf Wochen seit dem 1. August waren sehr arbeitsintensiv“, erzählt die 56-jährige Bocholterin. Langsam werde es nun ruhiger. „Und trotzdem bin ich noch nicht dazu gekommen, mein Büro einzurichten“, sagt die neue Leiterin der Gesamtschule Emmerich lachend. Aktuell geht es für sie eher darum, sich zu vernetzen, auch mit den vielen Kontakten ihrer Vorgängerin Christiane Feldmann, und insgesamt „viel Neues“ zu lernen – „gerade in Sachen Verwaltung und Bürokratie“. Trotzdem steht für sie fest: „Ich habe die richtige Entscheidung getroffen.“
Kristin Pohl, verheiratet, Mutter zweier Söhne, die „beide aus dem Gröbsten raus sind“, hat vor ihrem Wechsel an die Gesamtschule in Emmerich 17 Jahre in der Lehrerausbildung gearbeitet. „Ich habe es geliebt“, betont sie, fügt aber an: „Mein Steckenpferd war immer das Unterrichten – es ist das zentrale Element jeder Schule.“ Statt also noch einmal 15 Jahre Lehrer auszubilden und darüber zu reden: „Wie müsste es sein, wie müssten andere es machen?“, erzählt sie, „wollte ich wieder in die Praxis und selbst Schüler unterrichten“.
Als sie dann vor fünf Jahren die Stellenausschreibung für die didaktische Leitung an der Emmericher Gesamtschule entdeckte, ergriff sie die Gelegenheit. „Zumal ich Christiane Feldmann bereits kannte, aus unserer gemeinsamen Zeit an der Realschule in Rheinberg.“ Es war zwar nur ein halbes Jahr, „aber ich habe damals schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Für uns beide stand immer das Kind im Vordergrund und die Frage: Wie können wir es optimal fordern und fördern?“ Als entsprechend gelungen und konstruktiv beschreibt Kristin Pohl auch die Zusammenarbeit in den gemeinsamen fünf Jahren in Emmerich. „Es gab auch andere Sichtweisen, am Ende haben wir uns aber ergänzt.“
Aufgrund diese Gemeinsamkeiten habe es keinen „totalen Bruch“ beim Wechsel in der Schulleitung gegeben, die Übergabe sei „harmonisch“ verlaufen. Gleiches gilt für die Themen, die sich Kirstin Pohl ins Aufgabenheft geschrieben hat. „Ganz neu“ sei da nichts. „Wäre dem so, hätte ich in den vergangenen fünf Jahren geschlafen“, sagt sie schmunzelnd. Vielmehr möchte sie bestehende Themen fortsetzen, erweitern und vertiefen.
Beispiel Digitalität: Hier sieht die neue Leiterin die Gesamtschule „schon sehr weit vorne in der Region“. Die Schule sei technisch gut ausgestattet, die Lehrer entsprechend ausgebildet. Hier gelte es nun, an Feinheiten zu arbeiten. Beispiel BNE: Im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ möchte Kristin Pohl die Gesamtschule weiter mit anderen Einrichtungen vernetzen, etwa mit dem Wahrsmannshof in Rees, „eine super Einrichtung“. Ihr Ziel ist es dabei, dass die Schüler „neben aller Digitalität auch mal rausgehen, zum Beispiel den Fluss nicht nur am Bildschirm sehen, sondern selbst erleben, mit Gummistiefeln durchlaufen“. Insgesamt sei im Bereich BNE „schon einiges passiert, aber noch ist nicht alles aus einem Guss“.
Beispiel MINT: Als Chemie- und Biologie-Lehrerin liege ihr dieser Bereich natürlich besonders am Herzen. „Ich möchte ihn ausbauen, denn er hat eine hohe Bedeutung, nicht nur für unsere Schule, sondern auch für Emmerich als Standort für die Chemie-Industrie“. Im November möchte sie einen Wettbewerb der Wissenschaft initiieren, bei dem Klassen gegeneinander antreten. Zwar sei speziell der MINT-Bereich schwer voranzutreiben, da „die Naturwissenschaften sind sehr anspruchsvoll und man sich voll reinhängen muss“. Dennoch möchte sie ihn forcieren: „Wir haben eine tolle Ausstattung, auch eine große und gute Fachschaft. Es braucht aber noch etwas Aufwind.“ Und gelänge am Ende sogar, die Gesamtschule als MINT-Schule zu tablieren, „wäre das auch gut für Emmerich und die hiesigen Chemie-Unternehmen“.
Ein großes Anliegen ist Kristin Pohl das Thema Mensa. Diese existiert derzeit nur als Einrichtung ohne richtiges Angebot, da ein Schulcaterer fehlt. Die Stadt sucht zwar einen Nachfolger für den letzten Anbieter, die Verpflegung übernehmen aktuell aber „engagierte Damen aus dem Offenen Ganztag, die beispielsweise belegte Brötchen anbieten“. Kristin Pohl hofft, dass sich hier bald etwas tut und „in zwei bis drei Jahren alle gerne hier essen: Ober- und Unterstufenschüler, Lehrer, Schulleitung. Ich wünsche mir die Mensa als Treffpunkt für alle.“ Mehr noch, sie spricht von einer „Vision: Die Schüler sollen hier eine Esskultur kennenlernen – gemeinsam am Tisch zu sitzen und ein Essen einzunehmen. Das gibt es in manchen Familien nicht mehr.“
Bei aller Arbeit und den vielen neuen Aufgaben freut sich Kristin Pohl, dass sie in den vergangenen Wochen auch „viel Zuspruch und Unterstützung“ erfahren hat – „von den Menschen in Emmerich, von Schülern und Lehrern, von der Verwaltung“. Dies sei für sie besonders wichtig, denn für sie steht fest: „Wir machen uns hier gemeinsam auf den Weg.“ Michael BühsKristin Pohl vor dem Standort der Gesamtschule am Brink, in dem sich auch ihr neues Büro befindet. NN-Foto: MB