Kreis Wesel: Kriminalität an Schulen nimmt zu
266 Delikte hat es 2024 an Schulen im Kreis Wesel gegeben –fast doppelt so viele wie noch 2017 / Die meisten Täter kommen aus Deutschland
„Dass die Tatörtlichkeit Schule zunimmt, ist leider ein landesweiter Trend“, sagte Kriminaldirektor Jörg Weßels, der die Direktion Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde Wesel leitet. 2017 hatte es beispielsweise noch „nur“ 134 Rohheitsdelikte an Schulen gegeben, im vergangenen Jahr waren es mit 266 Rohheitsdelikten fast doppelt so viele. „Dabei geht es aber nicht nur um Körperverletzungen, sondern auch um Diebstähle und Sachbeschädigung. Zudem hat es ein verändertes Anzeigeverhalten gegeben“, sagte Kriminaloberrat Andre Pieper von der Direktion Kriminalität. Rohheitsdelikte an Schulen würden mittlerweile eher angezeigt werden als noch vor ein paar Jahren. Hier möchte die Kreispolizei Wesel künftig auch präventiv tätig werden.
Insgesamt gab es im gesamten Kreis Wesel im vergangenen Jahr 27.921 Straftaten. Das waren 1074 Straftaten mehr als 2023. Die Aufklärungsquote lag bei 52,75 Prozent. „Sie passt zur insgesamt positiven Entwicklung im Land NRW und ist auf einem hohen Niveau“, ordnete Weßels ein. In Rheinberg (1343 Straftaten), Xanten (872), Alpen (418) und Sonsbeck (311) gab es insgesamt verhältnismäßig wenig Straftaten. Die Häufigkeitszahl, welche die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner angibt und damit überregionale Vergleiche ermöglicht, lag im gesamten Kreis Wesel 2024 bei 5972 und damit unter dem NRW-Landesdurchschnitt von 7689.
Täter meistens Deutsche
Unter den Tatverdächtigen befanden sich im vergangenen Jahr 7854 deutsche Staatsangehörige und 3064 ausländische Staatsangehörige. Wenn man etwa Verstöße gegen Aufenthaltsrechte rausrechnet, die nur von ausländischen Staatsangehörigen begangen werden können, entfielen 2024 sogar nur 2991 Straftaten auf ausländische Staatsangehörige im Kreis Wesel.
Bei den einzelnen Delikten war der Diebstahl mit insgesamt 11.298 Fällen (5587 besonders schwere Diebstähle und 5711 einfache Diebstähle) der häufigste Anzeigegrund. Die Aufklärungsquote blieb etwa konstant bei 24,31 Prozent. Nachdem von 2015 bis 2021 die Ladendiebstähle zurückgingen, nahmen sie 2024 mit 1613 Ladendiebstählen erneut zu. Die Kreispolizeibehörde Wesel führt das jedoch auch auf bessere Maßnahmen etwa in Supermärkten zurück, die vermehrt mit Ladendetektiven agieren.
Taschendiebstähle gingen dafür erneut zurück. Nur 406 Fälle dieser Art wurden 2024 angezeigt. Ebenso wie bei den Wohnungseinbrüchen, die seit 2015 von 1515 Wohnungseinbrüchen auf 687 im vergangenen Jahr zurückgeringen, führt die Kreispolizeibehörde das auch auf die eigenen Präventionsmaßnahmen wie „Riegel vor – Sicher ist sicherer“ oder „Augen auf und Tasche zu“ zurück. Über diese Aktionen informiert die Kreispolizei Behörde nicht nur regelmäßig in Print-Medien und sozialen Netzwerken, sondern auch auf Weihnachtsmärkten oder anderen Veranstaltungen.
Im Bereich Computerkriminalität gab es 2024 insgesamt 361 Vorfälle. Doch in den nächsten Jahren könne diese Art des Betrugs im Internet etwa durch Künstliche Intelligenz (KI) noch weiter steigen, wie Pieper erklärte. Die Polizei sei deshalb dabei, eigene Beamte in diesem Bereich auszubilden. In der Kreispolizeibehörde Wesel nehme aktuell ein Polizeibeamter an dem vom Land NRW finanzierten nebenberuflichen Bachelor-Studiengang „Cyber Sicherheit“ teil. Ein weiterer solle diese Fortbildung im Sommer dieses Jahres beginnen.
Die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen sind laut der Kreispolizeibehörde Wesel 2024 auf 407 Versuche zurückgegangen. 43 dieser Taten konnten jedoch vollendet werden. Dass es nicht mehr geworden sind, sei sehr wahrscheinlich den präventiven Maßnahmen und der Sensibilisierung von Angehörigen zu verdanken. Zudem seien Geldinstitute mittlerweile gut darauf geschult, sodass sie bei Abhebung eines höheren Geldbetrages intensiv nachfragen würden, wofür das Geld gebraucht werde. Könne keine plausible Erklärung gegeben werden oder wenn irgendwas auffällig sei, würden die Bank-Mitarbeiter das Geld nicht herausgeben.
Die kontinuierliche Präventionsarbeit zeige mittlerweile auch bei den Geldautomatensprengungen Wirkung. 2024 gab es nur einen Versuch, der sogar scheiterte. 2020 hatte es im Weseler Kreisgebiet noch zehn Geldautomatensprengungen gegeben.
Messer als Tatmittel
Was allerdings in den vergangenen Jahren zunahm, war das Einsetzen eines Messers als Tatmittel. 169 wurden davon 2024 registriert. „Das sind aber nicht alles nur Taten, wo ein Messer wirklich zum Einsatz gekommen ist, sondern auch Taten, in denen das Messer lediglich als Drohmittel eingesetzt wurde“, sagte Pieper, der diese Statistik vorstellte, da das Messer als Tatmittel zuletzt medial eine größere Rolle gespielt habe. Auch wenn es im Kreis Wesel noch nicht so sei, seien „169 Einsätze (von Messern als Tatmittel; Anm. d. Red.) 169 zu viel“, wie Kreis Wesels Landrat Ingo Brohl, der auch Leiter der Kreispolizeibehörde Wesel ist, betonte. Die Polizei spreche daher auch individuelle Mitführverbote aus. Auf Veranstaltungen sei das Mitführen etwa eines Messers ohnehin verboten.
Sexual-Delikte
Ein weiterer, wichtiger Punkt, der in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. 653 Anzeigen dieser Art, zu denen auch der Besitz von Kinderpornografie gehört, gab es 2024. Zum Vergleich: 2015 waren es „nur“ 174. „Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass diese Straftaten mittlerweile viel schneller angezeigt werden als früher – auch wenn die Dunkelziffer aufgrund von Scham sicherlich immer noch hoch ist“, meinte Pieper. Die Aufklärungsquote bei diesen Straftaten liege allerdings bei erfreulichen 90,2 Prozent – die nur in Bezug auf Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften sogar bei 96,88 Prozent.
Die Kreispolizeibehörde Wesel werde in Zukunft, wie Landrat Ingo Brohl versprach, verstärkt dem Behördenziel „Aktion sicher leben – Bekämpfung der bürgerbelastenden Kriminalität“ nachkommen, da dieser Bereich zunehme. Die Kreispolizei Wesel wolle deshalb auch hier präventiv tätig werden.
Sabrina PetersStellten die Kriminalitätsstatistik für den Kreis Wesel für das Jahr 2024 vor: Kriminaloberrat Andre Pieper, Kriminaldirektor Jörg Weßels, Leitender Polizeidirektor Ulrich Kühn, Landrat Ingo Brohl und Kriminalkommissarin Sandra Epping (v.l.) NN-Foto: SP