
Kindern eine Freude bereiten
Ab sofort läuft wieder die Wunschbaumaktion des Kinderschutzbunds in Sonsbeck und in Xanten
SONSBECK/XANTEN. Die Aktion ist noch nicht offiziell eröffnet, da umrundet schon die erste ältere Dame mit ihrem Rollator den Tannenbaum und nimmt die Zettel unter die Lupe... Auch in diesem Jahr hängen wieder viele gelbe Hände am Weihnachtswunschbaum im Sonsbecker Rathaus und ab Donnerstag auch in der Sparkassenfiliale am Europaplatz in Xanten. Ab sofort können eine oder mehrere „Hände“ mitgenommen werden, um Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten und geflüchteten Familien zum Weihnachtsfest eine Freude zu bereiten. Patin für die diesjährige Aktion ist Sonsbecks Bürgermeisterin Nadine Bogedain.
Die Wünsche reichen von der elektrischen Zahnbürste über eine „Barbie mit Klamotten“ bis hin zu Knete oder einem Gesellschaftsspiel. Auf jeweils ein Kind – die Namen wurden geändert, aber Geschlecht und Alter stimmen – kommen zwei Karten für zwei Arten von Wünschen. Zum einen ist etwas gefragt, das eher praktischer Natur ist (wie etwa die Zahnbürste), zum anderen darf ein Herzenswunsch geäußert werden (das wäre dann zum Beispiel die Barbie). „Preislich soll es sich im Rahmen von etwa 25 Euro bewegen“, geben Katja Ververs und Agnes Quinders vom Arbeitskreis Peter Pan des Kinderschutzbundes Ortsverband Xanten/Sonsbeck, der diese Aktion schon seit vielen Jahren durchführt, einen Richtwert. Erfahrungsgemäß sind die „Hände“ schnell vergriffen (siehe oben), die Nachfrage ist zumindest nicht zu leugnen. Sollte die Spendenbereitschaft dieses Jahr aber doch nachlassen, betonen Ververs und Quinders: „Kein Kind geht leer aus!“ Finanziert wird dies mit Spendengeldern (Konto- und Kontaktdaten findet man unter www.kinderschutzbund-sonsbeck.de) und dem Erlös aus den Verkäufen der Kinderoase. Hygieneartikel und Lebensmittel nimmt der Kinderschutzbund übrigens auch wieder an. Diese werden dann auf die Familien, ebenfalls rechtzeitig vor dem Fest, aufgeteilt. „Die Familien können dann gemeinsam Plätzchen backen oder zu Heiligabend etwas besonders Leckeres kochen“, hofft Ververs, dass auch in diesem Jahr genug zusammenkommt, um alle bedürftigen Familien unterstützen zu können.
Die finanziellen Belastungen für Familien sind gestiegen und der Bedarf ist hoch. Das wissen Ververs und Quinders. Trotzdem, so sagen sie, sei das Thema Armut immer noch mit einer gewissen Scham verbunden. Dabei könne es jeden treffen. Wichtig für potentielle Geschenkekäufer: Nicht alle Wünsche (insgesamt sind es um die 120) hängen gleichzeitig am Baum, beziehungsweise an den Bäumen. „Wir legen nach“, verspricht Tobias Hünnekes von der Gemeinde Sonsbeck, der in jedem Jahr schon vor dem Startschuss Anfragen von treuen Wunscherfüllern hat. „Es gibt viele Menschen, die darauf warten und in jedem Jahr mitmachen“, weiß er. Er bittet darum, die Päckchen nicht mit persönlichen Grußkarten zu versehen. Zum einen weil die Namen Pseudonyme sind, zum anderen, weil gerade die kleineren Kinder noch ans Christkind oder den Weihnachtsmann glauben. „Es wissen auch nicht alle betroffenen Kinder, dass ihre Familie zu den bedürftigen zählt“, gibt er zu bedenken. Zudem, darauf weisen Ververs und Quinders hin, werden die (bitte weihnachtlich verpackten und mit der gelben Hand gekennzeichneten) Geschenke stichprobenartig überprüft. „Manchmal sind da auch Dinge wie alte Bettwäsche drin“, sagt Ververs. Dies sei sicher gut gemeint, sorge aber letztlich für Enttäuschung unterm Weihnachtsbaum. Was allerdings immer erlaubt ist (zusätzlich zum eigentlichen Weihnachtswunsch), sind Süßigkeiten. Was Ververs und Quinders ebenfalls wichtig ist: Wer Wünsche mitgenommen hat, diese aber doch nicht erfüllen kann, wird gebeten, die „Hände“ rechtzeitig zurückzugeben, damit der Kinderschutzbund einspringen kann. „Das ist überhaupt nicht schlimm“, betont Agnes Quinders. Man könne die Hand anonym im Briefkasten an der Kinderoase einwerfen. „Dann können wir uns darum kümmern und es wird für uns nicht zu hektisch, wenn die Abgabefrist abgelaufen ist und wir dann erst feststellen, dass noch Geschenke fehlen“, erklärt Ververs. Was überhaupt nicht ginge, sei, dass ein Kind leer ausgeht. Abgeben sollte man die Geschenke in diesem Jahr bis zum 16. Dezember – entweder in der Kinderoase auf der Hochstraße, im Rathaus oder bei der Sparkasse in Xanten. Gleiches gilt für Lebensmittelspenden, die bis zu diesem Montag in der Kinderoase gesammelt werden. Dort wären aktuell übrigens auch Winterjacken und warme Kleidung (alle Größen) willkommen. Noch eine Sache, die nachdenklich stimmen kann/sollte: Rund 40 Kinder von Flüchtlingen haben ihren Wunsch (einen!) ebenfalls geäußert. Betreut werden sie von Jessica Aengenheister vom Integrationsbüro der Gemeinde. „Wir haben festgestellt, dass Kärtchen mit ausländischen Namen länger hängen bleiben“, sagt die junge Frau. Deshalb heißt Achmed jetzt eben Karl und Oleg wird ein Bernd...
Da schüttelt auch Bürgermeisterin Nadine Bogedain den Kopf, die in diesem Jahr die Schirmherrschaft für die Weihnachtswunschbaumaktion übernommen hat. „Ich finde, dass es eigentlich nichts Schöneres geben kann, als Kindern – gerade in diesen Zeiten – zu Weihnachten Freude zu schenken“, sagt sie. Dem ist wohl auch nichts hinzuzufügen.
Wollen Kindern und Jugendlichen auch 2024 wieder ein schönes Fest bereiten (v.l.): Jessica Aengenheister, Jörg Giesen, Katja Ververs, Agnes Quinders, Nadine Bogedain, Linda Linde (Sparkasse am Niederrhein) und Tobias Hünnekes. NN-Foto: vs