
Kantor Rolf Pester in den Ruhestand verabschiedet
Organistin Birgit Bernitt übernimmmt die Leitung der Issumer Kantorei
ISSUM. Er wollte gar nicht nach Issum. Als junger Lehrer wollte Rolf Pester, wie viele Berufsanfänger, in eine größere Stadt. Für Angermund, ein Stadtteil Düsseldorfs, hatte er schon gepackt. „Mit der Absicht, dass ich keine Beschwerde mehr einlegen kann, wurde mir von der Schulbehörde am 4. April mitgeteilt, dass ich mich am 4. April in Issum einfinden soll“, eröffnete Rolf Pester den Gratulanten bei seiner Verabschiedung. „Ich habe mich in Issum trotzdem sehr wohl gefühlt“, sagte er bewegt bei der Feierstunde im Rathaus. Kurz zuvor hatte er im Erntedankgottesdienst zum offiziell letzten Mal die Kantorei geleitet. Mit ihm als Leiter und Gründer blickt die Kantorei auf 60 Jahre zurück.
Für die Evangelische Kirchengemeinde Issum dankte Pfarrerin Yvonne Brück der Kantorei und ihrem Leiter Rolf Pester: „Danke für alles was ‚Alltag‘ war, aber keine Selbstverständlichkeit ist.“ Der stellvertretende Bürgermeister Stefan Sablowski würdigte Rolf Pester für dessen kulturellen Verdienste in Issum. Der Geehrte freute sich über viele Vertreter aus Vereinen und Einrichtungen. Nicht wenige kennen Pester auch noch als Lehrer. Dabei steht der emsige Musicus eigentlich nur ungern im Mittelpunkt.
Neben vielen Auszeichnungen gehört Pester zu den wenigen, der aufgrund seines herausragenden ehrenamtlichen Einsatzes für die Musik den Titel „Kantor“ tragen darf. In den 60 Jahren seit 1965 organisierte Pester 130 große Konzerte, in der Regel zwei pro Jahr, die Kantorei begleitete regelmäßig Gottesdienste, auch Theaterstücke brachte er mit seinen Schülern auf die Bühne. Neben der Qualität der Aufführungen ist dem Kantor kulturelle Bildung ein Anliegen. So wusste sein Publikum nachher immer mehr als vorher. „Bach ist mehr als Musik und Geradesitzen“.
Bescheidenheit ist eine weitere Charaktereigenschaft Pesters. „Ich wusste immer nur einen Fingerzeig mehr als die Kantorei“, erklärte er. Dem Kulturschaffenden ist Augenhöhe wichtig. Er konnte darum auch falsche Töne akzeptieren, „nächstes Mal wird es wieder besser sein“. Die Musik motivierte ihn, er motivierte die Mitglieder der Kantorei. Woche für Woche, Probe für Probe.
Gerhard Hermsen hat zu Ehren des Kantors im „Issumer Histörchen“ am Rathaus eine Ausstellung eingerichtet, die Dokumente aus 60 Jahren Kantorei zeigt. Darin Konzertplakate, Bilder und Zeitungsartikel, ein karnevalistischer Ko&Ka-Gehrock und ein Issumer Taktstock, der sogar älter ist als die Kantorei.
Die Organistin der Gemeinde, Birgit Bernitt, übernahm am Sonntag die Leitung der Kantorei: „Natürlich sind klassische Werke weiterhin ein Schwerpunkt, ich möchte das Repertoire auch für moderne Lieder öffnen“. Pester sagt dem Dirigat zwar Adieu, doch die Musik lässt er nicht los: Der Kantorei gehört er weiterhin gerne als Sänger an. Probe ist übrigens jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Gemeindehaus, Gelderner Straße 20.

Rolf Pester dankt Gerhard Hermsen für die Ausstellung.
Rolf Pester mit Pfarrerin Yvonne Brück.Fotos: privat