Käse, Buch und Bronzestatue
Am Sonntag, 11. Mai, findet auf Gut Hogefeld in Rindern ein Fest zu Ehren der Käse-Pionierin Maria Reymer statt
RINDERN. Der 11. Mai 1825 war ein Mittwoch und ist längst zu einem bedeutenden Datum zum Thema Käse am Niederrhein geworden, denn damals legte eine junge Frau namens Maria Reymer den Grundstein für die Käseproduktion am Niederrhein und sorgte damit auch dafür, dass sich die Region zur wichtigsten Milchregion Nordrhein-Westalens entwickelte.
Damals begann der unaufhaltsame und bis heute anhaltende Aufstieg des niederrheinischen „Schnittkäses nach Holländer Art“ zum Grundnahrungsmittel. 200 Jahre später fällt der 11. Mai auf einen Sonntag – wie gemacht also für ein Familienfest zum 200. Geburtstag. Der Ort: das Gute Hogefeld im Klever Ortsteil Rindern. Wo heute mehr als 100 Pensionspferde gehalten werden, begann damals die niederrheinische Käsegeschichte. Davon zeugt ein Käsemuseum in den Kellerräumen.
Für den 200. Jahrestag haben sich der Verein für Kultur und Geschichte in Rindern sowie die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW einiges einfallen lassen. Bereits vor einem Jahr begannen die Planungsgespräche. Das Ergebnis: Ein Fest für die ganze Familie mit Führungen durch das Museum, einer Filmvorführung zum Thema Käseherstellung, einer Hüpfburg für die kleinen Gäste, einem Glücksrad und reichlich kulinarischen Angeboten. Neben Kaffee und Kuchen, kalten Getränken, Schmörkes, Bratwurst, Popcorn, Bier und Wein gibt es etwas ganz Besonderes, denn die in Kranenburg ansässige Familienkäserei Aurora hat zum Jubiläum eigens einen Käse kreiert: „Jade Gold“ ist sozusagen die Käse gewordene Hommage an eine Pionierin. Manon ten Dam von Aurora: „Vor 200 Jahren war Maria Reymer ihrer Zeit weit voraus. Als junge Frau erkannte sie die Chancen, die die Käseherstellung für ihre Heimat bot. Heute fühlen wir uns vom Pioniergeist von Maria Reymer inspiriert. Wie sie damals setzen auch wir in erster Linie auf handwerkliches Können und regionale Stärke.“
Ebenfalls zum 200. Jubiläum wird es eine Bronzestatue geben, die – natürlich – Maria Reymer zeigt. Angefertigt wurde die Statue von Marita Müller aus Uedem. Enthüllt wird das Kunstwerk bei einem nicht öffentlichen Festakt am Tag vor dem eigentlichen Jubiläum. Und dann gäbe es da noch ein Kinderbuch über die Käse-Spionin vom Niederrhein. Den Text hat Frank Mehring, Leiter des Museums Arenacum in Rindern, geschrieben. Illustriert wurde das Buch mit mehr als 30 Aquarellen von der ebenfalls in Rindern lebenden Künstlerin Joke Ruis.
Und dann wäre da noch Isabelle Schulte Spechtel, die 20-jährige Tochter des Gutsbesitzers Christian Schulte Spechtel, die zum Jubiläum – natürlich im historischen Gewand – in die Rolle von Maria Reymer schlüpfen wird. „Das ist für mich eine große Ehre und als mein Vater mich fragte, habe ich sofort Ja gesagt“, erinnert sich Schulte Spechtel, die der echten Maria Reymer fast ein bisschen ähnlich sieht. Zum Jubiläum wird also in der Tat einiges (auf)geboten. Gäste sind an diesem Sonntag von 11 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt willkommen.
Übrigens: „Käse wurde am Niederrhein schon im 15. Jahrhundert hergestellt“, heißt es in einem Informationstext des Käsemuseums. „So war der Kranenburger Käse ‚Waltkesen‘ weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt und diente zuweilen sogar als Zahlungsmittel für Weiderechte. Im Lauf der Zeit ging jedoch das Wissen der ‚Käsemacherei‘ verloren und der Käse musste von den holländischen Nachbarn teuer importiert werden. Die Holländer hüteten das Geheimnis der Käseherstellung streng. Maria Reymer, die zu Verwandten ins niederländische Etten geschickt wurde, kam nach einem Jahr mit umfangreichen Kenntnissen zurück und errichtete auf Gut Hogefeld eine Käserei – die erste am Niederrhein.“
So fing es an und eines ist sicher: Ein Ende ist nicht abzusehen. Maria Reymer wurde 49 Jahre alt und starb 1852.
Im Keller von Gut Hogefeld befindet sich das Käsemuseum. NN-Foto: HF
Maria Reymer nach einer Zeichnung des Malers J. B. Sonderland, 1855. NN-Foto: HF
Isabelle Schulte Spechtel doubelt Maria Reymer und zeigt den zu Ehren der Pionierin entwickelten Käse „Jade Gold“, der am 11. Mai natürlich verkostet werden kann. NN-Foto: HF