Hinrich Kley-Olsen neben der Statue von Hanns Dieter Hüsch in Moers. Foto: privat
23. April 2025 · Niederrhein

In Gedenken an einen bekennenden Niederrheiner

100. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch: Kreisweite Veranstaltungen zum Gedenkjahr

NIEDERRHEIN. Hanns Dieter Hüsch – diesen Namen habe viele Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest einmal gehört. Wer nicht, wird das in den nächsten Monaten vielleicht öfter: 2025 ist nämlich in doppelter Hinsicht ein Gedenkjahr für den bekannten Niederrheiner.

Neben seinem 20. Todestag am 6. Dezember würde der Kabarettist am 6. Mai seinen 100. Geburtstag feiern. Dass die Beschreibung „Legende“ keine Übertreibung ist, weiß Hinrich Kley-Olsen aus Nieukerk. Als Rezitator und Vorsitzender vom Freundeskreis Hanns Dieter Hüsch ist er an der Organisation des Gedenkjahres von Moers aus beteiligt, wo Hanns Dieter Hüsch geboren wurde und begraben liegt.

Beobachter und Erzähler

53 aktive Jahre und 70 eigene Programme: „Ich kenne niemanden, der so lange aufgetreten ist. Das macht Hanns Dieter Hüsch besonders“, sagt Kley-Olsen.

Aber was zeichnet sein Schaffen überhaupt aus? Seine Texte waren vor allem eines: vielseitig. Mal kabarettistisch, mal poetisch, mal christlich, mal politisch, hatten seine Werke – schließlich war er bekennender Niederrheiner – immer wieder auch Bezug zu seiner Heimat. Hanns Dieter Hüsch erzählte Geschichten aus dem Leben – als Kabarettist, Schriftsteller, Liedermacher, Rundfunkmoderator und sogar als Schauspieler und Synchronsprecher.

Erfahrungen, aus denen er schöpfen konnte, machte er schon im Kindesalter. Nicht wenig Zeit verbrachte er damals an der Seite seiner Mutter, als sie in der Kneipe ihres Vaters arbeitete. Doch am nachhaltigsten prägte Hüschs Entwicklung wohl ein Geburtsfehler: „Er kam mit verdrehten Füßen zur Welt“, sagt Hinrich Kley-Olsen. Bis zu seinem 14. Lebensjahr musste er sich vielen Operationen in der Orthopädischen Klinik in Viersen-Süchteln unterziehen. „Somit hatte er wenig Gelegenheit, mit anderen Kindern zu spielen.“ Daraus ergaben sich aber auch Vorteile: Weil er fast gar nicht anders konnte, entwickelte er sich zu einem guten Beobachter und Zuhörer. Bewaffnet mit Block und Bleistift schrieb er schon früh seine ersten Geschichten.

„Ich glaube, er fand vieles kurios“, sagt Hinrich Kley-Olsen. Vor allem habe das wohl für die Eigenarten der Menschen gegolten, für ihre stereotypen (Wert)Vorstellungen und wie sie miteinander umgehen. „Er beschrieb immer Zwischenmenschliches.“ Davon nahm er sich auch selbst nicht aus, wie etwa die Dialoge zu seiner eigenen Ehe zeigen.

Eines der wesentlichen Merkmale seiner Geschichten: Er hielt anderen den Spiegel vor. Etwas sei Hanns Dieter Hüsch nämlich schon früh aufgefallen, sagt Hinrich Kley-Olsen: Vieles, was die Menschen an anderen kritisieren, trifft auf sie selbst genauso zu. „Hanns Dieter Hüsch rüttelte sanft auf: Die Grundlagen des Lebens – Wünsche, Ängste, Liebe, Leidenschaft, Lust und Frust – haben alle Menschen gemein. Sie sind universell. Wir sind gar nicht so viel anders als andere“, erläutert Kley-Olsen.

Dennoch sei Hüsch in seiner Arbeit nie belehrend-dogmatisch oder einseitig politisch gewesen, sondern humorvoll-erzählerisch, mit einem besonderen Gespür für Sprache. „Er war gewissermaßen der Literat unter den Kabarettisten. Er hat niemanden agitiert, sondern eher so geschrieben, dass die Leute sich in den Texten wiederfinden.“

Auch sein eigener Charakter spiegelte diesen Ansatz wider. „Er war ein sehr großzügiger, warmherziger und liebevoller Mensch“, erzählt Hinrich Kley-Olsen, der 1987 zusammen mit seiner Mutter die Gelegenheit hatte, ihn bei einem Essen persönlich kennenzulernen. „Er war dafür, dass die Menschen einander in Ruhe lassen. Friede, Gerechtigkeit, Liebe – dafür stand er. Dabei sollte man sich als Mensch aber nie zu ernst nehmen.“

Zeitlose Themen also, die Hüschs Arbeiten auch heute noch relevant machen. Ein anderes, brandaktuelles Beispiel dafür: „In einem seiner Text geht es darum, dass Faschismus in der Küche anfängt. Oder bei den Kindern, wenn es heißt: ‚Mit dem spielst du nicht.‘“

Seine indirekte, nicht anklagende Art, mit seiner Arbeit für die erwähnten Werte einzustehen, sei jedoch nicht überall auf Gegenliebe gestoßen, sagt Hinrich Kley-Olsen. Kritik gab es mitunter von Studenten der 68er-Bewegung, die in ihren Protesten auf Konfrontation setzen und Hüsch einmal sogar bei einem seiner zahlreichen Auftritte zu einer offensiven Stellungnahme aufforderten.

Originale Aufnahmen

Wer in Hüschs Schaffen eintauchen möchte, kann das auf verschiedene Weise tun. Viele originale Aufnahmen gibt es auf youtube.de, weiterführende Links findet man zudem auf Hinrich Kley-Olsens eigener Homepage unter www.hannsdieterhuesch-rezitiert.de. Dort finden sich auch Infos zu den bevorstehenden Veranstaltungen des Gedenkjahres in der Region.

Wer daran teilnehmen möchte, bekommt viele Gelegenheiten: unter anderem in Sevelen am Mittwoch, 7. Mai; in Kleve am Dienstag, 13. Mai; in Alpen am Freitag, 16. Mai; in Issum am Mittwoch, 21. Mai, und Freitag, 3. Oktober; in Xanten am Mittwoch, 2. Juli; in Walbeck am Mittwoch, 9. Juli und in Geldern am Montag, 10. November.

Erinnerungsbuch zum Gedenkjahr

Zudem ist zuletzt noch ein besonderes Schmankerl für Hüsch-Fans erschienen: Im Erinnerungsbuch „Hanns Dieter Hüsch zum 100. Geburtstag“ von Malte Leyhausen beschreiben 45 Autoren auf 274 Seiten ihre persönlichen Begegnungen mit Hanns Dieter Hüsch. Das Buch ist bestellbar als book on demand über https://buchshop.bod.de/ sowie im Buchhandel erhältlich. Der Erlös kommt dem Freundeskreis Hanns Dieter Hüsch zugute, der sich immer über neue Mitglieder freut. Mehr dazu unter www.hdh-freundeskreis.de.

Hinrich Kley-Olsen neben der Statue von Hanns Dieter Hüsch in Moers. Foto: privat