Jochen Kemkes aus Emmerich ist einer der zahlreichen „Volunteers“, die im Burgers‘ Zoo arbeiten. NN-Foto: vs
3. August 2024 · Niederlande

„Immer in Bewegung bleiben“

Der Burgers‘ Zoo in Arnheim hat zahlreiche „Volunteers“: Jochen Kemkes aus Emmerich ist einer von ihnen

ARNHEIM. „Ich genieße es einfach, hier zu sein“, sagt Jochen Kemkes und erklärt, weshalb die Mangroven auch „laufende Bäume“ genannt werden und warum auch für die selbstbewussten Winkerkrabben der Wechsel von Ebbe und Flut wichtig ist. Jochen ist schon als kleiner Junge häufig mit seinen Eltern im Burgers Zoo gewesen – und hat es geliebt. Heute ist er 70 Jahre alt, fit wie ein Turnschuh und als „Volunteer“ an mindestens einem Tag in der Woche als Ansprechpartner für die deutschsprachigen Gäste vor Ort. Er beantwortet Fragen, erzählt etwas über die Tiere, die hier leben oder gestaltet kurzweilige Führungen durch den tropischen Regenwald „Rimba“ oder die Mangrove, seine Lieblingsbereiche in dem weitläufigen Zoo, der von Johan Burgers gegründet wurde und in diesem Jahr in Arnheim sein 100. Jubiläum feiert.

Viel Freude an Gesprächen mit Besuchern

„Es macht unglaublich viel Spaß, mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen“, sagt der Emmericher, der bei der Stadt gearbeitet und eine sinnvolle Beschäftigung für „die Zeit danach“ gesucht hat. „Es ist gar nicht so leicht, hier als Freiwilliger angenommen zu werden“, weiß er aus eigener Erfahrung. Es gibt strenge Vorschriften und man muss ziemlich viel lernen, bevor man loslegen darf. „Die Anforderungen sind hoch“, sagt der Pensionär, „aber genau das finde ich gut: Man wird gefordert und lernt ständig dazu!“ Jochen ist einer von rund 230 Freiwilligen, die im Burgers‘ Zoo arbeiten. Seinen „Dienstplan“ erstellt er sich selbst. „Das läuft alles online“, erklärt er. Man sucht sich eigenständig seine bevorzugten Tage oder eine Führung aus und trägt sich ein. Fertig. Gern erzählt Jochen den Besuchern auch von den Projekten, mit denen sich der Burgers‘ Zoo für sensible Naturgebiete in der ganzen Welt einsetzt. So stehen die Mangroven im Burgers Zoo für eine 400 Quadratkilometer große Fläche in Belize (Mittelamerika), für deren Schutz sich der Zoo schon seit über 30 Jahren einsetzt. Das Areal wird rund um die Uhr von Rangern bewacht, bedrohte Tierarten werden dort ausgewildert und die Kinder lernen in der Schule, weshalb es wichtig ist, die Mangroven zu erhalten.

Daneben arbeitet der Burgers‘ Zoo als Mitglied des europäischen Zooverbands eng mit Tierparks und Aquarien in ganz Europa zusammen. Ein „Exportschlager“ sind zum Beispiel die selbst gezüchteten Korallen. Das Arnheimer Riff wächst so gut, dass jedes Jahr Hunderte von Kolonien „geerntet“ und an andere Zoos und Aquarien verschenkt werden können. Erst im März haben sich 86 Weichkorallen, fünf Steinkorallen und sechs Seeanemonen auf den Weg zum Berliner Zoo gemacht. Der Burgers‘ Zoo ist auch der weltweit erfolgreichste Züchter von gefleckten Adlerrochen. Insgesamt 72 dieser Knorpelfische wurden hier bislang geboren. Im vergangenen Jahr ist das erste Jungtier der zweiten Generation in den Tierpark Hagenbeck umgezogen. Aber nicht nur die Aquarien-Bewohner sind gefragt: Im Oktober 2023 wurde ein Erdferkelmännchen auf eine wichtige Mission in den Kölner Zoo geschickt. Hier sollte der Termitenliebhaber für Nachwuchs sorgen und damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Population liefern. „Das hat im ersten Anlauf leider nicht geklappt, aber wir werden es wieder versuchen“, sagt Bas Lukkenaar aus der Abteilung für PR und Kommunikation. Der Burgers‘ Zoo kümmert sich nämlich als Koordinator des Populationsprogramms um die genetische Vielfalt dieser Art, denn in Europa herrscht ein eklatanter Männermangel bei den Erdferkeln: Es gibt fast doppelt so viele Weibchen wie Männchen.

„Frisches Blut“ für die Giraffen

Mit Bas geht es auch zu den Giraffen, denn hier hier gibt es Neues. Ein vor wenigen Wochen aus einem Zoo im Süden der Niederlande angekommener Hengst soll für genetische Auffrischung dieser bedrohten Art sorgen. Acht Tiere leben in Burgers‘ Safari. Sie teilen sich das große Freilauf-Areal mit Zebras, Gnus, Nashörnern und weiteren Savannen-Bewohnern. Der Burgers‘ Zoo setzt generell auf die Nähe zwischen Mensch und Tier, achtet dabei aber auch auf Rückzugsmöglichkeiten. „Wir arbeiten ständig daran, das Erlebnis für die Besucher noch schöner zu machen und auch den Lebensraum der Tiere besser zu gestalten“, erklärt Bas. Deswegen wird zurzeit etwa das Elefantengehege vergrößert und im Innenbereich mit schalldichten Scheiben ausgestattet. „Man muss immer in Bewegung bleiben“, findet Bas.

„Ich mag die Idee mit den verschiedenen Ökodisplays“, sagt Jochen Kemkes, während die bunten Schmetterlinge in Burgers‘ Mangrove um ihn herumfliegen. Ein kleiner Vogel zwitschert derweil schrill und erstaunlich laut auf einem Ast über ihm. „Man kommt hier in der Mangrove sehr nah an die Tiere heran, sollte aber darauf achten, trotzdem Abstand zu halten“, sagt er. Für ihn ist wichtig, dass die Besucher auch etwas lernen – über die Natur und die Tiere. Nur so könne man erreichen, dass die Menschen Wertschätzung für diese ökologische Vielfalt empfinden und sich für deren Erhalt engagieren. Deutsche, die sich für einen Job als Volunteer interessieren, können sich per Mail an info@burgerszoo.nl wenden. Weitere Infos zum Zoobesuch und zu den Projekten findet man unter burgerszoo.de.

Jochen Kemkes aus Emmerich ist einer der zahlreichen „Volunteers“, die im Burgers‘ Zoo arbeiten. NN-Foto: vs